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Medizin

Mond hat keinen Einfluss auf Geburten

Studie an vier Millionen Geburten entkräftet verbreiteten Irrglauben

Rotgefärbter Mond. © Doug Murray

Nach volkstümlichem Glauben soll der Mondzyklus den Zeitpunkt des Gebärens bei schwangeren Frauen beeinflussen. Doch was ist dran am vermeintlich alten Wissen? Nichts, wie jetzt eine Studie an mehr als vier Millionen Geburten eindeutig belegt. Dafür aber gibt es durchaus Häufungen der Geburten zu bestimmten Jahreszeiten und Wochentagen.

Über den Einfluss des Mondes auf Geburt und Schwangerschaft gibt es zahlreich verbreitete Vorurteile: bei Mondwechsel sollen besonders viele Kinder zur Welt kommen oder wenn bei zunehmendem Mond der Bauchumfang der Mutter mehr als 100 Zentimeter beträgt, soll die Geburt unmittelbar bevorstehen. Auch auf andere Lebensbereiche wird dem Mond vielerorts ein gewisser Einfluss zugeschrieben. Doch diese volkstümlichen Mondregeln, die auch unter in Gesundheitsberufen Arbeitenden verbreitet sind, halten einer wissenschaftlichen Analyse jedoch kaum stand.

Das bestätigt jetzt auch die bisher umfangreichste Studie von Oliver Kuß. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg analysierte mehr als vier Millionen Geburten zwischen 1966 und 2003 in Baden-Württemberg. Es war damit die weltweit größte Untersuchung bezüglich der Anzahl durchlaufener Mondzyklen. „In diesen 37 Jahren liefen 470 Mondzyklen ab“, erklärt der Statistiker.

Kein Zusammenhang mit dem Mondzyklus

Das Ergebnis war sehr eindeutig: „Einen Mondzyklus konnte ich bei der Analyse der Daten nicht feststellen“, sagt der 39-Jährige, der selbst Teil des Datensatzes war: Er wurde 1969 in Baden-Württemberg geboren. Das dortige Statistische Landesamt stelle die Daten kostenlos zur Verfügung und konnte zudem den längsten Zeitraum bedienen. Die empirische Arbeit steht im Einklang mit weiteren Studien zu diesem Thema, die allerdings nie über solch einen langen Zeitraum Daten untersuchten. Bereits seit dem 19. Jahrhundert beschäftigen sich Wissenschaftler mit dem Einfluss des Mondes und seiner Phasen.

Die meisten Geburten sind montags und dienstags

Sehr wohl feststellen konnte Kuß jedoch einen Wochen- und auch einen Jahreszyklus. Statistisch wurden montags und dienstags die meisten und am Wochenende die wenigsten Kinder geboren. Eine mögliche Ursache: Künstlich eingeleitete Geburten werden in den Kliniken von den Wochenenden weg und auf Montag oder Dienstag gelegt.

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Jahreszeitlich kommen Ende September die meisten Kinder zur Welt: „Dies spricht für eine Zeugung in den Weihnachtsferien oder zumindest in der dunklen Jahreszeit“. Veröffentlicht wurde die Studie in der Fachzeitschrift „Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica“.

(Universität Halle-Wittenberg, 26.11.2008 – NPO)

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