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Medizin

E-Zigarette und Tabakzigarette – So sieht die Studienlage aus

Risikoforschung

Die E-Zigarette macht dem "klassischen" Glimmstengel zunehmend Konkurrenz. © pixabay.com, Horwin

Der Erfolg der E-Zigarette ist mittlerweile nicht mehr wegzudiskutieren. Über 3,7 Millionen Deutsche greifen regelmäßig zu der „weniger schädlichen Alternative zum Rauchen“. Doch was sagt die aktuelle Studienlage über den Vergleich zwischen dem sogenannten „Dampfen“ und dem Rauchen?

Ist die E-Zigarette tatsächlich weniger schädlich und kann sie als probates Mittel genutzt werden, um mit dem Rauchen wirklich aufzuhören? Ein Blick auf den aktuellen Stand der Studien bringt… widersprüchliche Aussagen.

Sind E-Zigaretten wirklich weniger schädlich als Tabakzigaretten?

In einem sind sich die meisten Studien mittlerweile einig: in der E-Zigarette stecken wesentlich weniger schädliche Inhaltsstoffe. In der Tabakzigarette finden sich bis zu 4000 chemische Verbindungen, von denen rund 85 nachgewiesen krebserregend sind.

Zahlreiche Untersuchungen, unter anderem des National Center for Biotechnology Information in Maryland, USA, zeigen auf, dass die Schadstoffemission bei E-Zigaretten rund 1000-fach weniger schädlich sind. Auch die Zellsterblichkeit bei dem Dampf der E-Zigarette sei 70-fach geringer. Eine Querschnittstudie in den Annals of Internal Medicine zeigte ebenfalls auf, dass sich bei Nutzern der E-Zigarette (aber auch bei Nikotinersatzpräparaten wie Pflastern) weniger Karzinogene und toxische Chemikalien in Speichel und Urin fanden.

Vor einigen Jahren kam, verbreitet durch das Bundesinstituts für Risikoforschung, die Behauptung auf, dass bei in einigen Fabrikaten der E-Zigarette krebserzeugende Aldehyde freigesetzt werden würden. Dies war allerdings das Ergebnis eines falschen Versuchsaufbaus geschuldet, bei dem die E-Zigarette außerhalb ihrer technischen Spezifikationen genutzt wurde. Untersuchungen wie die des Fraunhofer-Instituts zeigen, dass bei herkömmlicher Nutzung keine nennenswerten Konzentrationen von Aldehyden nachgewiesen werden konnten.

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Studien des Royal College of Physicians in London – genauso wie der britischen Exekutivagentur Public Health England – kommen beide zum Schluss, dass die gesundheitlichen Risiken der E-Zigarette bei gerade einmal 5 Prozent des Schadenpotenzials von Tabakzigaretten liegen.

Kann der Wechsel von der Tabak- auf die E-Zigarette zu einer gesundheitlichen Verbesserung führen?

Viele Raucher wechseln auf die E-Zigarette in der Hoffnung, dadurch ihren Allgemeinzustand zu verbessern – oder ihn zumindest nicht noch weiter zu verschlechtern. Und schaut man sich die Untersuchungen in diesem Bereich an, sieht es tatsächlich so aus, als würde die E-Zigarette zu einer Verbesserung des Wohlbefindens führen. Eine Langzeituntersuchung des amerikanischen Arztes Dr. R. Cranfield mit über 500 Teilnehmern hat ergeben, dass sich bei 96 Prozent der Langzeitnutzer (> drei Jahre) gesundheitliche Belastungen verringerten. Bei zwei Drittel der Befragten zeigte sich eine deutliche Verbesserung im Bereich von vorhandenen Herzkrankheiten, Asthma und Bluthochdruck.

Kann man durch die E-Zigarette mit dem Rauchen aufhören?

Eines kann man vorweg sagen: die Mehrheit der E-Zigaretten Nutzer sind ehemalige Raucher. Eine Studie des Fachmagazins „Addiction“ zeigte auf, dass rund 67 Prozent der befragten Raucher durch die E-Zigarette entweder komplett aufhörten zu rauchen oder ihren Tabakkonsum zumindest deutlich einschränken konnten.

