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Forscher / Entdecker

Als Darwinist unterwegs

Wie Haeckel zur Evolutionstheorie kam

In seiner Zeit als Professor für vergleichende Anatomie in Jena widmet sich Haeckel der Erforschung verschiedener Aspekte der Flora und Fauna, arbeitet aber auch weiter an der an der Morphologie und schließlich auch an der Evolutionsgeschichte aller Tiergruppen.

Namensgeber der Ökologie

Nach und nach veröffentlicht Haeckel Arbeiten, die einen größeren Bogen schlagen: Im Jahr 1866 gibt Haeckel dabei in seinem Buch „Generelle Morphologie der Tiere” der Ökologie ihren heutigen Namen. Der Forscher definiert darin die Ökologie als „die gesamte Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Außenwelt“. Später schlägt Haeckel eine etwas allgemeinere Definition vor, bei der er den Stoffhaushalt der Organismen hervorhebt.

Haeckel ist aber keineswegs Begründer dieser Wissenschaft, denn Vertreter, die sich mit der Ökologie beschäftigten, gab es schon viel früher. Haeckels Arbeiten befassen sich auch nicht tiefer mit der Ökologie. Stattdessen arbeitet er an der Erforschung kleiner Organismen weiter.

Erstes Treffen mit Darwin

Teide
Am Vulkan Teide auf den Kanaren traf Haeckel erstmals auf Darwin. © Thomas Wolf/ CC-by-sa 3.0

Auf einer Reise zu den Kanarischen Inseln nimmt Haeckel an der winterlichen Erstbesteigung des spanischen Teide teil, untersucht aber nicht nur Pflanzen- und Tierarten: Dort trifft er auch mit Charles Darwin, Thomas Huxley und Charles Lyell zusammen. Insbesondere Darwin und seine Evolutionstheorie inspirieren Haeckel.

Die Entstehung der Arten nach Darwin wecken Haeckels Interesse so sehr, dass er sich in seinem Werk „Generelle Morphologie der Organismen“ schließlich auf die Lehre Darwins beruft. Er kann darin nun die Ähnlichkeiten seiner erforschten Organismen als Verwandtschaft interpretieren. Dazu erstellt Haeckel Stammbäume zur Darstellung der Evolution der Tierarten und postuliert auch den möglichen, gemeinsamen Ursprung aller Organismen aus Einzellern.

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Um das Wissen Darwins für die gesamte Bevölkerung verständlich zu machen, verfasst er die „Natürliche Schöpfungsgeschichte“ und erklärt darin die wesentlichen Aussagen Darwins zur Abstammungslehre. Als Prorektor der Universität Jena verbreitet er als erster deutscher Forscher auf Vortragsreisen durch Deutschland Darwins Thesen – und gilt deshalb auch als „deutscher Darwin“.

Darwin einen Schritt voraus

Bald darauf ergänzt Haeckel sogar Darwins Sicht der Evolution: Er beschäftigt sich nicht nur mit den Verwandtschaften der Tiergruppen, sondern dehnt die Evolutionslehre erstmals auch auf den Menschen aus. So propagiert er 1847 die Abstammung des Urmenschen vom Affen.

Abstammung
Haeckel postulierte früh die Abstammung des Menschen vom Affen. © H.-P.Haack/ CC-by-sa 3.0

Seine hypothetische Übergangsform zwischen Affe und der Gattung Homo nennt Haeckel „Pithecanthropus alalus“. Er ordnet diesen Affenmenschen den schwanzlosen Schmalnasenaffen der alten Welt zu. Dieser konnte laut Haeckel noch nicht sprechen, weil er keinen Kehlkopf besaß. Dem Menschen eine Verwandtschaft zu Affen nachzusagen, gilt damals als großer Skandal. Haeckel wird deshalb nachgesagt der „Affenprofessor von Jena“ zu sein.

Woher stammt der Urmensch?

Die Stammart aller Menschen, die sich aus dem Pithecanthropus entwickelt haben soll, nennt Haeckel „Homo primigenius“. Damit ist er einer der ersten Forscher, der nicht den 1856 entdeckten Neandertaler als Urmensch bezeichnet. Haeckels menschlicher Vorfahr habe sich aus seiner Sicht schon früher entwickelt als die bisher angenommenen Ahnen: „Wahrscheinlich fand allerdings die körperliche Entwicklung des Urmenschen aus menschenähnlichen Affen bereits in der jüngeren oder pliocenen, vielleicht sogar schon in der mittleren oder miocenen Tertiärzeit statt.“

In seiner Schrift „Anthropogenie“ spekuliert der Evolutionsbiologe die mögliche Herkunft dieses menschlichen Vorfahren. Laut Haeckel deuten „die meisten Anzeichen auf das südliche Asien“ hin. „Vielleicht war aber auch das östliche Afrika der Ort, an welchem zuerst die Entstehung des Urmenschen aus den menschenähnlichen Affen erfolgte“, so der Forscher. „Vielleicht auch ein jetzt unter den Spiegel des indischen Ozeans versunkener Kontinent, welcher sich im Süden des jetzigen Asiens einerseits östlich bis nach den Sunda-Inseln, andrerseits westlich bis nach Madagaskar und Afrika erstreckte.“

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Ernst Haeckel
Naturphilosoph und der „deutsche Darwin“

Vom Medizinstudenten zum Reisenden
Haeckel taucht in die Welt der Naturwissenschaften ein

Als Darwinist unterwegs
Wie Haeckel zur Evolutionstheorie kam

Das biogenetische Grundgesetz
Entwicklung des Embryos als Abbild der Evolution

Naturgesetze statt Schöpfungsglaube
Vom „deutschen Darwin“ zum Monisten

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