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Medizin

Antibiotika lösen Allergien aus

Asthmarate in den letzten 20 Jahren um 160 Prozent gestiegen

Die steigende Zahl an Allergien und Asthmaerkrankungen steht nach einer neuen Studie in engem Zusammenhang mit der vermehrten Einnahme von Antibiotika. Durch die Medikamente wird die natürliche Darmflora derartig gestört, dass das Immunsystem nicht mehr zwischen ungefährlichen Chemikalien und gefährlichen Attacken unterscheiden kann.

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In den vergangenen 20 Jahren ist die Asthmarate um 160 Prozent angestiegen, bereits ein Viertel aller schulpflichtigen Kinder in den USA und ein Drittel der Kinder in Großbritannien leiden unter der Erkrankung. Als Grund für den Anstieg wurden eine ungesunde Ernährungsweise und zu saubere Häuser vermutet. Forschern der University of Michigan in Ann Arbour ist es nun unter der Leitung Gary Huffnagles gelungen, einen Zusammenhang zwischen der steigenden Zahl von Allergien und der Einnahme von Antibiotika in Mäusen nachzuweisen.

Huffnagle und sein Team haben Mäusen eine Reihe von Antibiotika verabreicht, bevor einigen von ihnen eine spezielle Hefe gefüttert wurde, die auch auf der Haut des Menschen vorkommt. Die natürliche Darmflora der Mäuse war durch die Einnahme der Medikamente gestört und die Hefe breitete sich ohne Nebenwirkungen im Darm der Mäuse aus. Im Laufe der folgenden zwei Wochen wurden allen Mäusen Pilzsporen verabreicht. Derartige Sporen können beim Menschen Allergien auslösen.

Die Mäuse, denen zuvor Hefe verabreicht wurde, zeigten eine wesentlich höhere Immunreaktion auf die Sporen. Dies lässt darauf schließen, dass auch Menschen anfälliger für Allergien sind, wenn ihre Darmflora durch die Einnahme von Antibiotika aus dem Gleichgewicht gerät.

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Das Team hat das Experiment mit anderen Mäusen wiederholt, um sicherzustellen, dass dieser Effekt nicht nur bei bestimmten Mäusen auftritt. In der zweiten Testreihe wurde auch ein anderes Molekül verwendet, um die Reaktion auszulösen. Es handelt sich um ein Hühnerei-Protein, genannt Ovalbumin, das in der Allergieforschung häufig verwendet wird. Das Ergebnis bei den Mäusen mit der hohen Immunreaktion erstaunte selbst die Forscher: „Ihre Lungen sind zerrissen, komplett zerrissen. Ich bin mir sicher, dass sie nicht mehr atmen können“, sagte Huffnagle.

Er glaubt, dass menschliche Darmbakterien in irgendeiner Weise dafür sorgen, dass das Immunsystem harmlose Moleküle, die in den Magen gelangen, ignoriert. Wie das passiert, kann er jedoch nicht erklären. Die Forschungsergebnisse legen klar dar, dass Antibiotika nur dann eingenommen werden sollen, wenn es keine Alternative gibt. Außerdem sollen Personen, die Antibiotika eingenommen haben, danach probiotische Tabletten zu sich nehmen und auf gesunde Ernährung achten, um die normale Darmflora wieder herzustellen.

Eine weitere Untersuchung in Deutschland nach dem Fall der Berliner Mauer hat ergeben, dass Menschen im Osten weniger an Asthma litten und weniger Antibiotika einnahmen als Menschen im Westen. Beide Gruppen hatten sich jedoch ähnlich ernährt und glichen sich auch genetisch gesehen. Nach dem Fall der Mauer wurden Antibiotika auch von den Bürgern im Osten vermehrt eingenommen und die Asthmaraten sind gestiegen.

(Pressetext Europe, 01.06.2004 – DLO)

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