Auch die Übersichtsarbeit von Public Health England kommt zu einem ähnlichen Schluss. Bei den aktuell 2,6 Millionen Briten, die eine E-Zigarette nutzen, finden sich fast ausschließlich ehemalige Raucher wieder.

Sämtliche Studien kommen dabei zu dem Ergebnis, dass die E-Zigarette sich durchaus dazu eignet, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Einfachheit erklärt man sich durch die optische und haptische Ähnlichkeit zur Tabakzigarette. Man zieht weiterhin an einem Gegenstand und die Lunge füllt sich – zwar nicht mehr mit Rauch, aber dafür mit Dampf. Das scheint den Umstieg erheblich zu erleichtern.

Gibt es bei der E-Zigarette „Passiv-Dampfen“?

Mit der Tabakzigarette schadet man nicht nur sich selbst, sondern auch anderen Menschen, die dem Rauch der Zigarette ausgesetzt sind. Nicht so beim Dampf der E-Zigarette. Verschiedene Untersuchungen, unter anderem des Fraunhofer Instituts oder der Clarkson University, USA, zeigen auf: bei der E-Zigarette kommt es zu keiner Freisetzung von tabakspezifischen Verbrennungsprodukten. Hierbei sprechen wir von den Verbrennungsstoffen, welche für gelbe Wände, Finger und Co. verantwortlich sind. Und die aufgenommene Nikotinmenge ist im Vergleich mit der Tabakzigarette kaum in der Atemluft messbar.

Die Raumluftstudie der Clarkson University, die im Wissenschaftsmagaszin „Inhalation Toxicology“ veröffentlicht wurde, kommt in ihrem Vergleich von Tabakrauch und E-Zigarettendampf in der Raumluft zu dem Schluss, dass der Dampf keine gesundheitlichen Risiken birgt.

Bergen Liquids gesundheitliche Risiken?

Um die E-Zigarette zu nutzen, benötigt es das sogenannte Liquid, welches in den Tank gefüllt und dann verdampft wird. Das gibt es in jeder nur erdenklichen Geschmacksrichtung – mit und ohne Nikotin. Während sich in der Tabakzigarette bis zu 4000 Inhaltsstoffe und chemische Verbindungen finden, beschränken sich die Liquids auf knapp zweistellige Zahl von Inhaltsstoffen. Dazu gehören Propylenglykol, pflanzliches Glyzerin, Lebensmittelaromen, destilliertes Wasser sowie, wenn gewünscht, Nikotin. Alle Inhaltsstoffe sind als Lebensmittelzusätze zugelassen. Verschiedene Versuche mit Tieren, unter anderem der University of Chicago, dem Journal of Aerosol Medicine oder dem Toxicology-Magazin zeigen auf, dass eine Bedampfung der Tiere keine nennenswerten negativen Auswirkungen auf die Tiere hatte.

Eine Frage, die noch nicht ausreichend erörtert wurde, sind die gesundheitlichen Risiken des Nikotins. Im Liquid Shop kann man zwischen Liquids mit bis zu 20 mg/ml Nikotin und nikotinfreien Liquids wählen. Eine Studie des schwedischen Danderyd University Hospital mit 15 Teilnehmern kam jetzt zu dem Schluss, dass Liquids mit Nikotinzusatz zu Herzattacken und Herzinfarkten führen könnten. Bei dem Test wurde bei den Teilnehmern, die nikotinhaltige Liquids dampften im Vergleich zu denen, die nikotinfreie Liquids nutzten, ein signifikanter Anstieg des Blutdrucks und des Pulses gemessen. Allerdings waren diese Nebenwirkungen nur von temporärer Dauer.

Ist die E-Zigarette eine echte Alternative zur Tabakzigarette?

Sieht man sich die Schlüsse an, zu denen unzählige Studien kommen, kann man definitiv sagen, dass die E-Zigarette im Vergleich zur Tabakzigarette definitiv weniger schädlich ist. Natürlich wäre es immer am besten, einen kompletten Rauch- und Dampfstopp zu erreichen. Aber für Personen, die nicht komplett verzichten können oder möchten, stellt die E-Zigarette eine sinnvolle Alternative dar. Im besten Fall nutzt man sie mit nikotinfreien Liquids, um etwaigen Risiken des Nikotins auch noch vorzubeugen.

(Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem externen Autor Markus Wehde., 10.04.2018 – )

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