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Medizin

Physiker am Deutschen Krebsforschungszentrum bestimmen Sauerstoffverbrauch im Gehirn

Wilhelm Sander-Stiftung

Jede Zelle des menschlichen Körpers verbraucht Sauerstoff, um aus Glucose Energie zu gewinnen. Sind Zellen jedoch durch Krankheiten – zum Beispiel Krebs – verändert, ist dieser Stoffwechselprozess gestört, was sich wiederum in einer Veränderung des Sauerstoffumsatzes widerspiegelt. Heidelberger Forscher am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) wollen mit Hilfe der Magnetresonanztomographie den Sauerstoffverbauch des menschlichen Gehirns abbilden. Diese Technik soll helfen, Hirnregionen, die auf Grund von Krankheiten einen veränderten Sauerstoff-Stoffwechsel aufweisen, frühzeitig zu erkennen.

Tumorzellen zeigen einen deutlich veränderten Energiestoffwechsel im Vergleich zu gesunden Körperzellen. Während gesunde Zellen über 90% ihres Energiebedarfs durch die Umwandlung von Glucose unter dem Verbrauch von Sauerstoff decken (aerob), zeigen Tumorzellen einen überwiegend anaeroben Energiestoffwechsel. Auch bei anderen Krankheitsbildern, beispielsweise bei neurodegenerativen Erkrankungen, ist der Sauerstoffumsatz verändert. Die Heidelberger Forscher der Abteilung Medizinische Physik in der Radiologie (Leiter Prof. Dr. Dr. Wolfhard Semmler), insbesondere die beiden Wissenschaftler Dr. Stefan Hoffmann und Dr. Armin Nagel, wollen in einem von der Wilhelm Sander Stiftung geförderten Projekt den Sauerstoffverbrauch im Gewebe mit der Magnetresonanztomographie (MRT) quantitativ bestimmen. Mit dieser nicht-invasiven Technik soll es möglich sein, Zellveränderungen schnell aufzuspüren und damit Krankheiten möglichst frühzeitig zu diagnostizieren.

Neben der konventionellen Form der MRT, bei der die Wasserstoffatome im Körper gemessen werden, kann diese Technik auch andere Elemente direkt nachweisen. Durch den Einsatz eines sehr starken Magnetfeldes, wie es mit dem 7-Tesla-MR-Tomographen am DKFZ zur Verfügung steht, und mit Hilfe spezieller Aufnahmetechniken lässt sich mit der MRT auch die Sauerstoffverteilung im Körper messen. Auf Grund des physikalischen Wirkungsprinzips kann jedoch nur eines der natürlich vorkommenden Sauerstoffisotope, das sehr seltene Sauerstoff-17,nachgewiesen werden. Die geringe Konzentration und besondere physikalische Eigenschaften machen die Sauerstoff-17-MRT zu einer großen Herausforderung. Gleichzeitig bietet die Sauerstoff-17-MRT aber die einzigartige Möglichkeit, den Stoffwechselpfad von eingeatmetem Sauerstoff zu Wasser in den Zellen nicht invasiv und quasi direkt zu beobachten.

Die Wissenschaftler um Wolfhard Semmler gehen davon aus, mit dem Einsatz der Sauerstoff-17-MRT, neue Informationen über die Stoffwechselaktivitäten im lebenden Gewebe zu erhalten. „Zum einen wollen wir neue Sende- und Empfangselektroniken entwickeln, um die schwachen Sauerstoff-17-Signale effizienter zu detektieren“, erklärt Semmler den Forschungsansatz. „Zum anderen wollen wir die Bildqualität weiter verbessern, um höhere Auflösungen zu erreichen und gleichzeitig eine quantitative Auswertung der Daten zu ermöglichen.“ Ziel des Projekts ist es, die entwickelten Methoden in einer Pilotstudie erstmals an Hirntumorpatienten anzuwenden und Hirn- bzw. Tumorregionen mit verändertem Sauerstoffumsatz in den Bilddaten zu lokalisieren. Diese Daten könnten zukünftig zum Beispiel bei der Bestrahlungsplanung mit einfließen und so dabei helfen, bestehende Therapien zu verbessern.

(Wilhelm Sander-Stiftung, 28.05.2013 – KSA)

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