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Biologie

Alzheimer: Sterbende Nervenzellen live beobachtet

Mit Zebrafischen gegen des Vergessen

Das großflächige Absterben von Nervenzellen führt bei Alzheimer-Kranken zu einer massiven Demenz. Bislang konnte die Zerstörung der Neuronen im Tiermodell nur nach dem Tod und mit aufwändigen Verfahren dargestellt werden. Doch jetzt haben Wissenschaftler erstmals den Untergang der Nervenzellen live beobachtet – zumindest bei Zebrafischen.

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Dazu schleusten sie ein Gen in die Tiere ein, das beim Menschen zu einer erblichen Form von Alzheimer führt. Wie die Forscher im „Journal of Clinical Investigation“ berichten, entwickelten die durchsichtigen Larven daraufhin charakteristische Symptome, etwa auch das Absterben von Neuronen, was sich hier erstmals im lebenden Organismus verfolgen ließ.

„Unsere Entdeckung ermöglicht jetzt die gezielte Suche nach Medikamenten, die den massiven Zelltod und damit die Demenz der Patienten aufhalten können“, sagt Professor Christian Haass vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) der Universität München. „Erste Ergebnisse zeigen bereits, dass es im Prinzip möglich ist, mit Hilfe von Wirkstoffen die krankheitsbedingten Prozesse im Zebrafisch wenigstens teilweise zu blockieren.“

18 Millionen Alzheimer-Kranke weltweit

Rund eine Million Menschen leiden in Deutschland an Alzheimer. Weltweit sind es nach Schätzungen zwischen zwölf und 18 Millionen Patienten. Nicht zuletzt wegen der immer älter werdenden Menschen in den westlichen Gesellschaften geht der Trend sogar nach oben. Die Suche nach ursächlichen Therapien tut Not, denn noch immer lässt sich das Sterben im Kopf nicht besiegen. Der Untergang der Neuronen lässt sich auch erst nach dem Tod des Patienten zweifelsfrei belegen. Selbst im Tiermodell konnte die Zerstörung der Nervenzellen bislang nur sehr bedingt beobachtet werden.

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Haass und seine beiden Mitarbeiter Dr. Bettina Schmidt und Dominik Paquet vom DZNE haben nun aber ein Gen, das bei menschlichen Patienten zu einer erblichen Form von Alzheimer führt, in Zebrafische eingeschleust. Mit Erfolg: Bei den Tieren zeigten sich die charakteristischen Symptome, etwa auch Ablagerungen in Nervenzellen und der selektive Untergang von Neuronen.

Sterbende Zellen im Lasermikroskop

Und der Clou: Dies ließ sich sogar live beobachten. „Die durchsichtigen Larven der Zebrafische können unter einem Lasermikroskop über einen längeren Zeitraum untersucht werden“, berichtet Haass. „Gibt man einen Farbstoff ins Wasser, der gezielt sterbende Zellen anfärbt, lässt sich der Tod der Neuronen sogar direkt beobachten. Damit sollte auch zu sehen und zu testen sein, ob potentielle Wirkstoffe tatsächlich einen schützenden Effekt haben. Erste Versuche mit neu entwickelten Substanzen haben dies bereits bestätigt: Ein Wirkstoff war in lebenden Fischen aktiv – und konnte die krankheitsbedingten Prozesse im Zebrafisch zumindest teilweise blockieren.“

(idw – Universität München, 15.04.2009 – DLO)

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