Anzeige
Anthropogeographie

Am Schnittpunkt der Kulturen

Neue Ausgrabungen in Kilikien

Aber nicht nur in der Steinzeit war Südostanatolien ein Zentrum der Kultur. Auch in der Bronzezeit errichteten die Nachfahren der ersten Siedler dort unzählige Städte und Bastionen. Vor allem an der Grenze zu Syrien und dem fruchtbaren Halbmond, finden sich gefühlt fast an jeder Ecke Zeugnisse vergangener Tempel, Siedlungen und Städte. Besonders zahlreich sind diese auf Höyük genannten Hügel in Kilikien, einem Landstrich östlich der heutigen Millionenstadt Adana.

Satellitenbild miteingezeichneter Lage von Çatalhöyük und Sirkeli Höyük
Lage von Çatalhöyük und Sirkeli Höyük © NASA

Und das ist kein Zufall: Die vom Fluss Ceyhan durchflossenen Ebenen gehören zu den fruchtbarsten Gebieten in ganz Anatolien. Gleichzeitig ist das Gebiet gut abgeschirmt, es ist an drei Seiten von Gebirgen umgeben, im Süden bietet es dagegen direkten Zugang zum Mittelmeer. Kein Wunder also, dass dieses geschützte Siedlungsgebiet schon seit der Kupfersteinzeit, spätestens aber seit der Bronzezeit, einen der Knotenpunkte des damaligen Handelsnetzes zwischen den frühen Hochkulturen Kleinasiens, Mesopotamiens und des Nahen Ostens bildete. Denn hier öffneten Pässe gute Verbindungswege zwischen diesen kulturellen Schlüsselregionen.

Ein Hügel mit langer Geschichte

Doch trotz dieser historischen Bedeutung war lange Zeit kaum etwas über die Geschichte Kilikiens bekannt. Nur wenige Ausgrabungen – meist in den 1930er bis 1950er Jahren – förderten einzelne Funde zutage, ein Großteil der Höyüks ist dagegen bis heute noch unerforscht. Eine Ausnahme bildet der 40 Kilometer östlich von Adana liegende Sirkeli Höyük, einer der größten Siedlungshügel der Region. Hier führen seit den 1990er Jahren Forscherteams mit deutscher, österreichischer und Schweizer Beteiligung Ausgrabungen durch.

Der Ceyhan-Fluss bei Sirkeli mit dem Taurusgebirge im Hintergrund © Sirkeli Höyük Project / Universität Bern

Dabei entdeckten die Archäologen im Sirkeli Höyük mehrere Schichten mit den Relikten einer tausende Jahre andauernden Besiedlungsgeschichte. Sie reicht von der Kupfersteinzeit, rund 5000 vor Christus, über die Bronzezeit und die Blütezeit des Hethiterreiches bis in die Antike. Offenbar war es seine strategisch günstige Lage, die diesen Ort für Menschen ganz unterschiedlicher Kulturen so attraktiv machte. Denn der Sirkeli Höyük liegt direkt am Ufer des Flusses Ceyhan, der sich an dieser Stelle einen Weg durch das sogenannte Misis-Gebirge bahnen muss.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. weiter

Nadja Podbregar
Stand: 15.11.2013

Anzeige
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Das Geheimnis der Höyüks
Archäologen auf den Spuren der frühgeschichtlichen Stadthügel Anatoliens

Unter Hügeln verbogen
Steinzeit-Monumente und erste Siedlungen

Dach als Tür und Kunst am Bau
Überraschungen in Çatalhöyük

Das Rätsel der Steinzeit-Karte
Ist der berühmte Stadtplan von Çatalhöyük die älteste Karte der Welt?

Am Schnittpunkt der Kulturen
Neue Ausgrabungen in Kilikien

Klassengesellschaft und Schmelztiegel zugleich
Stadtleben und Kultur in Sirkeli Höyük

Bastion der Hethiter
Reliefs und der älteste Friedensvertrag der Welt

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Indogermanische Sprachen stammen aus Anatolien
Forscher nutzen Modell für Genanalyse für die Entwicklung eines Sprachstammbaums

Stierkopf- und Zinnenvase überraschen Archäologen
Spektakuläre Gefäßfunde während der Ausgrabungen in der Hethiter-Hauptstadt Hattuscha

Etrusker stammten aus Anatolien
DNA-Vergleich beantwortet Frage nach dem Ursprung der rätselhaften Kultur

Rinder stammen aus dem Nahen Osten
Studie: Keine Domestizierung von Auerochsen in Europa

Dossiers zum Thema