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Technik

Szenarien beschreiben die Zukunft in der Gigabitgesellschaft

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

Nach der Informationsgesellschaft kommt die Gigabitgesellschaft. In Zukunft werden noch größere Datenmengen in noch kürzerer Zeit übertragen, automatisch erzeugte Informationen aus mehreren Quellen werden intelligent miteinander vernetzt, smarte Geräte verarbeiten die jeweils relevanten Informationen in Echtzeit und kombinieren diese nach Bedarf. Wie sich diese komplexen Innovationen auf unser tägliches Leben in der Gigabitgesellschaft auswirken werden, beschreibt das Fraunhofer ISI in sechs Anwendungsszenarien. Diese zeigen die konkreten Veränderungen und notwendigen Voraussetzungen, damit sich die positiven Potenziale der Netzzinnovationen voll entfalten können.

Gestern wurden die drei wichtigsten Szenarien aus der Studie im Rahmen einer Veranstaltung der Initiative D21 in Berlin vorgestellt.

Im Vordergrund der Studie „Szenarien für die Gigabitgesellschaft“ steht das Zusammenspiel von gesellschaftlichen Entwicklungen und technischen Möglichkeiten. Die Szenarien zeigen, wie das Leben und Arbeiten in der Gigabitgesellschaft aussehen könnte, sie weisen aber auch auf mögliche negative Entwicklungen hin.

Das erste Szenario mit dem Titel „Open Everything“ basiert auf dem Trend der Öffnung und Enthierarchisierung. Hierzu gehören Open Innovation, Open Government, Open Education und Open Access. Diese Entwicklungen zeichnen sich dadurch aus, dass mit Hilfe netzbasierter Innovationen größere Transparenz und mehr Partizipation ermöglicht werden. Das „gläserne Rathaus“ ist ein Beispiel für mehr Transparenz und mehr Beteiligungsmöglichkeiten am politischen Geschehen, da sich die Bürgerinnen und Bürger zum Beispiel über kommunale Vorhaben jederzeit umfassend über das Internet informieren können. Im Bereich der Wirtschaft beschreibt das Schlagwort „Open Innovation“ das Umdenken weg von starren Hierarchien hin zu neuen und flexibleren Modellen des Ideen- und Innovationsmanagements − auch über Unternehmensgrenzen hinweg.

Im Szenario „Alles in Echtzeit“ hat das Fraunhofer ISI das Prinzip „Ich schau mal kurz im Internet nach“ in die Zukunft verlängert. Überall verfügbare mobile Internetverbindungen in Kombination mit entsprechenden Geräten und Anwendungen sorgen in diesem Szenario nicht nur dafür, ad hoc Zugriff auf alle Informationen zu erhalten, sie ermöglichen auch eine neue Qualität der Alltagsorientierung. Beispielsweise ist in diesem Szenario Fernsehen auf Abruf Alltag geworden, weil es flächendeckend, mobil, ohne Aussetzer und in hoher Auflösung verfügbar ist. Cloud Computing, Videostreams, Videokonferenzen, Filme, Konzert- und Sportübertragungen sowie Spiele stehen ständig und on Demand zur Verfügung. Die Kombination von ortsspezifischen Informationen und persönlichen Daten der Nutzer ist eine weitere wichtige – wenngleich nicht unumstrittene – Komponente. Dr. Bernd Beckert, der Leiter der Studie am Fraunhofer ISI, beschreibt mögliche Entwicklungen: „Vielleicht zeigt das Smartphone zukünftig an, wer sich von den Freunden alles in der Bar aufhält oder welche Besucher ähnliche Interessenprofile haben, wer gerade sein Auto verkaufen will oder für den Heimweg eine Mitfahrgelegenheit anbietet.“

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Im Szenario „Vernetzte Mobilität“ hat sich das Mobilitätsverhalten der Menschen grundlegend geändert: Insbesondere in den Städten geht es nicht mehr um den Besitz eines Fahrzeugs, sondern darum, ressourcensparend und flexibel von A nach B zu kommen. In diesem Szenario setzen sich vernetzte Verkehrskonzepte flächendeckend durch. Zahlreiche Mobilstationen ermöglichen die spontane Nutzung verschiedener Verkehrsmittel je nach Bedarf. Stark befahrene Routen können vermieden und spontane Mitfahrgelegenheiten genutzt werden.

Diesen drei positiven Szenarien ist jeweils auch ein negatives Pendant gegenübergestellt. So können beispielsweise die Transparenz- und Beteiligungstrends, die die Grundlage für das „Open Everything“-Szenario bilden, in Zukunft auch an Kraft verlieren oder sich gar in ihr Gegenteil verkehren. Das Resultat wäre ein Szenario, in dem die gesellschaftlichen Erwartungen der Teilhabe und Mitgestaltung enttäuscht werden und der Eindruck überwiegt, dass sich trotz der vielen Beteiligungsplattformen und Kommunikationsangebote doch nichts ändert.

Der Anspruch der Menschen, jederzeit auf die gewünschten Informationen zugreifen zu können, kann ebenso enttäuscht werden. Dann nämlich, wenn die Digitalisierung der Inhalte ins Stocken gerät, die Verknüpfung der Daten nicht funktioniert oder die Netze mit Überlast zu kämpfen haben und nicht überall und jederzeit verfügbar sind.

Für Dr. Bernd Beckert, ist die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit von Breitbandnetzen im Festnetz- und Mobilfunkbereich die zentrale Voraussetzung für die Realisierung aller Positivszenarien: „Fehlt es an den Netzen, drehen viele unserer Szenarien ganz schnell in den negativen Bereich, ein klares Zeichen für das überragende Gewicht des Faktors ‚Netzinfrastruktur‘. Hier sind die Netzbetreiber, aber auch der Staat als Rahmensetzer für Wettbewerb und Investitionen in der Pflicht, die Übertragungskapazität des Internets mit geeigneten Maßnahmen zu sichern beziehungsweise auszubauen.“

Alle sechs Szenarien, ihre möglichen Negativtendenzen sowie die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Positivbeispiele stehen als Download im PDF-Format zur Verfügung.

(Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), 16.05.2013 – KSA)

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