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Medizin

Mit Edelweiß gegen Arteriosklerose

Leoligin könnte Haltbarkeit von Bypässen verbessern

Edelweiß © Universität Innsbruck / rechtefrei

Aus den Wurzeln des Edelweiß haben Innsbrucker Forscher einen Stoff gewonnen, der die Therapie von Gefäßerkrankungen revolutionieren könnte. Das so genannte Leoligin ist ein wirksames Mittel gegen Verdickungen der Innenwand von Blutgefäßen und könnte unter anderem die Haltbarkeit von Bypässen verbessern.

Gefäßwandverdickungen zählen zu den wichtigsten Ursachen vieler Herzkreislauferkrankungen und bilden die Vorstufe von Arteriosklerose, der häufigsten Todesursache in der westlichen Welt. Auch bei chirurgischen Eingriffen an Gefäßen, wie etwa bei Bypassoperationen, spielen diese Verdickungen eine entscheidende Rolle.

Naturstoffen auf der Spur

Wissenschaftler um Professor Hermann Stuppner vom Institut für Pharmazie der Universität Innsbruck suchen schon seit einiger Zeit mit Hilfe modernster phytochemischer Methoden und analytischer Hochleistungsverfahren nach Naturstoffen, die als Arzneimittel gegen diese und andere Erkrankungen dienen könnten. Sie richten dabei ein besonderes Augenmerk auf traditionelle Arzneipflanzen der heimischen und der asiatischen Volksmedizin.

Dabei untersuchte Stuppner zusammen mit seinem Kollegen Dr. Stefan Schwaiger auch die Inhaltsstoffe des Edelweißes – und wurde in dessen Wurzeln fündig. In Zellkulturanalysen, durchgeführt von Professor Günther Laufer und David Bernhard von der Universitätsklinik für Herzchirurgie der Medizinischen Universität Innsbruck, erwies sich einer der Inhaltstoffe, das Leoligin, als wirksames Mittel gegen Verdickungen der Innenwand von Blutgefäßen.

Die viel versprechenden Innsbrucker Ergebnisse konnten in Untersuchungen der Forscher an Mäusen bestätigt werden. Die einmalige Gabe von Leoligin verringerte die unerwünschten Gefäßwandverdickungen in Venen-Bypässen im Vergleich zu unbehandelten Mäusen um die Hälfte. Einzigartig macht den Naturstoff, dass Leoligin im Gegensatz zu bisher eingesetzten Medikamenten die Gefäßinnenwand nicht angreift und sogar bereits existierende Verdickungen reduziert. Mit Leoligin beschichtete Stents könnten daher auch die bisher notwendige Kombinationstherapie mit weiteren Medikamenten erübrigen.

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Auf dem Weg zur Marktreife

Im Rahmen des uni:invent-Programms zur Förderung der Patentverwertung ist die Idee der Innsbrucker Wissenschaftler nun im PRIZE-Wettbewerb als eines von zwölf Projekten ausgewählt: Das österreichische Wirtschaftsministerium unterstützt über die Förder- und Finanzierungsbank austria wirtschaftsservice das Projekt mit über 130.000 Euro.

Mit den neuen Forschungsgeldern soll die Substanz in einem nächsten Schritt weiter optimiert, dessen Einfluss auf die Zellzyklusregulation erforscht und die Wirkung in einem Bypass-Großtier-Modell überprüft werden. „Dadurch werden die Verwertungschancen erhöht und die Weiterentwicklung hin zu einem marktfähigen Produkt ermöglicht“, sagt Dr. Cornelia Rhomberg vom projekt.service.büro der Universität Innsbruck.

„Aufgrund der Datenlage und des hohen Marktpotentials der Entdeckung hat die Universität bereits im Sommer 2008 ein Patent angemeldet, das Leoligin und verwandte Derivate als Medikament zur Behandlung, Verhinderung und Umkehr der Gefäßwandverdickung, als Wirkstofflösung zur Applikation auf das Bypass-Transplantat sowie als Wirkstoff eines Implantats mit kontrollierter Wirkstoff-Freisetzung („drug eluting stents“) international schützt“, so Rhomberg weiter.

(Universität Innsbruck, 02.03.2009 – DLO)

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