Die steigenden Treibhausgas-Konzentrationen in der Atmosphäre könnten fatale Auswirkungen auf die Ozonschicht der Erde haben. Denn Wissenschaftler haben festgestellt, dass der Klimawandel die Erholung der lebenswichtigen Schutzschicht der Erde verzögert oder vielleicht sogar völlig blockiert. Ihre Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ erschienen.
Die Ozonschicht ist ein wichtiger Schutzschild der Erde gegen schädliche UV-Strahlung von der Sonne. Durch die Freisetzung von Treibgasen hat der Mensch diese Schutzschicht deutlich ausgedünnt. Auch wenn seit den 1980er Jahren die meisten Staaten keine ozonschädlichen Substanzen mehr abgeben, hat sich die Ozonschicht bisher nur sehr zögerlich erholt.
Forscher um John Waugh von der Johns Hopkins University in Baltimore und vom NASA Goddard Space Flight Center in Greenbelt haben nun gemeinsam mit weiteren Kollegen untersucht, welchen Einfluss der gegenwärtige Klimawandel auf die Erholung der Ozonschicht hat. Dabei simulierten sie die Auswirkungen mithilfe des „Goddard Earth Observing System Chemistry-Climate Model“, eines speziellen Klimamodells, das die chemischen Wechselwirkungen und ihre Klimawirkungen abbildet.
Veränderte Atmosphärendynamik bremst
Das Ergebnis ist alles andere als ermutigend. Denn es zeigte sich, dass die Veränderungen in der atmosphärischen Dynamik die Bildung von neuem Ozon und damit die Auffüllung der heutigen Ozonlücken hemmt. „Die globale Erwärmung verändert die Geschwindigkeit, mit der Luft in und durch die untere Atmosphäre transportiert wird“, erklärt Waugh. Dies gelte vor allem für die tropischen und südlichen mittleren Breiten. „Die Luft bewegt sich schneller hindurch, dadurch wird weniger Ozon gebildet.“
Tropen und Südhalbkugel besonders betroffen
Besonders betroffen sind dabei die Tropen und Gebiete in den südlichen gemäßigten Breiten. Die reduzierte Ozonproduktion zieht sich laut Simulation wie ein breites Band um die Erde und liegt unter anderem über Australien und Brasilien. Wenn die Erwärmung weiter anhalte, dann könnte die in diesen Gebieten stark ausgedünnte Ozonschicht möglicherweise niemals wieder zur vollen Dichte zurückkehren.
Wenn die Ozonwerte in diesen Regionen nicht wieder zu den Niveaus von vor 1960 zurückkehren, dann hätte dies schwere gesundheitliche Folgen, so Dan Lubin, Ozonforscher der Scripps Institution of Oceanography über die Ergebnisse seiner Kollegen. „Das Hautkrebsrisiko für hellhäutige Menschen in Ländern wie Australien oder Neuseeland und auch in Chile und Argentinien wird im 21. Jahrhundert höher sein als im 20.Jahrhundert.“
Weniger Auswirkungen auf der Nordhalbkugel
Die polaren Regionen und die mittleren Breiten der Nordhalbkugel seien dagegen kaum betroffen. Hier könnte sich die Ozonschicht sogar schneller erholen als bisher angenommen. Denn in diesen Gebieten bewirkt der Klimawandel einen leichten Temperaturabfall in der oberen Stratosphäre, dadurch wird der Ozonabbau verlangsamt. Selbst bei reduziertem Nachschub von neuem Ozon aus den unteren Atmosphärenschichten könnte daher das Gleichgewicht zugunsten eines Ozonzuwachses verschoben sein.
Schon seit längerem vermuteten Wissenschaftler einen Einfluss des Klimawandels auf die Ozonbildung, doch das Team von Waugh hat dies nun erstmals konkret belegt und das Ausmaß der Wirkung abgeschätzt. „Das Ozon verändert sich sowohl in Reaktion auf Ozon abbauende Substanzen als auch auf die Treibhausgase“, so Waugh. „Wenn wir den Klimawandel bei der Auswertung der Ozondaten nicht berücksichtigen, liegen wir daneben und stiften Verwirrung.“
(American Geophysical Union, 09.02.2009 – NPO)