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Geowissen

Forscher gehen der Nordsee auf den Grund

Expedition untersucht den geologischen Aufbau des Meeresbodens

Nordsee aus dem All © Jacques Descloitres / MODIS / NASA / GSFC

Ein elfköpfiges Forscherteam bricht am kommenden Sonntag mit dem Forschungsschiff „RV Celtic Explorer“ auf, um im deutschen Gebiet der Nordsee seismische Untersuchungen durchzuführen und Proben vom Meeresboden zu nehmen.

Ziel ist es, die Deutsche Nordsee als Wirtschaftsraum systematisch zu erschließen. Die Ergebnisse sollen in ein neues „Geoinformationssystem Nordsee“ einfließen, dessen Daten ab dem Jahr 2013 auf einer Internet-Plattform Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden zur Verfügung stehen.

Die erste Expedition des Projekts „Geopotenzial Deutsche Nordsee“ (GPDN) dauert bis zum 10. Juni. An Bord sind Wissenschaftler und Techniker der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH).

Grundlegende Geoinformationen identifizieren

„Es geht darum, Wirtschaft und Wissenschaft grundlegende Geoinformationen zugänglich zu machen, um so eine nachhaltige Entwicklung der Nordsee als Wirtschafts- und Naturraum zu ermöglichen“, erklärt Expeditionsleiter Lutz Reinhardt von der BGR.

Auf der Forschungsfahrt werden Reinhardt und seine Kollegen Sedimentkerne aus dem Meeresboden ziehen. „Dazu wird ein Vibrationskerngerät an einem Stahlseil bis zu 65 Meter tief ins Wasser gelassen. Am Gerät ist ein Elektromotor angebracht, der das Kernrohr durch Rüttelbewegungen sechs Meter tief in den Grund treibt. Anschließend wird das mit dem Sedimentkern gefüllte Stahlrohr mit Hilfe der Schiffswinde an Bord gehievt“, beschreibt Reinhardt das Prinzip der Probennahme.

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Nachtschicht vermisst Meeresboden

Während die Bohrkerne von den Geologen tagsüber gezogen werden, übernehmen die Geophysiker während der Nachtschicht die seismische Vermessung des Meeresbodens. Reinhardt: „Die Signale dringen bis zu 50 Meter tief in den Nordseeuntergrund ein und werden dort von lockeren Ablagerungen reflektiert. An der Wasseroberfläche fangen Hydrophone die Schallwellen wieder auf. Ein Computer erzeugt mit Hilfe dieser Signale ein akustisches Bild vom Meeresboden.“

Die Ergebnisse der Expedition sollen bereits vorhandene Geoinformationen aus Archiven ergänzen. Aus dem gesamten Datensatz entwickeln die Wissenschaftler dreidimensionale Modelle, die den Aufbau des geologischen Untergrundes der Nordsee zeigen. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Meeresbodenverhältnisse besser analysieren. Dies erleichtert künftige Planungen im Offshore-Bereich.

Informationen wichtig für viele Projekte

Von den Informationen profitieren die deutsche Energie- und Rohstoffwirtschaft bei der Erkundung von Erdöl- und Erdgaslagerstätten oder Sand- und Kiesvorkommen. Wichtige Grundlagen liefert das Projekt nach Angaben der Wissenschaftler aber auch für den weiteren Ausbau von Offshore-Windenergieparks, für die künftige Speicherung von Energie, die Planung von Leitungstrassen für Pipelines und Seekabel sowie für die CO2-Speicherung im tiefen geologischen Untergrund.

(Geozentrum Hannover, 20.05.2009 – DLO)

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