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Informatik

Mit neuem Verfahren lassen sich Computerprogramme auch ohne Maus schnell bedienen

Universität des Saarlandes

Ein Saarbrücker Informatiker hat eine Hilfe entwickelt, mit der sich Computerprogramme allein über die Tastatur viel schneller bedienen lassen als mit der Computermaus. Dem Anwender werden Tastenkombinationen für Programm-Funktionen am Bildschirm angezeigt und somit der Griff zur Maus erspart. Auf diese Weise sollen Nutzer mit minimalem Aufwand lernen, Programme schneller und effizienter zu bedienen.

Wer einen Text von einem Programmfenster in das nächste verschieben möchte, greift dafür meist zur Computermaus. Das ist umständlich, da man mehrmals klicken muss, bis der Absatz an der gewünschten Stelle steht. Wesentlich schneller wäre ein Anwender mit Tastenkürzeln, auch shortcuts oder hotkeys genannt. „Wenn der Nutzer mitten im Arbeitsfluss ist, muss er die Hände nicht von der Tastatur nehmen und zur Maus greifen. Er kann seine Befehle direkt in den Computer einspeisen“, erklärt Gilles Bailly vom Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken. Doch die Anwender, so Baily, würden nicht genug Shortcuts kennen und seien nicht gewillt, diese nachzuschauen oder zu lernen. Auch die Aussicht, ohne Maus viel schneller zu arbeiten, motiviere nur wenige. „Sie beginnen das Programm mit der Maus zu bedienen und bleiben dann dabei“, sagt Bailly.

Der Saarbrücker Informatiker setzt daher auf Lernen der Shortcuts mit minimalem Aufwand. So will er erreichen, dass neue Anwender mehr mit Shortcuts arbeiten und bereits Erfahrene noch schneller und effizienter mit der jeweiligen Software umgehen können. Dazu hat Bailly gemeinsam mit Forschern von verschiedenen Universitäten einen speziellen Bedien-Mechanismus entwickelt. Dieser ermöglicht es, sich die Tastenkürzel auf einen Blick anzeigen zu lassen, den benötigten Shortcut blitzschnell zu erkennen und langfristig, ihn sich einzuprägen.

„Um die Kürzel zu sehen, muss der Nutzer eine bestimmte Taste drücken“, erklärt Sylvain Malacria von der Universität Canterbury in Neuseeland. Diese spezielle Taste nennt er den Modifikator. Bei einem Rechner des Unternehmens Apple ist dies die Command-Taste, bei einem Windows-Rechner die Steuerungs-Taste. Hat der Nutzer den Modifikator gedrückt, überlagert der Mechanismus für ein paar Sekunden alle Symbole der Werkzeugleiste mit Tastenkürzeln. Dafür benutzt die Software kleine Kästchen, in denen die jeweilige Tastenkombination angezeigt wird. Unerfahrene Anwender sollen so die Kürzel „trainieren“. Der Mechanismus unterstützt sie, indem er die Hotkeys nach nur einem Tastendruck anzeigt. Dass ein Anwender danach den jeweiligen Shortcut immer mit der gleichen Fingerbewegung wiederholt, fördert das Einprägen ebenfalls. So genannten Profi-Anwendern soll der Mechanismus helfen, ohne Extra-Aufwand weitere Kürzel zu lernen, um noch schneller arbeiten zu können.

In Studien testeten die Forscher, wie sich der auf „ExposeHK“ getaufte Mechanismus bei Anwendern bewährte. Die Probanden sollten Symbole in Werkzeugleisten möglichst schnell identifizieren und wiedergeben. Dafür konnten sie entweder den Anweisungen eines Sprechers folgen, der die Tastenkürzel vorlas, die Maus oder die Kürzelanzeige des Mechanismus verwenden. Zum Schluss gaben die Probanden an, welche Methode ihnen am meisten zusagte. Die Mehrzahl entschied sich für den Mechanismus der Forscher. Die Studie zeigte auch, dass Anfänger im Umgang mit Kürzeln nach nur wenigen Minuten viermal häufiger von den Tastenkombinationen Gebrauch machten als zuvor. „Es ist auch kein Problem, wenn sich der Nutzer mal bei einem Kürzel vertippt. Er braucht nur erneut den Modifikator zu drücken und schon erscheint wieder die Kürzelübersicht“, sagt Bailly.

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Positive Rückmeldung erhielt Bailly auch, als er den neuartigen Bedien-Mechanismus auf einer renommierten Konferenz für Mensch-Maschine-Interaktion (ACM CHI) in Paris vorstellte. „Damit eröffnen wir den Nutzern eine einfache und elegante Lösung, um effizienter zu arbeiten. Und er ist auch leicht in jede Art von Software zu integrieren“, so Bailly. Daher ist er optimistisch, dass in Zukunft alle Programme um diesen Ansatz erweitert werden.

(Universität des Saarlandes, 01.10.2013 – KSA)

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