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Frage: Warnen Gewittertierchen wirklich vor Gewitter?

Wissenswert

Gewitter © clipdealer.de

Sie sind klein, meist schwarz und extrem lästig: Gewittertiere, biologisch auch als Thrips oder Fransenflügler bezeichnet. Diese meist weniger als drei Millimeter kleinen Insekten scheinen immer dann in Schwärmen aufzutreten, wenn das Wetter schwül und drückend ist und ein Gewitter kurz bevorsteht. Sie bilden dann dichte Wolken aus tausenden Tieren – und wehe dem, der in eine solche Wolke hineingerät: Die Thripse landen auf allen freien Hautstellen und auch in Nase, Mund und Augen und verursachen überall ein lästiges Krabbeln und Jucken. Aber hat ihr massenhaftes Schwärmen wirklich etwas mit dem herannahenden Gewitter zu tun? Eignen sie sich wirklich als Gewitter-Anzeiger? Und falls ja: Woran merken die Thripse, dass es herannaht?

„Schwarmflüge einiger Thrips-Arten treten oft an warmen, schwülen Sommertagen auf“, erklärt der Biologe und Thrips-Experte Manfred Ulitzka aus Offenburg. Auslöser für das massenhafte Auffliegen der Insekten seien Temperaturen über 20 Grad Celsius und ruhiges, beständiges Wetter. Die in Massen auftretenden Thripse werden dann schnell lästig, da sie angelockt von hellen Farben auch auf dem Menschen landen. „Da man an schwülwarmen Tagen schwitzt, saugen die Tiere dann Schweiß auf der Haut und dringen dabei nicht selten mit ihren Mundwerkzeugen in die Haut ein“, sagt der Biologe. Die Folge seien Juckreiz und bei empfindlichen Menschen sogar auch Entzündungen der Haut.

„Das massenhafte Auftreten der Tiere wird aber keineswegs durch das Gewitter initiiert“, sagt Ulitzka. Stattdessen sorge ein herannahendes Unwetter eher dafür, dass die kleinen, über den gesamten Luftraum verteilten Insekten in Massen nach unten absinken und versuchen auf dem Boden zu landen. Dadurch sammeln sie sich genau in der Region, in der wir Menschen uns bewegen – und nutzen auch uns als Landeplatz. Eine sprunghaft ansteigende Häufigkeit der Thripse in bodennahen Luftschichten könne also durchaus ein Gewitter anzeigen, sagt Ulitzka.

Elektrisches Feld als Gewitteranzeiger

Woran aber merken die Thripse, dass ein Gewitter droht? Nach Ansicht von Ulitzka, aber auch anderen Thrips-Forschern sind dafür weniger meteorologische Faktoren als vielmehr ein physikalisches Phänomen verantwortlich. Denn in der Umgebung der elektrisch stark aufgeladenen Gewitterwolken verändert sich auch das elektrische Feld der Atmosphäre. „In Gewittersituationen kann die elektrische Feldstärke 50 Kilovolt pro Meter (kV/m) erreichen, normal sind 0,1 Kilovolt pro Meter“, erklärt Ulitzka.

Aus Studien an Fruchtfliegen und anderen Insekten wisse man, dass hohe Feldstärken den Flug und die Bewegungen der Tiere stören. Der britische Thrips-Forscher William Kirk berichtet beispielsweise, dass vor allem kleine Insekten durch Änderungen der elektrischen Feldstärke beeinflusst werden und ab rund 8 kV/m nicht mehr fliegen können. Vor einem Gewitter könnten daher auch die Thripse durch diese Aufladung zur Landung gezwungen sein – und dadurch plötzlich massenhaft in Bodennähe auftauchen. „Allerdings dürfte man das Gewitter meist schon bemerken, bevor die Thripse landen“, sagt Ulitzka.

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12.10.2012 – NPO

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