Anzeige
Klima

CO2-Jongleure

Die Rolle der Mikroorganismen

Im Fall der Weltmeere müssen die Wissenschaftler chemische, physikalische und biologische Prozesse analysieren, um berechnen zu können, welche Mengen Kohlenstoffverbindungen unter verschiedenen Bedingungen gespeichert werden. Bisher gehen in ihre Klimamodelle allerdings vor allem physikalische Größen wie die Temperatur und das Strömungsverhalten des Wassers ein.

Planktonorganismen im Meer © Uwe Kils / GNU Free Documentation License

„In Jena haben wir deshalb vor fünf Jahren angefangen, ein Ozeanmodell zu entwickeln, das den Einfluss mariner Mikroorganismen detailliert und maßgebend berücksichtigt“, sagt Corinne Le Quéré, die ihre in Jena begonnene Forschung inzwischen an der School of Environmental Sciences der University of East Anglia in Norwich fortsetzt. Aber natürlich lässt auch das neue Modell die Physik und die Chemie der Ozeane nicht außer Acht.

Sensibles Gleichgewicht

Prinzipiell besteht ein sensibles Gleichgewicht zwischen atmosphärischem und in Meerwasser gelöstem Kohlendioxid. Die wichtigsten physikalischen Faktoren, welche die Aufnahme von Kohlendioxid im Wasser bestimmen, sind dessen Temperatur und Strömungsverhalten. Es gilt: Je wärmer das Wasser, desto weniger CO2 kann es aufnehmen – jeder, der eine anfangs kühle Flasche Sprudelwasser erwärmt, kann diesen Effekt beobachten. Je wärmer das Oberflächenwasser, desto schwächer ist die Meeresströmung, die das Wasser vertikal durchmischt. Auch hier sinkt die Menge an gelöstem CO2.

Im Wasser herrscht zudem ein chemisches Gleichgewicht zwischen gelöstem Kohlendioxid, das weniger als ein Prozent ausmacht, Carbonat und Hydrogencarbonat, das mit etwa 91 Prozent den Hauptanteil stellt. „Je mehr CO2 in der Atmosphäre vorhanden ist, desto weniger kann das Meerwasser davon zusätzlich aufnehmen – das ergibt sich allein aus den Gleichgewichtskonstanten dieser Reaktionen“, erklärt Martin Heimann vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena.

Teufelskreis beschleunigt Klimaveränderung

Flohkrebs Hyperia macrocephala © Uwe Kils / GNU FDL

Sowohl die steigenden Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre als auch die zunehmenden Temperaturen beim Treibhauseffekt würden demnach dazu führen, dass die Ozeane in Zukunft weniger zusätzliches CO2 aufnehmen könnten. Das würde die weltweite Durchschnittstemperatur weiter in die Höhe treiben – es entstünde ein Teufelskreis, der die Klimaveränderung noch beschleunigen würde.

Anzeige

„Quantitativ können wir diese Effekte bisher aber nur schwer abschätzen, weil wir nicht wissen, wie sich die veränderten physiko-chemischen Bedingungen auf die im Meer lebenden Mikroorganismen auswirken“, betont Le Quéré.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. weiter


Stand: 23.11.2007

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. weiter
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Biopumpen wälzen Klima um
Wie Meereslebewesen den Kohlendioxidhaushalt beeinflussen

Klimafaktor Meer
Auf dem Weg zum Dynamic Green Ocean Model

CO2-Jongleure
Die Rolle der Mikroorganismen

Mikroorganismen als biologische Pumpe
Kontrollmechanismus für Kohlendioxid

Satelliten sichten Algen
Qualitätskontrolle für Rechenmodelle

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Plankton als Klima-Retter
Forscher entdecken biologischen Mechanismus für erhöhte CO2-Aufnahme in den Meeren

Was bewirkt CO2 im Ozean?
Saurer Ozean löst Kalkskelette auf

Warme Meere speien mehr CO2
Treibhausgas-Gehalt im Ozean beeinflusst das Klima

Eisen reist „per Anhalter“
Nanokomplexe aus Mooren transportieren das Spurenelement bis ins Meer

CO2-Speicher im Meeresboden?
Anrainerstaaten des Nordostatlantiks beschließen Regelwerk zur Lagerung von Kohlendioxid

Ozeane „rülpsten“ CO2
Erwärmung nach der letzten Eiszeit setzte große CO2-Mengen aus den Meeren frei

Meer doch kein Klimapuffer?
„Dämmerungszone” des Ozeans hemmt Transport des Kohlenstoffs in die Tiefsee

Tiefsee „fängt“ CO2 ein
Forscher weisen Kohlendioxid-Anstieg in 3.000 bis 4.500 Metern nach

Eisenmangel macht Algen grüner
Tropische Meere nehmen zwei Millionen Tonnen CO2 weniger auf als gedacht

Zink als „Klimamacher“ im Ozean enttarnt
Eintrag des Spurenelements beeinflusst CO2-Aufnahme des Meerwassers

Dossiers zum Thema

Eisfische - Rätselhafte Meeresbewohner „ohne Blut“

Kalk - Über eine ungewöhnliche Allianz aus Wasser und Stein

Klimawandel - Bringt der Mensch das irdische Klima aus dem Gleichgewicht?