In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 15.000 Menschen an der Parkinsonschen Krankheit. Dabei gehen Nervenzellen im Gehirn zugrunde, die den Überträgerstoff Dopamin bilden. Deshalb verlangsamen sich die Körperbewegungen, die Muskeln werden steif und die Extremitäten beginnen, stark und unwillkürlich zu zittern. Lässt die Wirksamkeit verschiedener Medikamente bei fortschreitender Krankheit nach, bieten jetzt neurochirurgische Eingriffe eine weitere Therapiemöglichkeit.
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Bei einer solchen Operation wird eine Elektrode ins Gehirn implaniert und mit einem elektrischen Stimulator – ähnlich einem Herzschrittmacher – verbunden. Mit Hilfe dieses Hirnschrittmachers kann das unwillkürliche Muskelzittern wirkungsvoll unterdrückt werden, was eine drastische Steigerung der Lebensqualität der Parkinson-Patienten zur Folge hat.
Das Hauptproblem beim operativen Eingriff zur Platzierung der Stimulationselektrode des Hirnschrittmachers war bislang jedoch die exakte Bestimmung der physiologisch wirksamen Zielpunkte im Gehirn. Sie wurden meist mit Hilfe klassischer bildgebender Verfahren wie Computertomographie und Kernspintomographie und mit anatomischen Atlanten vor der Operation bestimmt. Doch diese Koordinaten weichen nach Aussage von Neurochirurgen in etwa 70 Prozent der Fälle von den wirksamen Zielpunkten ab, da das Gehirn bei der Öffnung des Kopfes durch den Operateur zusammensackt. Die Abweichungen verringern die Wirksamkeit und machen teilweise Folgeeingriffe zur Korrektur erforderlich.
Jetzt haben Wissenschaftler der Firma Thomas Recording aus Giessen zusammen mit der Firma Bleistein-Rohde Systemtechnik aus Pohlheim ein neues Neuronavigationssystem entwickelt, bei dem eine Elektrode während der Operation die physiologisch wirksamen Zielpunkte erkennt. Das Positioniersystem ist bereits im Einsatz, unter anderem in den Kliniken für Neurologie und Neurochirurgie der Charité in Berlin.
(Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von
Guericke“, 26.05.2004 – NPO)