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Astronomie/Kosmologie

Die Geburt eines neuen Planeten

Le Verrier und die Periheldrehung des Merkur

Le Verrier © Starobserver

Le Verrier, damaliger Direktor des Pariser Observatoriums, erkannte, dass sich Merkur nicht auf einer »sauberen« Ellipse um die Sonne dreht. Das heißt, dass Merkur nach einer Runde um die Sonne nicht wieder zum selben Ausgangspunkt zurückkehrt. Haargenau registrierte Le Verrier die Positionen von Merkur in seinem Perihel, also dem sonnennächsten Punkt. Dieser Perihelpunkt verschob sich mit jedem Umlauf, was schließlich zu einer Drehung des Perihelpunktes um die Sonne führte.

Solche »Periheldrehungen« gibt es bei allen Planeten, sie werden durch die Anziehungskräfte der Planeten verursacht – bei Merkur »ziehen« vor allem Venus, Erde, Mars und Jupiter. Das Merkur-Perihel dreht sich extrem langsam um die Sonne, heute weiß man, dass es für eine Runde mehr als 225.000 Jahre benötigt. In 100 Jahren ist das die Winzigkeit von 574 Bogensekunden (ein Grad entspricht 3600 Bogensekunden). Berechnet man für Merkur jene Periheldrehung, die alle bekannten Planeten verursachen, dann ergibt sich nur ein Wert von 531 Bogensekunden. Das bedeutet, dass sich der Perihelpunkt von Merkur um 43 Bogensekunden pro Jahrhundert zu »schnell« dreht.

Merkurs Periheldrehung © Starobserver

Le Verriers Daten waren zwar noch nicht so exakt, aber er erkannte richtigerweise, dass etwas mit der Merkurbahn nicht stimmte. Irgendetwas musste da noch an Merkur ziehen und er prognostizierte, dass innerhalb der Merkurbahn entweder ein größerer Planet sitzt oder aber eine Heerschar von Kleinplaneten sich dicht um die Sonne drängen. Planeten, die so nahe an der Sonne sitzen, werden immer durch deren Licht überstrahlt und können nur entdeckt werden, wenn sie entweder über die helle Sonnenscheibe hinwegziehen oder sich bei einer totalen Sonnenfinsternis neben der finsteren Sonne zeigen.

Bereits kurz nachdem Le Verrier seine Berechnungen im September 1859 veröffentlichte, meldete sich der französische Landarzt und Amateurastronom Edmond Lescarbault bei ihm: Bereits am 26. März 1859 hatte er einen runden schwarzen Fleck auf der Sonne gesehen, der sich in 75 Minuten über ein Viertel des Sonnendurchmessers bewegte. Der Landarzt schätzte die Bahnneigung des potentiellen Planeten auf einen Wert zwischen fünf und sieben Grad und die Transitgeschwindigkeit auf rund viereinhalb Stunden.

Le Verrier reiste zu Lescarbault und berechnete aus weiteren Daten die Umlaufbahn des Planeten: In 19 Tagen und sieben Stunden absolviert der Planet eine Sonnenrunde, seine mittlere Sonnenentfernung beträgt rund 21 Millionen Kilometer, also etwa ein Drittel der Merkurdistanz und der neue Planet erreicht rund ein 17tel der Merkurmasse. Le Verrier wusste, dass dies zu klein war, um die Periheldrehung von Merkur zu erklären, aber vielleicht war dieser Planet ja nur einer von vielen. Le Verrier war von diesem Ergebnis so angetan, dass er ganz euphorisch dem Planeten den Namen Vulkan gab, denn aufgrund der Sonnennähe musste es dort sehr heiß sein und da ist der römische Feuergott Vulcanus genau der richtige Namenspatron.

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Stand: 30.09.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Rätsel um Vulkan
Ein Planet zwischen Science und Fiction

Rätsel im inneren Sonnensystem
Vulkanoide zwischen Merkur und Sonne

Mit Flugzeugen und dem Shuttle nach Planeten jagen...
Das Projekt SWUIS

Kleine Geschwister des Fabelplaneten Vulkan
Krater deuten auf die Existenz von kleineren Himmelskörpern

Die Geburt eines neuen Planeten
Le Verrier und die Periheldrehung des Merkur

Vulkan ist nur ein Vogelschwarm...
Sein oder Nichtsein

Zwei verdächtige Sterne und eine Sonnenfinsternis...
Die Suche nach Vulkan geht weiter

Lichtkrümmung statt Planeten...
Das lange Ende von Vulkan

Die "Auferstehung" des rätselhaften Planeten
Zuhause im Universum von Star Trek

Ein Planet in 16 Lichtjahren Entfernung...
Warum Vulkan in 40 Eridani wahrscheinlicher wäre als "vor unserer Haustür"

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