Insekt des Jahres 2009 ist die Gemeine Blutzikade. Cercopis vulnerata, die ganz harmlos ist und nur an Pflanzen saugt, wurde gestern von einem Kuratorium, dem namhafte Insektenkundler und Vertreter wissenschaftlicher Gesellschaften und Einrichtungen angehören, gekürt.
Der Name des neun bis elf Millimeter großen, schwarzen Tieres kommt von dem auffallend roten Muster auf den Flügeln, die dachförmig zusammengelegt werden. Sie ist, wie bisher die meisten Insekten des Jahres, recht häufig und soll mit ihrer schönen Färbung für Sympathie für alle Insekten werben. Zum ersten Mal wurde mit der Blutzikade ein Insekt des Jahres für den gesamten deutschsprachigen Raum, also für Österreich, die Schweiz und Deutschland deklariert.
Leben in „Kuckucksspucke“
Die Blutzikade hat sich in den letzten Jahren bis zum Nord-Ostsee-Kanal nach Norden verbreitet, den sie wohl aufgrund ihrer schlechten Flugfähigkeit nicht überqueren kann. Sie gehört zu den Schaumzikaden, deren Larven in einem Schaumnest leben, der von Kindern landläufig als „Kuckucksspucke“ bezeichnet wird. Der klebrige Schaum schützt die Larven vor Feinden und vor Austrocknung. Die Larven der Blutzikade leben unterirdisch an Wurzeln in nicht zu trockenen Magerrasen, Weiden, Waldlichtungen und Weg- und Grabenrändern, sogar in Gärten, allerdings kaum auf Mähwiesen. Blutzikaden überwintern als Larven im Boden in zehn bis fünfzehn Zentimetern Tiefe. Anfang Mai bis Juli sind dann die rotschwarzen Tiere zu sehen, so das Julius Kühn-Institut.
Die Blutzikade ist nach Angaben der Wissenschaftler eine gute Springerin, eine Fähigkeit, die sie mit vielen Zikaden, vor allem aber mit den Schaumzikaden gemeinsam hat und die ihr häufig das Leben rettet. Mit ihrer Warnfärbung täuscht sie nur Giftigkeit vor. Bei Gefahr scheidet sie aus den Fußspitzen eine übelriechende, jedoch offenbar ungiftige Flüssigkeit aus, sodass dem Räuber der Appetit vergeht.
Wie viele Zikaden singt auch die Blutzikade mit einem besonderen Organ, dem Tymbal, das an beiden Seiten der Basis des Hinterleibrings liegt. Die Männchen schlagen dabei kräftig mit den Flügeln. Manchmal werden die Weibchen mit den Vorderflügeln betrillert. Für menschliche Ohren ist der Gesang zu leise, um ihn wahrzunehmen. Die Eiablage wurde bisher noch nie beobachtet.
Ohrenbetäubendes Zirpen
Zikaden sind jedem von Reisen in die Tropen bekannt. Das ohrenbetäubende Zirpen kann zwar störend sein, aber es ist auch schön, eben ferienmäßig tropisch. Die Sänger sind die mehrere Zentimeter großen Singzikaden, ein Name, der vergeben wurde, als noch nicht bekannt war, dass die Kleinzikaden auch singen.
Weltweit gibt es nach Angaben des Julius Kühn-Institut etwa 40.000 Zikaden, davon 2.500 Schaumzikaden, in Mitteleuropa 800 Kleinzikaden. Sie saugen an den Leitungsbahnen der Pflanzen mit zuckerreichem Saft.
(idw – Julius Kühn-Institut, 19.11.2008 – DLO)