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Phänomene

Eier besser als ihr Ruf?

Von Cholesterin und Karotinoiden

Es ist weiß, braun und manchmal sogar grün, hat keinen Anfang und kein Ende und gehört zum täglichen Leben ganz einfach dazu – das Hühnerei. Während man in den 1950er und 1960er Jahren ein frisches Frühstücksei noch ohne schlechtes Gewissen genießen konnte, war es damit spätestens um 1970 herum vorbei.

Denn damals stellten Wissenschaftler in den USA fest, dass Eier relativ viel Cholesterin enthalten. In größeren Mengen genossen, galten sie ab da zumindest als mitschuldig an schlechten Blutfettwerten, Arteriosklerose und damit auch an Herzinfarkten und anderen Erkrankungen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien – teilweise an Tieren – schienen diese These lückenlos zu bestätigen.

Nie wieder Eier und Wurst?

Ostereier aus dem Supermarkt © Walter J. Pilsak/ GFDL

Kein Wunder, dass in der Folge in vielen Ländern Aufklärungskampagnen zu den Gefahren von ungesunder, weil zu fettreicher Ernährung gestartet wurden. Darin warnten Mediziner vor den möglichen Folgen eines zu hohen Cholesterinspiegels und rieten vom Verzehr vor allem von Eiern und Wurst ab. Zudem überschwemmte eine Flut von cholesterinfreien Lebensmitteln den Markt. Und viele Ärzte verschrieben in der Folge cholesterinsenkende Medikamente – nicht selten sogar vorsorglich. Auch heute erhalten noch immer mehr als 25 Millionen Menschen solche Präparate.

Dabei gibt es mittlerweile deutliche Zweifel an der pauschalen Verurteilung von Cholesterin. „Cholesterin ist für den Körper unentbehrlich. Es ist ein Baustein jeder Körperzelle und der Organismus braucht es, um zum Beispiel Hormone oder Vitamin D zu bilden. Auf die Zufuhr durch Nahrung ist er dabei nicht unbedingt angewiesen, aber wir nehmen leider mit der Nahrung mehr Cholesterin auf als empfohlen“, sagte beispielsweise Claudia Röttger, die Chefredakteurin vom Apothekenmagazin Senioren Ratgeber, in einem Interview im März 2008.

„Gutes“ und “schlechtes“ Cholesterin

Heute unterscheidet man dabei aber zwischen „gutem“ oder HDL-Cholesterin und „schlechtem“ LDL-Cholesterin. Die so genannten High Density Lipoproteine (HDL) dienen als Transportvehikel für überflüssiges Cholesterin beispielsweise aus den Arterien und bringen es zur Leber. Später wird es dann über die Galle ausgeschieden.

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Die Low Density Lipoproteine (LDL) dagegen sorgen für einen Cholesterinfluss in die entgegensetzte Richtung, zu den Arterien hin. Wie wissenschaftliche Studien gezeigt haben, ist zu viel LDL-Cholesterin im Blut an der Entstehung von Arteriosklerose und koronaren Herzkrankheiten beteiligt.

Als normal gilt heute ein Gesamtcholesterinwert von 200 bis 240 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) Blut. Der LDL-Anteil sollte dabei unter 135 mg/dl liegen, die HDL-Fraktion über 45 (bei Männern) beziehungsweise 35 (bei Frauen).

Viele Vitamine und Spurenelemente

Neue Studien haben den Ruf des Eis noch weiter verbessert. So ist in ihnen nach neuen Messungen doch nicht so viel Cholesterin enthalten, wie zunächst angenommen. Zudem konnten Wissenschaftler keinen Beweis für einen direkten Zusammenhang zwischen dem Eierkonsum und wichtigen Herzerkrankungen erbringen.

Und noch eine Tatsache spricht für das Ei: Es enthält neben Cholesterin viele Vitamine, aber auch Mineralstoffe wie Calcium. Dazu kommen Spurenelemente wie Jod, das beispielsweise unentbehrlich für die Bildung von wichtigen Schilddrüsenhormonen ist.

Eier von glücklichen Hühnern helfen gegen Falten

Eier von Hühnern aus Grünlandhaltung können die Haut vor Alterung und Krebs schützen, denn sie enthalten doppelt so viele gelbe Farbstoffe wie herkömmliche Eier. Diese so genannten Karotinoide sind Antioxidantien, die freie Radikale einfangen und unschädlich machen können. Das haben Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin um Dr. Karoline Hesterberg und Professor Jürgen Lademann im Jahr 2007 in einer Studie gezeigt.

Wie die Forscher ermittelten, enthalten die Eier der Grünlandhühner unter anderem das besonders effektive Karotinoid Lycopin, das sonst eher in Obst und Gemüse vorkommt. Da der Mensch die Karotinoide nicht selbst im Organismus bilden kann, muss er sie über die Nahrung aufnehmen. Je mehr Antioxidantien das Essen enthält, desto höher ist das Schutzpotential der Haut.

Gekochtes Ei noch gesünder

Besonders gesund sind nach den Ergebnissen der Charité-Ärzte gekochte Eier. Grund: „Ein gekochtes Ei besitzt mehr wertvolle Karotinoide als ein rohes Ei, da beim Erhitzen Umwandlungsprozesse ablaufen“, erklärt Lademann. Zwar helfen Eier gegen Falten, sie sollten dennoch in Maßen verzehrt werden. „Mit unserer Arbeit wollen wir keinesfalls dazu aufrufen, sich ausschließlich von Eiern zu ernähren“, so der Forscher. „Man darf nicht vergessen, dass sie auch viel Cholesterin enthalten.“

Osterei: Ja oder nein?

Fazit: Zu viele Eier sind schlecht, zu wenig anscheinend auch. Doch wie sieht es denn nun aus mit dem Osterei? Wie viele davon sind „erlaubt“? Claudia Röttger empfiehlt folgendes: „Die meisten Experten sagen heute, bis zu drei Eier pro Woche sind in Ordnung, selbst wenn das Cholesterin im Blut zu hoch ist. Man darf sich also das Frühstücksei zu Ostern schmecken lassen. Aber essen Sie lieber magere Pute statt fettem Schweinebraten, das spart nämlich gesättigte Fette, die das Blutcholesterin viel mehr erhöhen.“

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Stand: 20.03.2008

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