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Medizin

Lungenentzündung: Enzyme statt Antibiotika

Neue Therapie erfolgreich getestet

Streptococcus pneumoniae © Janice Carr / CDC

Forscher haben eine neue Therapie gegen gefährliche Lungenentzündungen erfolgreich getestet. Wie sie in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes „Critical Care Medicine“ berichten, ist es ihnen bei Mäusen erstmals gelungen, eine durch Pneumokokken hervorgerufene Lungenentzündung mit dem Enzym Cpl-1 zu heilen. Pneumokokken zählen zu den häufigsten Auslösern von Lungenentzündungen.

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Das Enzym Cpl-1 wird von so genannten Bakteriophagen produziert, so das Team um Dr. Martin Witzenrath und Professor Norbert Suttorp von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Rockefeller University in New York in Critical Care Medicine. Das sind Viren, die in Bakterien eindringen, sich dort vermehren und anschließend das Bakterium zerstören, um es wieder verlassen zu können.

„Nach unseren Ergebnissen ist Cpl-1 genauso wirksam wie ein Antibiotikum, ohne dabei andere Bakterien anzugreifen. Leider wirkt es nur bei Pneumokokken, es gibt jedoch vergleichbare Enzyme gegen verschiedene Bakterien“, erklärt Witzenrath.

Weniger Bakterien, keine Nebenwirkungen

Ein Versuch mit Mäusen veranschaulicht die gute Wirkung des Enzyms Cpl-1. Die schwer an einer Lungenentzündung durch Pneumokokken infizierten Mäuse wurden in drei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe bekam das klassische Antibiotikum Penicillin und überstand die Erkrankung. Der zweiten Gruppe wurde Cpl-1 verabreicht, die dritte erhielt ein Placebo.

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Alle mit Placebo behandelten Mäuse verstarben anschließend, ihre mit Cpl-1 behandelten Artgenossen dagegen überlebten. Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler kam es bei diesen zu einer deutlichen Abnahme der Bakterienzahlen in Lunge und Blut. Auch die typischen Symptome der Lungenentzündung verschwanden rasch. Darüber hinaus sind bisher weder bei Mäusen noch bei menschlichen Zellkulturen Nebenwirkungen von Cpl-1 aufgetreten.

Tödliche Lungenentzündungen

Lungenentzündungen führen heute noch häufig zum Tode. „Herkömmliche Antibiotika helfen zunehmend nicht mehr, weil sie zu oft für harmlose Krankheiten verschrieben werden“, erklärt Witzenrath. „Die gefährlichen Krankheitserreger haben Zeit, sich so zu verändern, dass diese Mittel ihnen nichts mehr anhaben können.“

Deshalb fahnden Forscher in aller Welt fieberhaft nach neuen Therapiestrategien. „Cpl-1 könnte sich als ein Ausweg erweisen“, hofft der Charité-Forscher. Zulassungsverfahren für erste klinische Studien laufen bereits.

(idw – Charité-Universitätsmedizin Berlin, 05.02.2009 – DLO)

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