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Medizin

Schlaganfall: Blut leistet Hirnzellen „Erste Hilfe“

Immunzellen schützen das Gehirn vor weiterer Zerstörung

Beim Schlaganfall ist die Blutzufuhr gedrosselt. Durch Sauerstoffmangel gehen daher viele Gehirnzellen zugrunde. Zusätzlich kommt es zu Entzündungsreaktionen in der geschädigten Region. Heidelberger Wissenschaftler haben nun erstmals gezeigt, dass bestimmte Immunzellen im Blut die Entzündung nach einem Schlaganfall bremsen. Dabei handelt es sich um so genannte regulatorische T-Lymphozyten (Treg).

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Eine wichtige Rolle spielt bei diesem Schutz der Botenstoff Interleukin-10, der möglicherweise einen neuen Ansatzpunkt zur Behandlung des Schlaganfalls bietet, so die Forscher der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“.

Immunzellen produzieren das schützende Interleukin-10

In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 200.000 Menschen einen Schlaganfall. Nach wie vor verläuft er häufig tödlich oder verursacht schwere Behinderungen. Das Wissenschaftlerteam um Dr. Roland Veltkamp, hat nun im Tierexperiment nachgewiesen, dass Mäuse, die keine funktionsfähigen Treg-Zellen im Blut haben und einen Schlaganfall erlitten, einen deutlich größeren Schaden im Gehirn sowie Behinderungen davontragen als Tiere mit funktionierenden Treg-Zellen.

Eine Analyse des Immunsystems zeigte nach Angaben der Forscher: Mäuse ohne zelluläre „Ersthelfer“ produzierten deutlich mehr entzündungsfördernde Botenstoffe im Gehirn und im Blut. Außerdem wurden Immunzellen, deren Aufgabe es ist, Fremdkörper oder abgestorbene Zellreste zu erkennen und zu verdauen – zum Beispiel Mikroglia-Zellen oder Neutrophile – in Abwesenheit von Treg wesentlich stärker aktiviert.

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Kommunikation der Treg-Zellen noch ungeklärt

Treg-Zellen schützen Zellen, indem sie eine schädliche Aktivierung des Immunsystems unterdrücken und können dadurch auch die Entstehung von Autoimmunkrankheiten verhindern. Unklar ist für die Wissenschaftler noch, wie genau die Treg-Zellen im geschädigten Hirngewebe kommunizieren. Eine wichtige Rolle scheint beim Schlaganfall das Interleukin-10 (IL-10) zu spielen, ein Botenstoff, der von den Treg-Zellen produziert wird.

Wenn Mäusen ohne funktionsfähige Treg-Zellen am ersten Tag nach dem Schlaganfall IL-10 gespritzt wurde, führte dies sieben Tage später zu deutlich geringeren Hirnschäden als bei Mäusen, die kein IL-10 bekommen hatten. Der Transfer von Treg-Zellen mit gentechnisch ausgeschaltetem IL-10 hatte hingegen keinen schützenden Effekt.

Feinabstimmung der Immunzellen im Visier

Die Heidelberger Forscher arbeiten daher derzeit an verschiedenen Ansätzen, die über Treg vermittelten Schutzmechanismen in zukünftige Therapien für den Schlaganfall zu übertragen. „Wir brauchen aber noch viel mehr Wissen über die Feinabstimmung der Immunzellen untereinander und deren Kommunikation mit den Gehirnzellen nach einem Schlaganfall, um daraus einen Behandlungsansatz für Patienten zu machen“, so Veltkamp.

(idw – Universitätsklinikum Heidelberg, 17.04.2009 – DLO)

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