Sie kam scheinbar aus dem Nichts: Im Winter 2002/2003 erkrankten in Asien plötzlich immer mehr Menschen an einer rätselhaften, neuartigen Lungenentzündung. Sie bekamen hohes Fieber, Husten, Atemnot und ihre Lungen waren stark entzündet. Wie sich zeigte, half kein Antibiotikum gegen die hoch ansteckende Infektion und auch gängige Erreger konnte die Mediziner nicht finden. Nicht wenige Patienten starben.
Von China in die ganze Welt
Während die Ärzte noch über diese seltsam atypische Pneumonie rätselten, breitete sich die neue Krankheit immer weiter aus: Innerhalb weniger Wochen stiegen die Fallzahlen erst im Süden Chinas, dann auch im Rest des Landes, in Hongkong und anderen Ländern Ostasiens. Aus Angst vor einer Ansteckung wagten sich die Menschen kaum mehr auf die Straße, die Metro in Hongkong blieb selbst im Berufsverkehr wie ausgestorben.
Die Weltöffentlichkeit wurde erst im Februar 2003 auf die Epidemie aufmerksam, als ein US-Amerikaner und eine Kanadierin sich in Asien ansteckten und an der Infektion starben. Zu diesem Zeitpunkt waren in Asien jedoch bereits tausende an der unbekannten Seuche erkrankt und gut 500 daran gestorben. Neue Fälle gab es inzwischen auch in Europa und Nordamerika – die Infektion war zu einer Pandemie geworden.
Jetzt reagierte auch die Weltgesundheitsorganisation WHO: Sie löste Anfang März einen weltweiten Pandemie-Alarm aus und taufte die neue Krankheit „Severe Acute Respiratory Syndrome“ – SARS. Teams von Seuchen-Experten reisten nach Asien, um Quarantäne-Maßnahmen zu koordinieren und nach der Ursache von SARS zu fahnden.
Von der Fledermaus zum Menschen
Wenig später war der Erreger gefunden: Es handelte sich um ein zuvor noch nie beim Menschen nachgewiesenes Coronavirus. Aus Genanalysen schlossen Forscher, dass dieses Virus ursprünglich aus in China vorkommenden Fledermäusen stammte. Von ihnen wurde es über Kot oder Speichel auf wilde Schleichkatzen übertragen, die dann wiederum von Menschen in Südchina gefangen, auf Märkten gehandelt und verzehrt wurden.
Das SARS-Virus hat es geschafft, die Artschranke vom Tier zum Menschen zu überwinden – und grassiert nun in einer Wirtsspezies, die gegen diesen neuen Erreger in keinster Weise gewappnet ist. Zwar konnte die Pandemie nach wenigen Monaten durch rigorose Quarantäne-Maßnahmen eingedämmt werden, doch bis dahin waren mehr als 8.000 Menschen erkrankt und gut 700 gestorben. Eine Impfung oder ein Heilmittel gegen SARS gibt es bis heute nicht.

„Dramatisches Fallbeispiel“
„SARS demonstriert auf dramatische Weise, welche verheerenden globalen Folgen eine neu auftretende Infektionskrankheit verursachen kann“, konstatierte die WHO 2003 in einem Bericht. Bis heute gilt SARS als die erste Pandemie des 21. Jahrhunderts – und als klassisches Beispiel für eine Emerging Disease. Mit diesem Begriff bezeichnen Mediziner Infektionskrankheiten, die zuvor noch nie beim Menschen aufgetreten sind oder die plötzlich in ganz neue Gebiete vordringen.
Doch wo kommen diese neuen Krankheiten her?
Nadja Podbregar
Stand: 02.11.2018