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Evolution

Frühmenschen hatten harte Nüsse zu knacken

Neue Erkenntnisse zu Australopithecus africanus vorgelegt

Mrs. Ples © Transvaal Museum, Pretoria / Simon Neubauer & Gerhard Weber / David Strait

Der südafrikanische Verwandte des modernen Menschen, der Australopithecus africanus, nahm vor mehr als zwei Millionen Jahren große Nüsse und Samen zu sich, um harte Zeiten zu überstehen. Dies hat jetzt ein transatlantisches Forscherteam in einer neuen Studie herausgefunden.

Die Fähigkeit, schwierig zu erschließende Nahrung zu sich zu nehmen, war vermutlich eine ökologisch bedeutsame Errungenschaft, schreiben die Wissenschaftler um den Anthropologen Gerhard Weber von der Universität Wien in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).

Die neuen Forschungsergebnisse zeigen aber auch, wie die Ernährung und die Anpassung an eine bestimmte Kost die Evolution der frühesten Vormenschen beeinflussten.

Starke Beanspruchung während des Beißens

Das Gesichtsskelett von Australopithecus africanus war für hohe Belastungen gut geeignet, so die Wissenschaftler um Weber. Diese starke Beanspruchung trat während des Beißens mit den Vormahlzähnen (Prämolaren) auf. Dies wiederum legt den Schluss nahe, dass A. africanus seine vergrößerten Prämolaren und die strebepfeilerartigen Verstärkungen im Gesicht dazu benötigte, harte Nüsse und Samen aufzuknacken und zu zerkleinern.

Nüsse und Samen waren zwar nicht die bevorzugte Nahrung der Australopithecinen, aber vielleicht die letzten Reserven, um über kritische Zeiten hinwegzukommen.

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Modernste Untersuchungsmethoden im Einsatz

Die Wissenschaftler setzten modernste Technik für die Forschungsarbeiten ein. Das Team um Weber schuf die Basis mithilfe Virtueller Anthropologie (VA). Darauf aufbauend führte die Gruppe um David Strait von der Universität von Albany, Ney York, die Finite Elemente Analyse (FEA) durch. FEA ist eine Anwendung für Ingenieure, um Druck-, Zug-, und Scherkräfte bei mechanischen Belastungen von Objekten zu berechnen.

3D-Modell des Schädels erstellt

Bevor jedoch die FEA eingesetzt werden kann, wird ein genaues 3D-Modell des fossilen Schädels benötigt. Nachdem die Wiener Forscher die Fossilien mit Hilfe der Computertomographie gescannt hatten, wurden sie elektronisch verarbeitet und vermessen. Irritierende Faktoren wie Gips von früheren Rekonstruktionsversuchen und anhaftende Gesteinsmatrix werden anschließend entfernt, ohne dem wertvollen Original „auf den Leib zu rücken“.

„In diesem Fall hatten wir Glück. Da die Zähne eines sehr ähnlichen Australopithecinen zur Verfügung standen, konnten wir das Gesicht der zahnlosen ‚Mrs. Ples“, wie dieses Fossil im Volksmund genannt wird, rekonstruieren“, berichtet Weber.

(idw – Universität Wien, 03.02.2009 – DLO)

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