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Das weiße Gold

Steinsalz vom Niederrhein

Am Westrand des Ruhrgebiets, dem Niederrhein, prägt weißes Gold bis heute die Geologie und Geschichte. Anders als im Norden liegt hier das Salz jedoch nicht als Sole, sondern kristallin vor. Es wird als Steinsalz abgebaut – und das bis heute in großen Mengen. Das Salz liegt hier als mächtige, bis 250 Meter dicke Schicht direkt über den kohleführenden Gesteinen im Untergrund.

Salziges, flaches Wasser und tropische Sonnenhitze - durch Verdunstung von Meerwasser entstand einst das Steinsalz. © Maor X/ CC-by-sa 4.0

Ausgetrocknete Lagune

Seinen Ursprung hat diese niederrheinische Salzpfanne vor rund 250 Millionen Jahre, am Ende des Perm-Zeitalters. Damals lag hier eine weite, flache Senke, die nur über schmale Meerengen mit dem Ozean im Norden verbunden war. Waren diese Engstellen offen, strömte Meerwasser in die Senke und bildete eine flache Lagune. Waren sie durch aufgetürmtes Sediment verschlossen, blieb der Wassernachschub aus.

Weil das Klima heiß und trocken war, verdunstete das Wasser der Lagune schnell und die Salzkonzentration stieg. Immer wieder trocknete die Senke komplett aus, das Salz kristallisierte aus und lagerte sich am Boden ab. Im Laufe der Zeit bildete sich durch solche wiederholten Zyklen von Überflutung und Verdunstung eine immer mächtigere Salzschicht. Am Ende dieser Phase spülten Meeresbewegungen Tonschichten in die Senke, die sich über das Salz legten und dieses vor Erosion und Auflösung bewahrten.

Kohle gesucht – Salz gefunden

Ihre Entdeckung verdanken die Steinsalz-Lagerstätten am Niederrhein der Kohle – auch hier wird die enge Verbindung des schwarzen und weißen Goldes in der Ruhrgebietsgeschichte deutlich. Eine Tiefbohrung östlich der Stadt Rheinberg sollte im Jahr 1897 eigentlich neue Kohlenvorkommen erschließen. Doch statt des schwarzen Goldes förderte der Bohrer aus rund 750 bis 950 Metern Tiefe Steinsalz zutage.

Abbau von Steinsalz am Niederrhein © Geopark Ruhrgebiet

Noch heute steht an dieser Stelle ein Salzwerk, das rund 260.000 Tonnen Salz pro Jahr produziert – das Spektrum reicht von Speisesalz über Streusalz bis zu hochreinen Salzen für die chemische und pharmazeutische Industrie.

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Salzkavernen als Erdgas-Speicher

Die mächtigen Salzschichten am Westrand des Ruhrgebiets dienen heute aber noch einem anderen Zweck: als Speicher. Denn dort, wo früher Salz gefördert und teilweise ausgespült wurde, blieben gewaltige Hohlräume in der stabilen Steinsalzschicht zurück. Weil das Salzgestein sehr stabil ist und kein Gas durchlässt, werden diese Kavernen heute als unterirdische Erdgasspeicher genutzt. Eine einzige dieser bis zu 80 Meter großen und 60 Meter hohen Gewölbe fasst mehr als das 50-fache Volumen des Gasometers in Oberhausen – dem einst größten oberirdischen Gasspeicher Europas.

Bei Xanten am Niederrhein gibt es in rund einem Kilometer Tiefe gleich acht dieser Kavernen. Das in ihnen gespeicherte Erdgas ist Teil der nationalen Öl- und Gasreserven. Es dient als Vorrat, der beispielsweise in besonders strengen Wintern oder bei Problemen mit Gasimporten genutzt werden kann. Immerhin bis zu 185 Millionen Kubikmeter Erdgas können hier gespeichert werden.

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Nadja Podbregar
Stand: 23.03.2018

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Ruhrgebiet - mehr als nur Kohle
Entdeckungen und Schätze abseits des "schwarzen Goldes"

Bunt statt grau
Die Vielfalt des Ruhrgebiets

8.000 Jahre Sumpf – ein Meter Kohle
Das "schwarze Gold" des Ruhrgebiets

Ein flüssiger Schatz
Im Reich der Solequellen

Das weiße Gold
Steinsalz vom Niederrhein

Besuch im unterirdischen Riff
Höhlen und Karstgebiete südlich des Ruhrgebiets

Saurierspuren und Fossilien
Die urzeitliche Lebenswelt des Ruhrgebiets

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