Anzeige
Forscher / Entdecker

Errungenschaft mit Schattenseiten

Nobels Dynamit bringt Fortschritt – und Tod

Fast ein Jahrtausend lang haben die Menschen nur Schwarzpulver als Explosivstoff gekannt. Für große Sprengungen ist die Substanz aber zu schwach. Nobels Dynamitsprengstoffe läuten nun eine neue Ära ein: Sie sind die ersten Stoffe, die die Kraft des Pulvers bei weitem übertreffen und gleichzeitig vergleichsweise gut handhabbar sind – auch wenn es immer wieder zu Unfällen damit kommt.

In kürzester Zeit wird Nobels Dynamit zum führenden Produkt auf dem weltweiten Sprengstoffmarkt. © Gemeinfrei

In kürzester Zeit wird die Erfindung Nobels zum führenden Produkt auf dem weltweiten Sprengstoffmarkt. Mit ihrer Hilfe lassen sich Eisenbahnen und Straßen bauen, Tunnel, Kanäle und Bergwerke errichten. Das Dynamit ermöglicht Vorhaben, von denen ehrgeizige Bauherren zuvor nur träumen konnten.

Türöffner für den Gotthard-Tunnel

Die neuen Sprengstoffe bewähren sich bei so großen Projekten wie dem Bau des 15 Kilometer langen Gotthard-Tunnels, der sich unter den Gipfeln des gleichnamigen Gebirgsmassivs in der Schweiz hindurchwindet. Für das Vorhaben werden rund einen Meter tiefe Löcher in den Berg gebohrt, anschließend mit Dynamit gefüllt und gesprengt. Auch beim Bau des Panamakanals kommen die Sprengstoffe zum Einsatz.

Gotthard-Tunnelportal bei Göschenen um 1889 © Giorgio Sommer/ CC-by-sa 4.0

Doch mit dem Dynamit ist nicht nur ein kraftvolles Sprengmittel für den industriellen Einsatz erfunden, sondern auch eine gefürchtete Waffe. Noch bevor Nobel seinen Sprengstoff in Form der Sprenggelatine perfektioniert und damit noch explosionsstärker macht, kommt das Dynamit im Deutsch-Französischen Krieg erstmals zur grausamen Anwendung.

Gefährliche Waffe

Auch bei einer Welle terroristischer Anschläge, die Ende des 19. Jahrhunderts über Europa rollt, spielt das Dynamit eine Schlüsselrolle. Zahlreiche Revolutionäre und Anarchisten aus der Arbeiterklasse erheben sich gegen die Regierenden und richten mit dem Sprengstoff erheblichen Schaden an – es kommt so häufig zu Dynamitanschlägen, dass für die Attentäter der Begriff Dynamitarden geprägt wird.

Anzeige

Ihr prominentestes Opfer wird Zar Alexander II. von Russland. Ihn tötet eine Dynamitbombe während einer Kutschfahrt durch St. Petersburg. Angesichts des massenweisen Missbrauchs des Sprengstoffs sehen sich viele Staaten in Europa dazu gezwungen, den Zugang zu Dynamit und anderen Sprengstoffen zu reglementieren.

Das Deutsche Reich etwa erlässt 1884 das sogenannte Dynamit-Gesetz gegen den „verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen“. Obwohl Nobel seine Erfindung nie für den blutigen Einsatz vorgesehen hat, wird sie schließlich doch genau zu diesem Zweck immer häufiger eingesetzt. Seine Erfindung – sie ist Fluch und Segen zugleich.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. weiter
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Oster-Special
Von Mondkalendern, Ostereiern und Feldhasen

In Bewegung bis heute
Die Entstehung und Entwicklung der Alpen

Der Mensch stammt vom Affen ab!
"... lasst uns beten, dass es nicht allgemein bekannt wird!"

Die Neurobiologie des Vergessens
Vergessen und Erinnern sind eng verknüpft

Nährmedien im Labor
Was Stammzelle und Co zum Wachsen bringt

Forschung am "dritten Pol"
Von der Klimavergangenheit lernen

Spermien in Gefahr
So stark hat die Spermienzahl bereits abgenommen

Philodems Erbe
Ein Schatz begraben unter Asche und Gestein

Somnambule Marionetten
Hypnose in Fiktion und Geschichte

Rätsel um "Furcht" und "Schrecken"
Warum sind die Marsmonde so anders?

Am Anfang war das Plasma
Das Wesen des vierten Zustands

Lunare Renaissance
Warum wollen wir zurück zum Mond?

In einer eigenen Welt

Wie äußert sich Autismus?

Sensibles Gleichgewicht
Warum Kippelemente eine so große Wirkung haben

Beulen, Bögen, Wellen
Neuentdeckte Strukturen in unserer Galaxie

Vom Schulverweis zur Nobelpreis-Ehrung
Wilhelm Conrad Röntgens einzigartige Laufbahn

Tunnel, Licht und schwebende Seele
Was kennzeichnet Nahtod-Erfahrungen?

Wer war Kleopatra?
Leben im geistigen Zentrum der antiken Welt

Das härteste Mineral der Welt
Was den Diamanten so widerstandsfähig macht

Was ist ein Gedankenexperiment?
Raumfahrer-Zwillinge und eine antike Schildkröte

Emanzipation der Natur
Rewilding als Hilfe zur Selbsthilfe für Ökosysteme

Bakterientötende Viren
Was sind Phagen?

Mysterium Proton
Rätsel um die starke Wechselwirkung

Wie Boden entsteht
Ein jahrzehntelanger Prozess

Energiesparer der Extraklasse
Die Überlebensstrategie des Faultiers

Ein Schleim aus Bakterien
Wie Mikroben sich zum Biofilm zusammenschließen

Signal und Rauschen
Was Wetterextreme prägt

Ein Weg aus der Energiekrise?
Was sind SMRs und was versprechen sie?

Das unterschätzte Organ
Was leistet unsere Leber?

Sehen und wahrnehmen
Wie die visuelle Wahrnehmung funktioniert

Dampfender Trend
Rauchen auf die andere Art

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema