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Biologie

Bockiges Pferd – nicht immer ist es einfach nur ungezogen

Tierhaltung

Bockiges Pferd weigert sich, durch ein Tor zu gehen,
Wenn ein Pferd bockt oder sich sonst wie sonderbar verhält, kann ein Nährstoffmangel die Ursache sein. © Eileen Groome, GettyImages

Bockige Reaktionen und Unwilligkeit sind bei Pferden Reaktionen, die viele Reiter ängstigen oder manchmal einfach ärgern. Die Gründe für schreckhaftes, nervöses, unkonzentriertes Verhalten und fast schon Durchgedrehtsein können sehr vielfältig sein. Manchmal sind Pferde auch einfach nur übermütig, beispielsweise wenn sie sich im Frühjahr über die gute Luft und die Sonne freuen. Auch der Übergang zum Winter und die damit einsetzende Kälte kann bei Pferden Spannungszustände hervorrufen. Auch kleine Probleme mit Sattel, Zaum oder Hufbeschlag, körperliche Beschwerden und Schmerzen bis hin zu unangepasstem Futter können die Ursachen für Unwohlsein sein. Da es nicht viele Möglichkeiten gibt, wie Pferde sich mitteilen können, zeigen sie bockiges und unwilliges Verhalten. Macht Nährstoffmangel Pferde wirklich nervös?

Nährstoffmangel wirkt sich auf die Psyche von Pferden aus

Der mehrfache Nobelpreisträger Linus Pauling hat schon 1950 erforscht, dass Nährstoffmangel als Erstes psychische Symptome verursacht. Dass das bei Menschen so ist, ist schon lange bekannt. Vitamin-C-Mangel führt zu Veränderungen der Persönlichkeit, kann Depressionen verursachen und häufig auch Gleichgültigkeit. Vitamin-B-Mangel verursacht nervliche Störungen und kann so weit gehen, dass Menschen sogar Suizidversuche unternehmen. Magnesiummangel ist mit Angstattacken und Schweißausbrüchen korreliert, während Zinkmangel sogar zu Schizophrenie führen kann. Bei Pferden ist eine Diagnose nicht ganz so einfach. Sie können sich nur über ihr Verhalten mitteilen. Doch sehr oft ist zu beobachten, dass Pferde, die eine bedarfsgerechte und mit Nährstoffen ausgewogene Ernährung erhalten, weniger nervös sind. Ein Ausgleich von wichtigen Nährstoffen, beispielsweise durch natürliche Futterergänzung, führt in vielen Fällen sehr schnell zu mehr Wohlbefinden und weniger Nervosität und Bockigkeit bei Pferden. Wichtig ist, zunächst Schmerzen als Ursache für das unwillige Verhalten auszuschließen.

Weißes Pferd auf der Koppel
Bei Pferden ist es ähnlich wie bei den Menschen auch. Nährstoffmangel kann schwerwiegende Folgen haben. © pixabay.com, rebeccaspictures (CC0 Public Domain)

Unausgewogenes Futter führt zu nervlichen Störungen

Wenn die Futterrationen unausgewogen sind, weil

  • zu wenig Raufutter enthalten ist,
  • die Raufutterqualität schlecht ist,
  • die Getreidemenge zu hoch ist,
  • zu viele Eiweißzulagen enthalten sind oder
  • ausschließlich Silage gefüttert wird,

kann das nervliche Störungen bei einem Pferd verursachen.

Ein Pferd braucht etwa 1 kg Heu pro 100 kg Lebendgewicht. Wird zu wenig Heu gefüttert, hat das eine zu geringe Speichelbildung zur Folge. Dadurch bilden sich zu geringe Mengen an Natriumhydrogencarbonat. Dieses basenbildende Salz ist bei Pferden sehr wichtig, um den Körper zu entsäuern. Ist ein Pferd übersäuert, wird es reizbar, missmutig und bekommt Verspannungen, die zu Schmerzen führen.

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Bekommt ein Pferd zu viel Getreide, also mehr als 4 bis 6 kg Getreide pro Tag, ist die Stärkezufuhr zu hoch. Langfristig schüttet der Körper dadurch zu viel Cortisol aus. Das kann allgemeine Nervenschäden, Gedächtnis- und Stimmungsstörungen hervorrufen. Zu viel Stärke aus Getreide kann im Dickdarm eines Pferdes die Bakterienflora verändern, den Dickdarm übersäuern und Blähungen verursachen. Die Folge sind Schmerzen oder sogar Hufrehe, eine der schmerzhaftesten Erkrankungen bei einem Pferd.

