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Anthropogeographie

Entdeckerjahre für Steinkreis-Fans

Die Megalithen von Südengland

Crawfords Methode fand schnell weitere Interessenten und führte zur Neuentdeckung zahlreicher archäologischer Fundstätten. So wurden Luftbilder von Palästina, die die bayerische Fliegerabteilung 304 im Ersten Weltkrieg erstellte, zur bis heute intensiv genutzten Quelle für Archäologen.

Stonehenge in den 20er Jahren, Aufnahme von George Allen © Ashmolean Museum

Von der Landwirtschaft zur Luftbildarchäologie

Mit der Entwicklung der Fliegerei wurde es zunehmend auch Privatleuten möglich, sich Flugzeuge zu leisten. Einer dieser fliegenden Hobby-Archäologen war der Engländer George Allen. Seine Familie besaß eine Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen, und die Technikbegeisterung schließlich veranlasste ihn, Flugstunden zu nehmen. Außerdem war Allen sehr an altertümlichen Denkmalen interessiert und hatte sich schon länger mit den Steinkreisen von Stonehenge beschäftigt.

Als er schließlich selbst in die Luft ging, war er überrascht von der neuen Perspektive: „Zuerst bemerkte ich gar nicht, dass das, was ich aus der Luft sah, genau dieselben Dinge waren, die mich schon lange auf ebener Erde auch interessiert hatten“. Allen wurde schnell klar, dass es nicht nur bekannte Fundstätten aus ungewohnter Perspektive zu entdecken gab, sondern vor allem neue, bisher unbekannte Orte von archäologischer Relevanz.

Steinkreise in Südengland, Aufnahme von George Allen © Ashmolean Museum

Bilder enthüllen Riesen-Steinkreis

Und genau das tat er. Ihm ist die Entdeckung der jungsteinzeitlichen Steinkreise von Dorchester zu verdanken, die denen von Stonehenge oder Avebury ähneln. Selbst Osbert Crawford hatte es bei Überflügen von Dorchester für unwahrscheinlich gehalten, dass es dort Steinkreise geben könne und bezweifelte auch nach Allens Entdeckung deren Existenz. „Der große Durchmesser von 2.200 Fuß macht das unwahrscheinlich. Selbst der Wall von Avebury misst nur 1.400 Fuß“, so der Geograph.

Doch Allen sollte recht behalten. Er hatte den unter der Vegetation verborgenen Steinkreis von Dorchester aufgrund von Unterschieden im Bewuchs, die aus der Luft erkennbar waren, vermutet. Bei Ausgrabungen fand man dann tatsächlich die umgestürzten Megalithe. Das Innere des Steinkreises von Dorchester war allerdings zerstört. Heute sind die Findlinge von Dorchester freigelegt und zumindest der äußere Kreis wurde wiederhergestellt.

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Weil die Luftbildarchäologie in Großbritannien zunehmend systematisch angewandt wurde, gehören die 20er und 30er Jahre zu den Entdeckerjahren der vor allem in Südengland besonders häufig vorkommenden Kreisgrabenanlagen, der Steinkreise und Henges. Stonehenge oder Avebury waren lange als jungsteinzeitliche Gräber bekannt, die darüber hinaus auch zu astronomischen Zwecken genutzt wurden. Wo derartige Anlagen allerdings verschüttet oder zerstört wurden, waren sie aufgrund ihrer Größe zu ebener Erde nicht erkennbar. Erst die Luftbildarchäologie führte zur Wieder-Entdeckung zahlreicher weiterer, in vergessener geratener Grabanlagen, wie Woodhenge bei Amesbury.

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Stand: 29.02.2008

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Luftbildarchäologie
Wenn Archäologen zur Cessna statt zum Spaten greifen

Pioniere mit Ballon und Doppeldecker
Die Anfänge der Luftbildarchäologie

Entdeckerjahre für Steinkreis-Fans
Die Megalithen von Südengland

4.000 Jahre verdeckte Geschichte
Der Tavoliere in Apulien

Trockenheit als Standortvorteil
Welche Faktoren erhöhen die Erfolgschancen der Luftbildarchäologie?

Wenn der Weizen im Trocknen steht
Das Alphabet der Luftbildarchäologie

„Fliegen allein reicht nicht“
Der Entdecker des Sonnenobservatoriums in Goseck im Interview

Meister des Wassermanagements
Brunnengalerien an der Seidenstraße

Cessna oder Google Earth?
Von Luft- zu Satellitenbildern

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