Mainzer Mikrobiologen haben einen neuen Weg entdeckt, auf dem bestimmte Humane Papillomviren (HPV) in die Körperzelle eindringen. Sie widersprechen damit den bisher gültigen wissenschaftlichen Auffassungen, wie die Viren den Weg in die Zelle finden.
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Die Ergebnisse könnten möglicherweise zu neuen Therapieansätzen gegen Erkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs führen, so die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“. Gegen diese Krebsart wurde vor kurzem ein Impfstoff entwickelt, eine medikamentöse Behandlung ist jedoch bislang nicht möglich.
Clathrin als Helfer?
Bei der Entstehung einer infektiösen Erkrankung ist es von entscheidender Bedeutung, wie der Erreger es schafft, in die Zelle hineinzukommen, um sich dort zu vervielfältigen. Im Falle der Humanen Papillomviren vom Typ 16 (HPV16), die als gefährlichster Auslöser für Gebärmutterhalskrebs gelten, gingen Wissenschaftler seit Mitte der 90er Jahre davon aus, dass das Protein Clathrin den Eintritt der Viren in die Zelle vermittelt. Für den HPV-Typ 31 konnten amerikanische Forscher zeigen, dass das Protein Caveolin die Viren in die Zelle schleust.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Eingangswege von HPV16 nicht benutzt werden, sondern dass sie mithilfe tetraspaninreicher Mikrodomänen in die Zelle geschleust werden“, sagt Dr. Carsten Lambert vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Mainz. In ihrer Studie zeigen die Wissenschaftler, dass die Infektionsrate zurückgeht, wenn Tetraspanin-Proteine durch einen Antikörper blockiert oder durch kleine RNA-Moleküle spezifisch entfernt werden. Hier könnte auch eine zukünftige Therapie ansetzen.
33 Varianten bekannt
In der Tetraspanin-Familie sind bislang 33 Varianten bekannt, die beim Menschen, aber auch bei anderen Säugetieren vorkommen. Ein Molekül durchkreuzt die Zellwand an vier Stellen und reicht so mit zwei Schlaufen in den Zwischenzellraum. Tetraspanine können untereinander interagieren und auch Verknüpfungen zu anderen Transmembranmolekülen herstellen. Dadurch entstehen tetraspaninreiche Mikrodomänen (TEMs), spezifische Mikro-Plattformen innerhalb der Membran.
In einem nächsten Schritt gilt es nun für die Forscher, den Aufnahmeweg für HPV-Viren näher zu charakterisieren. Sie vermuten, dass die Krankheitserreger nach der Bindung an einen Primärrezeptor auf einen zweiten, spezifischen Rezeptor übertragen werden. Dieser ist bislang jedoch nicht identifiziert. „Unsere Hypothese ist, dass dieser Sekundärrezeptor mit Tetraspaninen verbunden ist“, erklärt Dr. Luise Florin, eine der Autorinnen der Studie.
Forscher wollen sekundären Rezeptor identifizieren
Bekannt ist mittlerweile, dass Tetraspanine auch bei der Immunerkrankung HIV und bei Hepatitis C eine Rolle spielen, dass beispielsweise die Neubildung von HIV-Viren an Tetraspanin-Inseln stattfindet.
„Wir wollen bei unseren künftigen Arbeiten den sekundären Rezeptor identifizieren, den wir in TEMs vermuten“, fasst Florin die künftige Ausrichtung der mikrobiologischen Aufgaben zusammen.
(idw – Universität Mainz, 19.11.2008 – DLO)