Zu viel Eiweiß kann der Dünndarm nicht resorbieren. Sie gelangen in den Dickdarm und werden dort von Bakterien zersetzt, was zur Gasbildung führt. Zu hohe Eiweißmengen entstehen meist nicht durch eine zu hohe Menge an Kraftfutter, sondern durch unkontrollierte Koppelgänge.

Eine unausgewogene Ernährung hat immer die Schädigung der Darmflora zur Folge. Doch nur eine intakte Darmflora kann den Körper ausreichend mit B-Vitaminen versorgen, die der Körper selbst bildet. B-Vitamine sind sehr wichtig für die Psyche.

Schimmel kann Nervenkrankheiten auslösen

Wenn die Grundfutterqualität schlecht ist, kommt es sehr häufig vor, dass Heu und Getreide von Schadpilzen, schädlichen Bakterien und Hefen befallen sind. Diese bilden Stoffwechselprodukte, beispielsweise Mykotoxine, die das Pferd mit dem Futter aufnimmt und für Nervenschädigungen verantwortlich sind. Hafer ist besonders häufig von Schimmel befallen. Möglicherweise ist das auch der Grund, warum viele Pferdehalte Hafer für den Auslöser von nervösem Verhalten in Verdacht haben.

Bakterien, Milben und Schimmelpilze schädigen den Verdauungstrakt und das Immunsystem, die Entgiftungsorgane, wie Leber und Nieren, werden dabei sehr stark belastet. Langfristig schwächen Übergewicht, Infektionen, zu viel Eiweiß und kontaminiertes Futter sogar die Entgiftungsorgane. Wenn sie nicht mehr richtig arbeiten, können Stoffwechselprodukte und Giftstoffe, die eigentlich aus dem Körper geleitet werden sollen, ins Gehirn gelangen. Dort ziehen sie die Wahrnehmung der Pferde in Mitleidenschaft. Es kommt zu aggressivem Verhalten, sonderbaren Reaktionen und Konzentrationsstörungen.

Pferd mit Springreiter beim nehmen einer Hürde
Pferde im Leistungssport haben einen höheren Nährstoffbedarf. © pixabay.com, neelshakilov (CC0 Public Domain)

Vitaminmangel macht Pferde nervös

Pferde brauchen B-Vitamine. Pferde im Leistungssport haben einen höheren Bedarf an Vitaminen der B-Gruppe, insbesondere von Vitamin B1 und B6. Beide wirken nervenstabilisierend. Fehlt es an Vitamin B1, auch Thiamin genannt, können Bewusstseinstrübung, Desorientiertheit und Verwirrtheit die Folgen sein. Viel Vitamin B1 ist in Hefe und Kleine, insbesondere in Reiskleie, enthalten. Damit der Körper das Vitamin B1 optimal verwerten kann, muss er über eine ausreichende Menge des Spurenelements Mangan verfügen.

Einen besonderen Stellenwert hat das Vitamin B12. Damit der Körper es bilden kann, muss er ausreichend mit Kobalt versorgt sein. Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu erheblichen Funktionsstörungen der Nerven führen und Verwirrtheitszustände bis hin zu Demenz verursachen. Das liegt daran, dass dieses Vitamin maßgeblich an der Bildung der Nervenzellmembranen beteiligt ist.

Magnesium für die Nerven

Magnesium hat viel Aufgaben im Körper. Fehlt es, kommt es zu Angst und Verspannungszuständen. Das Pferd ist nervös. Es ist reichlich in Weizenkleie oder Leinsamen enthalten. Doch da das Pferd es in großen Mengen braucht, reicht die Ernährung oft nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Gerade bei jungen Pferden, die durch ständig neue Eindrücke und Stresssituationen einen sehr hohen Magnesiumbedarf hat, leiden unter Magnesiummangel. Ist das Pferd ängstlich und verspannt, führt das oft zu Bestrafungen, die weiteren Stress verursachen, was den Magnesiumabbau weiter beschleunigt.

Mangan und Zink

Zinkmangel führt sehr häufig zu Sehstörungen und Fehleinschätzungen, weil das Auge das Mineral in großen Mengen braucht. Fehlt es, führt das zu schwerwiegenden visuellen Fehleinschätzungen, Nachtblindheit oder sogar Angst vor dem eigenen Schatten.

Mangan ist von vielen unterschätzt. Doch da es an der Umsetzung von Vitamin B1 stark beteiligt ist, führt ein Mangel zu Nervenproblemen. Viele Pferde weisen in Blutuntersuchungen sehr niedrige Manganwerte auf. Manganmangel verursacht Muskelverspannungen und -blockaden, Gelenkdeformationen und dadurch zu Schmerzen.

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