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Anthropogeographie

Erst Tempel, dann Palastzugang

Uxuls Wandel unter der Fremdherrschaft

Rekonstruktion des spätklassischen Eingangsgebäudes zum Palast mit dem darunterliegenden Tempel aus der frühen Klassik. © Archäologisches Projekt Uxul / Universität Bonn

Besonders genau konnten die Auswirkungen der Fremdherrschaft in Uxul an den Ausgrabungen im Königspalast in den Jahren 2011 bis 2015 verfolgt werden. Von den mindestens elf Gebäuden, mehreren Plattformen und Begrenzungsmauern dieser 130 mal 130 Meter großen Palastanlage wurde das Zugangsgebäude zum Palast, ein repräsentativer Bau von 60 Meter Länge und fast 10 Meter Höhe, am intensivsten untersucht.

Das Zugangsgebäude ist mit seiner rund 450 Jahre umspannenden, aber im Grunde nur aus zwei Hauptkonstruktionsphasen bestehenden Baugeschichte repräsentativ für mehrere historische Schlüsselmomente in der Entwicklung Uxuls. Die erste Konstruktionsphase fällt in die Zeit der frühen Besiedlung und Bebauung des zentralen Plateaus um 300 n. Chr.

Wandmalerei des fischenden Regengotts vom Durchgang zwischen den beiden Räumen des Tempels, auf etwa 300 n. Chr. datierbar. © Archäologisches Projekt Uxul / Universität Bonn

Ein Tempel für den Wassergott

Damals wurde ein Tempel errichtet, der eventuell einer Wassergottheit gewidmet war. Er bestand aus zwei nebeneinanderliegenden kleinen Räumen, die mittig durch einen Durchgang voneinander getrennt waren. Die Fassade und die Räume des Gebäudes waren in leuchtendem Rosa, Rot und Orange gestrichen. Durch den leicht erhöhten Boden des Tempels verlaufen mehrere, teilweise offen liegende Abflusskanäle, die während der Regenzeit die Wassermassen von den höherliegenden Bereichen südlich des Gebäudes zu den tieferliegenden Gebieten nördlich des Tempels leiten sollten.

In der Grabungskampagne des Jahres 2013 entdeckten wir an einer Seite des Durchgangs zwischen den beiden Räumen ein Wandgemälde, das einen unbekleideten Fischer mit einem Paddel in der einen Hand, einem Fisch in der anderen und einem Korb voller Fische darstellt. Vermutlich handelt es sich um eine Manifestation des für die Maya so wichtigen Regengottes Chaak. Dieser Tempel ist mit seinen bescheidenen Ausmaßen sinnbildlich für das kleine, aber unabhängige Königtum Uxul der Frühen Klassik.

Hieroglyphen und ein toter Prinz

Ungefähr um 650 n. Chr. wurde der Tempel vollständig vom großen Zugangsgebäude zum neu errichteten Palastkomplex von Uxul überbaut. Als wir die südliche Treppe zu diesem Gebäude freilegten, fanden wir mehrere Hieroglyphentafeln, von denen einige die mächtigen Herrscher der Kaan-Dynastie beim rituellen Ballspiel darstellen. Das lässt auf einen tief greifenden Einfluss Calakmuls auf das rituelle und politische Leben schließen.

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Blick in die Grabkammer des Maya-Prinzen von Uxul © Archäologisches Projekt Uxul / Universität Bonn

Bei einem Grabungsschnitt in einem der Räume des Eingangsgebäudes wurde eine reich ausgestattete Grabkammer entdeckt. Die spektakulären Grabbeigaben, insbesondere die zum Teil reliefverzierten und bemalten Keramiken, weisen große Ähnlichkeiten zu denen von Calakmul auf. Die Inschriften auf den Keramikgefäßen deuten darauf hin, dass es sich bei dem Bestatteten um einen Prinzen handelte, der jedoch nicht in direkter Linie der Thronfolge stand.

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Nikolai Grube, Kai Delvendahl (Archäologisches Projekt Uxul/ Universität Bonn)/ DFG Forschung
Stand: 28.08.2015

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Im Sog der Großen
Archäologen erforschen die Maya-Stadt Uxul

Auf dem Weg nach Uxul
Ausgrabungen im Dschungel Mexikos

Stadt auf dem Plateau
Geschichte und Struktur der Maya-Stadt Uxul

Erst Tempel, dann Palastzugang
Uxuls Wandel unter der Fremdherrschaft

Das Ende
Calakmuls Niedergang brachte auch Uxul zu Fall

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