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Medizin

EPO und Wachstumshormone als Maß aller Dinge

Die aktuellen "In"-Wirkstoffe der Dopingszene

EPO-Doping gibt es nicht nur in Ausdauersportarten © IMSI MasterClips

Spätestens seit Mitte der 80er Jahre gibt es neue „In“-Wirkstoffe in der Dopingszene. Peptid- und Glykoproteinhormone wie Erythropoietin, kurz EPO, oder HGH, das Wachstumshormon, sind mittlerweile für die dopingwilligen Sportler nicht nur in den Ausdauersportarten das Maß aller Dinge.

Zwar tauchen sie bereits seit längerer Zeit auf den Dopinglisten auf, juristisch abgesicherte Nachweisverfahren existieren aber erst seit kurzem. Erstmals bei den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 wurden beispielsweise EPO-Kontrollen durchgeführt. Schon die Androhung dieser Maßnahme zeigte Wirkung. 27 Sportler zog allein die Volksrepublik China kurz vor den „Green Games“ in Australien zurück, weil positive Dopingkontrollen zu befürchten waren.

Was ist EPO?

Erythropoetin ist ein in der Niere produziertes körpereigenes Hormon, das die Bildung roter Blutzellen – Erythrozyten – in den Stammzellen des Knochenmarks anregt. Erythrozyten binden in der Lunge Sauerstoff und transportieren ihn zur Versorgung der Zellen in die verschiedenen Körperorgane wie beispielsweise die Muskulatur. Die EPO-Wirkung bei der Erythrozytenbildung wird verstärkt durch verschiedene andere Hormone, wie zum Beispiel Androgene, Thyroxin und das Wachstumshormon.

Seit 1983 ist es möglich EPO gentechnisch herzustellen. Ursprünglich produziert zur Verwendung durch Patienten mit Blutarmut wurde EPO daraufhin zum vermutlich weltweit umsatzstärksten Biotechnologie-Produkt überhaupt.

Auch bei Sportlern erfreute sich EPO schnell großer Beliebtheit, lagen doch die Vorteile auf der Hand: Eine durch EPO-Einnahme gesteigerte Anzahl an roten Blutzellen verbessert die Sauerstoffaufnahmekapazität des Bluts und bewirkt im Endeffekt eine Steigerung der Ausdauer. Um es auf eine kurze Formel zu bringen: „mehr Sauerstoff = mehr Ausdauer = bessere Leistung“. Eddy Planckart, belgischer Radrennfahrer beschreibt 1998 seine Erfahrungen mit EPO so: „EPO ist ein phantastisches Produkt. Wenn du es nimmst und die Konkurrenz nicht, hast du zwölf bis 15 Prozent Vorteil. Ich habe es mit Erfolg benutzt. Das Problem ist heute, dass es auch schwächere Fahrer nehmen.“

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EPO-Missbrauch an der Tagesordnung?

EPO war und ist nach Ansicht von Experten im Hochleistungssport weit verbreitet. Viele Wissenschaftler gehen beispielsweise im Radsport davon aus, dass in der Vergangenheit mindestens 50 Prozent aller Fahrer zu EPO gegriffen haben, andere sprechen sogar von 90 Prozent. Einige Spitzenfahrer, darunter der ehemalige Tourzweite Alex Zülle gaben den EPO-Missbrauch im Rahmen des Tourskandals 1999 sogar zu. „Belohnt“ wurden sie dafür mit einer besonders kurzen Sperre.

Neben EPO gibt es seit einiger Zeit aber auch das Mittel Darbepoetin alpha, das eine ähnliche Aufgabe hat wie EPO, aber länger wirkt und länger nachweisbar ist. Letzteres wurde vermutlich dem Skilangläufer Johann Mühlegg 2002 bei den olympischen Spielen in Salt Lake City zum Verhängnis, als er nach seinem letzten Sieglauf positiv getestet wurde.

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Stand: 20.08.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Doping
Siege, Rekorde und Medaillen um jeden Preis?

Johan Mühlegg, Ben Johnson, Marco Pantani...
Schwarze Schafe oder nur die Spitze eines Eisbergs?

Was ist eigentlich Doping?
Über das Problem einer allgemein verständlichen Definition

EPO und Wachstumshormone als Maß aller Dinge
Die aktuellen "In"-Wirkstoffe der Dopingszene

Von Hämatokritwerten, Nachweismethoden und Sauerstoff-„LKWs“
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