Anzeige
Geowissen

Letzter Gletschervorstoß der Eiszeit schneller als gedacht

Fossile Pollen enthüllen warme, eisfreie Perioden sogar in Schweden

Schweden war während der letzten Eiszeit keineswegs komplett unter Gletschern begraben. Stattdessen könnte die Region sogar für längere Perioden eisfrei gewesen sein. Das jedenfalls zeigen Auswertungen von Klimadaten aus fossilen Pollen. Sie enthüllen auch, dass sich der letzte Gletschervorstoß der Eiszeit sehr viel schneller ereignet hat als gedacht.

{1r}

Die letzte Eiszeit begann in Nordeuropa vor rund 120.000 Jahren und hielt bis vor rund 10.000 Jahren an. Während dieser so genannten Weichsel-Eiszeit war es nicht immer gleich kalt, stattdessen schwankte das Klima stark, blieb aber insgesamt deutlich kälter als heute. Das Wissen um diese Variationen und ihre konkreten Auswirkungen auf Landschaft und Lebensformen gibt heute wertvolle Aufschlüsse über das Klimasystem der Erde.

Pollen als Klimazeugen

Unter anderem deshalb untersuchten nun Wissenschaftler der Universität von Stockholm die damaligen Eisbewegungen im Gebiet des heutigen Schweden und identifizierten die eisfreien Regionen innerhalb der Kaltzeit. Anhand von fossilen Pollenkörnern aus Sediment gewann die Forscherin Martina Hättestrand Daten über die Pflanzenbedeckung bestimmter Regionen und damit indirekt auch darüber, ob zu dieser Zeit dort eine geschlossene Eisdecke existierte oder nicht.

Sie analysierte Pollenkörner, die vor rund 40.000 Jahren während der eisfreien Zeiten in kleinen Seen deponiert worden waren. „Es ist wichtig, dass wir herausfinden, wann die großen Eisdecken Schweden bedeckten und wie warm es gewesen sein könnte, als dort kein Eis war“, erklärt Hättestrand.

Anzeige

Warme, eisfreie Phase kippt bisherige Theorie

Das Ergebnis: In bestimmten eiszeitlichen Perioden fanden sich vor allem große Mengen von Birkenpollen. Sie deuten auf Sommertemperaturen von immerhin rund 10°C in Nordschweden hin. Währen der kälteren eisfreien Phasen dominierten dagegen Gräserpollen in den Sedimenten. „Die Ergebnisse zeigen, dass die erste Vereisung der letzten Eiszeit in Skandinavien erst vor rund 95.000 Jahren begann – und damit gut 20.000 Jahre später als bisher angenommen“, so Hättestrand.

Den gängigen Annahmen zufolge war Schweden von vor 75.000 Jahren bis vor 20.000 Jahren komplett mit Eis bedeckt. Doch die neuen Daten ergeben eine eisfreie Zeit zwischen 59.000 und 40.000 Jahren. Wenn sich dies betätigt, muss sich das letzte Eisschild der Eiszeit deutlich schneller gebildet und bewegt haben als angenommen, wenn es während der Maximumphase vor 22.000 Jahren bis hinunter nach Deutschland reichen sollte.

(idw – Schwedischer Forschungsrat – The Swedish Research Council, 29.12.2008 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Meereis adé? - Erster internationaler Polartag für eine schwindende Eiswelt

Mammuts - Eiszeitgiganten zwischen Mythos und Wiedergeburt

Eiszeiten - Die frostige Vergangenheit der Erde...

Klimawandel - Bringt der Mensch das irdische Klima aus dem Gleichgewicht?

Bücher zum Thema

Globaler Wandel - Die Erde aus dem All von Stefan Dech, Rüdiger Glaser und Robert Meisner

Eine unbequeme Wahrheit - von Al Gore, Richard Barth, Thomas Pfeiffer

Gletscher im Treibhaus - Eine fotografische Zeitreise in die alpine Eiszeit von Wolfgang Zängl

Wir Wettermacher - von Tim Flannery

Der Klimawandel - von Stefan Rahmstorf und Hans J. Schellnhuber

Zu den Kältepolen der Erde - von Klaus Fleischmann

Die Welt der lebenden Fossilien - von Walter Kleesattel

Spuren der Eiszeit - Landschaftsformen in Europa von Wolfgang Fraedrich

Allgemeine Geologie - Eine Einführung in das System Erde von Frank Press und Raymond Siever

Top-Clicks der Woche