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Phänomene

Die Verlorenen

Können wir sie wiederbeleben?

Eine traurige Nachricht machte vor einigen Monaten weltweit Schlagzeilen: Nashornbulle „Sudan“ ist tot. Er war das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum cottoni), das es auf diesem Planeten noch gab. Zurück bleiben von dieser Unterart nun nur noch Sudans Tochter „Najin“ und seine Enkelin „Fatu“. Das Nördliche Breitmaulnashorn ist damit so gut wie ausgestorben.

Das letzte Männchen seiner Art: "Sudan" starb im Frühjahr 2018. © Lengai101/ CC-by-sa 3.0

Retten kann die Spezies höchstens die künstliche Befruchtung. Forscher wollen den beiden verbleibenden Kühen in naher Zukunft Eizellen entnehmen und diese im Reagenzglas mit dem eingefrorenen Sperma verstorbener Bullen zusammenbringen. Austragen soll die Embryonen dann ein Südliches Breitmaulnashorn. Denn Najin ist zu alt, um selbst ein Kalb auszutragen und bei Fatu stehen gesundheitliche Probleme einer Schwangerschaft im Weg.

Von Mammut bis Wandertaube

Gelingt das Projekt, wäre es die Rettung in der sprichwörtlich letzten Sekunde. Für andere Arten besteht die Hoffnung auf eine solche Rettungsaktion dagegen längst nicht mehr: Sie sind bereits vollständig von der Erde verschwunden. Zu den berühmtesten Tieren mit diesem Schicksal gehören sicherlich Mammuts und Dinosaurier. Doch man muss mitnichten soweit zurück in die Vergangenheit blicken, um Beispiele für ausgestorbene Spezies zu finden.

Quagga um 1870 im Londoner Zoo © gemeinfrei

So starb im Jahr 1936 etwa der letzte Tasmanische Beutelwolf aus und nur 53 Jahre zuvor verschwand das Quagga für immer von der Bildfläche – eine lediglich an Kopf und Hals kräftig gestreifte Unterart des Steppenzebras. Auch die Réunion-Riesenschildkröte, die Wandertaube und die Stellersche Sehkuh gehören zu jenen Lebewesen, die der Mensch von diesem Planeten verschwinden sah. Die Liste ließe sich noch lange fortführen.

Eine verrückte Idee

Doch sind all diese ausgerotteten Tierarten wirklich unwiederbringlich verloren? Noch vor wenigen Jahren hätte wohl jeder diese Frage traurig nickend bejaht. Doch in letzter Zeit hat sich unter Wissenschaftlern und in der Öffentlichkeit eine alternative Antwortmöglichkeit verbreitet: Die Ausgestorbenen könnten vielleicht wieder zurück ins Leben geholt werden.

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Im Englischen ist von „De-extinction“ – wörtlich etwa „Rückausrottung“ – die Rede, wenn über diese verrückt klingende Idee gesprochen wird. Der Begriff meint das Zurückholen ausgestorbener Tierarten mithilfe genetischer oder gentechnischer Methoden und ist mitnichten nur eine unrealistische Fantasie. Das Werkzeug, das eine derartige Wiederbelebung theoretisch möglich machen würde, haben Forscher sogar bereits.

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Daniela Albat
Stand: 06.07.2018

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Auferstanden von den Toten?
Wie Forscher ausgestorbene Tierarten zurück ins Leben holen wollen

Die Verlorenen
Können wir sie wiederbeleben?

Züchtung im Rückwärtsgang
Kommt der Auerochse zurück?

Die Dolly-Methode
Von geklonten Steinböcken und Gendatenbanken

Einsatz von Genschere und Co
Was kann die Gentechnik leisten?

Erfolg oder Wahnwitz?
Wie sinnvoll ist die "De-extinction"?

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Erste nahezu vollständige Sequenzierung eines ausgestorbenen Tieres

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