Anzeige
Anthropogeographie

Die Protein-Schere stumpf machen…

Protease-Inhibitoren

Protease-Inhibitor © verändert nach NIH

Auch eine der neueren und bislang wirkungsvollsten Aidstherapien basiert auf „Mogelpackungen“, die in die befallenen Zellen geschleust werden: Ähnlich wie die reverse Transkriptase-Hemmer setzen auch die sogenannten Protease-Hemmer an einem Enzym an, ohne das sich das Virus in der Wirtszelle nicht vermehren kann.

Die Protease spielt eine entscheidende Rolle beim Zusammenbau der neuproduzierten Viren: Es ist gewissermaßen die „Schere“, mit der die vom Virengenom erzeugten Proteine in kleinere Stücke und damit in die eigentlich funktionellen Einheiten wie beispielsweise Enzyme zerschnitten werden. Erst diese kurzen Stücke können dann zu neuen Viren zusammengesetzt werden.

Die neuentwickelten Protease-Hemmer ähneln in ihrer Struktur den Proteinketten, die die Protease normalerweise zerschneidet. Wenn jedoch das Enzym bei diesen vermeintlichen Proteinketten zum Schnitt ansetzt, verklebt die „falsche Kette“ die Schnittflächen der Enzymschere und setzt sie dadurch ausser Gefecht. Als Folge entstehen nur wenige, fehlerhafte Viruskopien und die Vermehrung des Virus ist gestoppt. Drei Protease-Hemmer – Indinavir (Crivixan), Ritonavir (Norvir) und Saquinavir (Invirase) sind inzwischen in den USA zur Nutzung in Kombination mit reverse Transkriptase-Hemmern freigegeben, ein viertes Präparat – Nelfinavir (Viracept) – wird zur Zeit noch getestet.

In Studien gelang es mit diesen Mitteln, die Viruskonzentration bei HIV-Infizierten um bis zu 99 Prozent zu reduzieren. Allerdings kann auch der Protease-Inhibitor das Virus nicht ganz vernichten, auch er ist keine Wunderwaffe gegen Aids. Die Protease-Hemmer setzen nur an Zellen an, in denen das Virus sich aktiv vermehrt, Viren, die sich gerade in einer Latenz- oder Ruhephase in einer Zelle befinden, bleiben verschont. Da Protease-Inhibitoren wie AZT und andere reverse Transkriptase-Hemmer auch, meist lebenslang genommen werden müssen, um ein neues Ansteigen der Viruskonzentrationen zu verhindern, ist die Gefahr von Resistenzbildungen sehr hoch.

Um dies zu vermeiden, werden heute in der Aids-Therapie meistens Kombinationen aus reverse-Transkriptase- und Protease-Hemmern eingesetzt. Dennoch können die Forscher nicht sicher sein, dass sie das Rennen gegen die Resistenz gewinnen. Sie suchen daher nach immer neuen Wirkstoffen, die die Protease blockieren und bei Auftreten einer Resistenz den alten Wirkstoff ersetzen können.

Anzeige
  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. 10
  22. |
  23. 11
  24. |
  25. weiter


Stand: 15.11.2000

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

AIDS
Auf der Suche nach der Wunderwaffe

Facts
Das Wichtigste in Kürze

Prinzip: Blockieren wo es nur geht
Die Ansatzstellen der gängigen Aids-Medikamente

Die Übersetzung verhindern
Reverse Transkriptase Inhibitoren

Die Protein-Schere stumpf machen...
Protease-Inhibitoren

Stochern im Nebel....
Impfstoffforschung mit Hindernissen

Erster Versuch: die klassische Variante
Schutzimpfung mit abgeschwächten oder abgetöteten Erregern

Zweiter Versuch: Bruchstücke statt ganzer Viren
Protein und Peptid-Impfstoffe

Dritter Versuch: Schafe im Wolfspelz
Andere Impfstoffe als Träger

Der vierte Versuch: Die Do-it-Yourself Methode
Plasmide als DNA-Überträger

Eine Seuche breitet sich aus...
Die Chronik der Ereignisse

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema