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Zoologie

Des Schnabeltiers merkwürdige Verwandten

Ameisenigel zeigen bizarres Sexleben

Ameisenigel © Allan Whittome (Whitto) / gemeinfrei

So kurios und ungewöhnlich das australische Schnabeltier auch wirken mag, es gibt noch einige wenige nahe Verwandte, die ihm beinahe das Wasser reichen können – sowohl was das kuriose Aussehen als auch was die bizarren Verhaltensweisen betrifft. Gemeint sind die so genannten Ameisenigel oder Schnabeligel, die sich fast ausschließlich von Ameisen, Termiten und Würmern ernähren.

Mehr als nur ein „Schnabeltier-Double“

Genau wie die Schnabeltiere bringen die vier heute noch existierenden Arten keine lebenden Jungen zur Welt, sondern legen Eier. Auch sie füttern ihre Jungen mit Milch und besitzen einen Elektrosinn. Doch bei allen verblüffenden Parallelen sind die Ameisenigel kein simples „Double“ der Schnabeltiere, sie sehen ihnen nicht einmal besonders ähnlich.

Stachelkugel © Nachoman-au / GFDL

Dafür sorgen schon der vergleichsweise kleine Kopf mit der langen röhrenförmigen Schnauze und der eher stummelartige Schwanz. Ein besonderes Markenzeichen der Tiere ist zudem das dichte Stachelkleid, das als perfekter Verteidigungsschild gegen Fressfeinde wie Warane oder Dingos dient. Werden Ameisenigel angegriffen, rollen sie sich wie die heimischen Igel zu einer nahezu undurchdringlichen Stachelkugel zusammen. Sie graben sich bei feindlichen Attacken aber auch blitzschnell in den Boden ein, bis nur noch der stachelbewehrte Rücken herausschaut.

Bizarres Sexleben

Einzigartig und ungewöhnlich zugleich ist jedoch vor allem das bizarre Sexleben der Ameisenigel. Das fängt schon mit dem „Vorspiel“ an. Denn zur Paarungszeit kommen die sonst eher einzelgängerischen Männchen häufig in bis zu elf Mitglieder umfassenden „Herren-Clubs“ der besonderen Art zusammen.

Angelockt von Sexuallockstoffen eines Weibchens reihen sie sich hinter der „Angebeteten“ fein säuberlich wie in einer Warteschlange oder Kolonne auf und warten darauf „ihren Job machen können“, wie Forscher um Steve Johnston von der Universität von Queensland in Gatton sagen. Den eigenen Kopf am Po des Vordermannes verfolgen sie dabei zum Teil über Wochen hartnäckig ein einziges Weibchen, bis dieses endlich Paarungsbereitschaft signalisiert.

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Grabenkämpfe bei Ameisenigeln

Dann beginnt jedoch erst das eigentliche Spektakel. Die „Freier“ graben eine mehr oder minder tiefe Rinne um das begehrte Weibchen und tragen darin unermüdlich ihre Rivalenkämpfe aus. Nach und nach schubst dabei das das stärkste oder trickreichste Männchen seine Konkurrenten nach und nach aus dem „Ring“, bis es am Ende alleine übrig ist.

Anschließend erfolgt die Paarung, die viel Streichelzeit umfasst und alles in allem schon mal sieben Stunden dauern kann. Dies haben einige der wenigen erfolgreichen Freilandbeobachtungen der scheuen Tiere gezeigt, die ausschließlich in Teilen Australiens und auf Neuguinea leben.

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Dieter Lohmann
Stand: 30.09.2011

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Launen der Natur
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Klimawandel bringt urtümliche Säuger in Gefahr

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