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Warum schließt man beim Niesen unwillkürlich die Augen?

Wissenswert

Hatschii! Beim Niesen schließen wir unwillkürlich die Augen © CDC

„Hatschiii!“ – Wenn wir niesen, gleicht das jedes Mal einer Entladung: Unter hohem Druck schießt uns Luft, vermischt mit Tröpfchen und anderen Schleimhautsekreten aus Mund und Nase. Unwillkürlich spannen sich dabei unsere Gesichtsmuskeln an – und wir schließen für einen kurzen Moment die Augen. Aber warum? Soll uns dies vielleicht vor dem beim Niesen herausgeschleuderten Schleim und den Keimen schützen? Oder verhindert das Augenschließen vielleicht, dass unsere Augen sich durch den starken Druck von innen vorwölben und geschädigt werden? Beide Erklärungen kursieren im Internet. Häufig heißt es zudem, dass Niesen ein Reflex ist und man deshalb – selbst wenn man wollte – die Augen dabei nicht offen halten kann. Aber stimmt das auch?

„Das Niesen ist kein echter Reflex“, sagt Fabian Singbartl, Hals-Nasen-Ohren-Oberarzt und Allergologe von der Asklepios Klinik Harburg in Hamburg. Der Niesreiz sei deutlich komplexer und werde auch nicht allein über das Rückenmark gesteuert. Mit dem Niesen reagiere der Körper auf ganz unterschiedliche Auslöser, angefangen vom Fremdkörper in der Nase, über Krankheitserreger bis zur Allergie. Explosionsartig wird dabei die Luft mit rund 150 Kilometer pro Stunde ausgestoßen, der Kopf zuckt nach vorne und die lästigen Störenfriede auf der Nasenschleimhaut werden nach draußen katapultiert. Wenn man dabei die Augen schließe, sei das aber kein zwangsläufiger Teil eines Niesreflexes, sagt der HNO-Arzt. Es gebe sogar im Internet Videos von Leuten, die die Augen beim Niesen offenhalten können.

Dass man beim Niesen meist trotzdem unwillkürlich die Augen schließt, hat vor allem zwei Gründe, wie Singbartl erklärt. Zum einen spannt sich beim Niesen nicht nur die Atemmuskulatur und der Brustbereich an, sondern der ganze Körper. Das merke man auch daran, dass sich manchmal beim Niesen auch ein Pups löst oder ein Tröpfchen Urin. „Und diese Anspannung schließt einfach das Gesicht und die Augen mit ein“, sagt der Mediziner. Auch die Augenmuskulatur ziehe sich zusammen und wir schließen die Lider. Dass diese Reaktion die Augen vor dem erhöhten Druck schützen soll, sei aber eher Unsinn.

Nervengeflecht verbindet Nase und Augen

Zum anderen aber sind Augen und Nase über einen Nerv miteinander verbunden. „Ein Zweig dieses Nervus nasociliaris versorgt das Nasendach, ein anderer Ast geht zu den Lidern und in die weiße Augenhaut“, erklärt Singbartl. Auge und Nase seien dadurch sehr eng miteinander verschaltet. Werde der zur Nase ziehende Ast gereizt, wie beim Niesen, dann könne das auch eine Reaktion im Augenbereich auslösen.

„Diese enge Verbindung von Auge und Nase zeigt sich beispielsweise darin, dass bei einigen Menschen schon ein starker Lichtreiz ausreicht, um ein Niesen auslösen“, sagt der HNO-Arzt. Das liege daran, dass ein Zweig des Nervus nasociliaris sehr nah am Sehnerv liege und ihn sogar überkreuze. „Wenn sie in die Sonne sehen, erzeugt dieser Lichtreiz eine Art Starkstrom auf dem Sehnerv“, erklärt Singbartl. Dieser Strom springe dann über auf den benachbarten Nerv, setze sich über die Nervenfaser fort und löse dann das Niesen aus.

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Biologisch sinnvoll ist das Augenschließen aber in jedem Fall, meint Singbartl. „Der Lidschluss gehört zu einem unserer ersten Schutzmechanismen“, erklärt er. Bei jeder Art von Schmerzreiz, beispielsweise wenn wir uns stoßen, aber auch wenn ein dunkles Objekt plötzlich auf unser Gesicht zukommt, machen wir reflexartig die Augen zu. Schon unsere Vorfahren schützten so instinktiv dieses extrem sensible und für ihr Überleben wichtige Organ.

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