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Technik

Schutz vor Markenpiraterie entwickelt

Fachhochschule Südwestfalen

In einem Forschungsprojekt an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest wurde eine verdeckte Kennzeichnung entwickelt, die in übliche Maschinenbauelemente wie etwa Typenschilder integriert werden kann und so Marken-Piraterie vorbeugen soll.

Der wirksame Plagiatschutz wurde gemeinsam von der Firma SUSIS A.Schröder & Söhne GmbH u. Co. KG in Sundern und dem Institut für Technologie und Wissenstransfer im Kreis Soest (TWS) entwickelt. In dem System wird ein mehrfarbiger Codeaufdruck unter dem Typenschild angebracht, der bei Reklamationen oder Serviceleistungen ausgelesen werden kann.

„Ohne großen technischen Aufwand lassen sich damit auch unter schwierigsten Umgebungsbedingungen eindeutige Identifikationen durchführen“, erläutert Projektleiter Dr. Hubert Paulus die Vorteile des Verfahrens. Hier zeigt sich eine wichtige Zielgruppe der Neuentwicklung: Auch der Anlagen- und Maschinenbau kämpft zunehmend mit gefälschten Produkten. Dies führt zu Rufschädigung und kann möglicherweise bei Regressforderungen beträchtliche Folgenkosten mit sich bringen.

Der unsichtbare, im Typenschild integrierte, mehrfarbige Codeaufdruck lässt sich zudem nicht unbemerkt auslesen. Hierdurch werden auch Fälschungen des Schutzsystems selbst wirksam verhindert. Bei dem einfachen Verfahren fallen keine zusätzlichen Anbringungskosten an. Bestehende Anlagen können sehr einfach nachgerüstet werden. Durch die hohe Flexibilität des Systems kann auch der Faktor Zeit wirksam gegen Plagiate eingesetzt werden.

„Dieses Produkt ist ein typisches Beispiel für gelungenen Wissenstransfer“, betont der wissenschaftliche Leiter Prof. Dr. Karl-Heinz Müller. Die Projektidee war von vorne herein die Integration des Schutzcodes. Dies erfordert eine Menge Knowhow im Bereich der Oberflächenanalytik, einem Spezialgebiet des Soester Physikers. Im Laufe des Projektes führte das Team zahlreiche Versuche im Bereich modernster Oberflächenanalytik durch, um dieses Verschlüsselungsverfahren zu entwickeln, das sich ohne Beschädigung nicht auslesen lässt.

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So waren bei der Umsetzung der Idee eine Fülle von Anforderungen zu berücksichtigen. Diese betrafen insbesondere die Themenfelder Einschränkungen im Anwendungsbereich, Haltbarkeit, Ablösbarkeit der Deckschicht bzw. Resistenz der Kennzeichnung, sichere „lichtdichte“ Verdeckung der Kennzeichnung, Herstellungsverfahren (insbesondere geeignete Beschichtungsverfahren) und Qualitätssicherung.

Hintergrund

Plagiate sind ein großes Problem für die Deutsche Industrie. Neben Sportartikeln und Uhren ist zunehmend auch der klassische Maschinenbau von Nachbauten betroffen: So ergab eine Befragung des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), dass viele Firmen mit komplett nachgebauten Maschinen (52%), Komponenten (41%) oder auch Ersatzteilen (32%) Probleme haben.

Allein der direkte Umsatzverlust beträgt laut VDMA fast 8 Milliarden Euro. Hinzu kommen Folgeschäden etwa durch unberechtigte Serviceeinsätze oder auch Regressforderungen durch Fehler der Nachahmerprodukte – beispielsweise, wenn technische Komponenten wie Pumpen in komplexe Anlagen eingebaut sind und bei Versagen die gesamte Anlage zum Stillstand bringen oder zerstören. Handelt es sich hierbei um eine äußerlich nicht unterscheidbare Kopie, wird unter Umständen der nicht verantwortliche Originalhersteller zur Verantwortung gezogen.

Eine fälschungssichere Kenntlichmachung wird weniger die Nachahmungen selbst verhindern, aber durch die Identifikation des Originals sollen Attraktivität und Marktfähigkeit der Kopie wesentlich vermindert werden. Bisher auf dem Markt befindliche Schutzmechanismen sind meist aufwändig, teuer, wenig flexibel oder unzureichend. Hier setzt das an der Fachhochschule Südwestfalen mitentwickelte Verfahren an.

(Fachhochschule Südwestfalen, 15.05.2013 – KSA)

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