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Genetik

Sind Gene schuld an riskanten finanziellen Investitionen?

Zusammenhang zu genetischer Regulation zweier Hirnbotenstoffe

Liegt die Neigung zu riskantem Anlageverhalten in unseren Genen? Nach Ansicht von amerikanischen Forschern könnte dies zumindest zum Teil der Fall sein. Sie entdeckten einen Zusammenhang zwischen zwei für Hirnbotenstoffe zuständigen Genen und der Risikobereitschaft bei finanziellen Investitionen ihrer Probanden.

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Die Finanzkrise ist noch immer in vollem Gange, weltweit versinken Wirtschaften in der Rezession. Angesichts der gravierenden Folgen der vergangenen Hochrisikogeschäfte der Banken fragen sich viele: „Wie um alles in der Welt konnten so viele Finanzgiganten so große Risiken eingehen und damit das Wohlergehen ihrer ganzen Nationen gefährden?“

Hirnbotenstoffe Dopamin und Serotonin entscheidend?

Eine ungewöhnliche Antwort auf diese Frage liefern jetzt Wissenschaftler der Northwestern Universität. Sie suchten nach einer Erklärung in den Genen des Menschen. In einem Experiment erhielten 65 Studenten der Universität echtes Geld und sollten es in einer Reihe von aufeinander folgenden Schritten investieren. Dabei mussten sie sich jedes Mal zwischen riskanten renditeträchtigen oder risikofreien, aber weniger ertragreichen Investitionen entscheiden.

Parallel dazu prüften die Wissenschaftler bei den Probanden, welche Varianten zweier Gene, 5-HTTLPR und DRD4, die für die Regulation der Hirnbotenstoffe Dopamin und Serotonin verantwortlich sind, sie trugen. In vorherigen Studien waren diese beiden Gene bereits mit negativen Emotionen und Suchtverhalten in Zusammenhang gebracht worden. Die Forscher vermuteten nun, dass diese Mechanismen auch bei finanziellem Risikoverhalten eine Rolle spielen könnte. Bisher allerdings war der Nachweis dafür nicht erfolgt.

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Korrelation zwischen Genkopien und Risikobereitschaft

Das Ergebnis der Experimente lieferte nun den erhofften Beleg für einen möglichen Zusammenhang: Personen mit zwei Kopien der kurzen Variante des Serotonin-Trasportergens 5-HTTLPR investierten deutlich weniger Geld in riskante Anlageformen als Probanden mit mindestens einer langen Genkopie. Demgegenüber steigerte die Präsenz des so genanten 7-repeat-Allels des Dopamin-Gens DRD4 die Bereitschaft für riskante Anlagen um 25 Prozent.

„Unsere Studie enthüllt zum ersten Mal, welche Rolle spezifische Varianten des Serotonin-Transportergens und des Dopaminrezeptorgens dafür spielen, ob Menschen finanzielle Risiken mehr oder weniger wahrscheinlich eingehen werden“, erklärt Camelia M. Kuhnen, Assistenzprofessorin für Finanzen an der Northwestern Universität. „Dies zeigt, dass die individuelle Variabilität in unserem genetischen Code auch unser wirtschaftliches Verhalten beeinflussen kann.“

Erfahrung und Umwelt weitere Faktoren

Allerdings, so warnt Kuhnen, sei noch weitaus mehr Forschung nötig, um das Verhalten des Menschen in solchen Situationen zu verstehen – vor allem angesichts der komplexen Einflüsse von Vererbung gegenüber Umwelt. Immerhin ließ sich nur rund 30 Prozent des Investitionsverhaltens auf die Gene zurückführen.

Der Rest wird durch Erfahrung und Erziehung bestimmt. „Wir müssen bedenken, dass Risikoverhalten auf dem Markt das Resultat der genetischen Anlagen von Investoren und Händlern sein kann, aber auch auf vergangene Erfahrungen im Aktienhandel oder ihren kulturellen Hintergrund zurückgehen kann.“

(Northwestern University, 12.02.2009 – NPO)

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