Anzeige
Materialforschung

Kunststoff in leitender Funktion

Neuer Verbundstoff ist leicht wie Kunststoff und leitet wie Metall

Ein Kunststoff-Metall-Hybrid als Granulat oder Strang. Im nächsten Schritt lässt sich das leitfähige Material erneut plastifizieren (weichmachen) und als Leiterbahn auftragen. © Fraunhofer IFAM

Kunststoff leitet elektrischen Strom und Metall ist leicht wie eine Feder? Das klingt nach verkehrter Welt, ist aber Realität: Denn Wissenschaftler haben einen Verbundstoff entwickelt, der die Vorteile beider Materialien in sich vereint und sich mit relativ geringen Kosten produzieren lässt.

Gegensätzlicher könnte ein Team kaum sein. Kunststoff ist leicht und preisgünstig, aber stromisolierend. Metall ist belastbar und stromleitend, dafür aber teuer und schwer. Diese Eigenschaften der beiden Werkstoffe ließen sich bisher nicht miteinander vereinen. Das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Materialforschung IFAM in Bremen hat eine Lösung erarbeitet, die das Beste beider Welten miteinander verbindet, ohne dass für die Verarbeitung der Bauteile neue Maschinen angeschafft werden müssen.

Zusammenmischen statt verkleben

Die größte Herausforderung für die Forscher war es, den Kunststoff elektrisch leitfähig zu machen. Denn Kunststoff-Metall-Hybride sollen genau dort zum Einsatz kommen, wo Kunststoffbauteile mit Leiterbahnen versehen werden, etwa in Autos oder Flugzeugen. Bisher war dies nur über den Umweg möglich, in einem aufwändigen Verfahren Metallbleche auszustanzen und zu biegen, um sie dann in ein Bauteil zu integrieren.

Die neue Lösung ist einfacher: ein Verbundwerkstoff. Die unterschiedlichen Materialien werden nicht einfach zusammengesteckt oder geklebt, sondern in einem speziellen Verfahren zu einem Stoff zusammengemischt. Durch diesen Prozess entsteht ein homogenes und engmaschiges elektrisch leitendes Netzwerk. Das Gemisch verfügt jetzt über die gewünschte chemische Beständigkeit, geringes Gewicht, elektrische Leitfähigkeit und das Wärmeleitvermögen von Metallen. Weil das Einarbeiten von Metallleiterplatten in Zukunft nicht mehr nötig ist und sich die Bauteile bald sogar in einem einzigen Arbeitsschritt herstellen lassen, sinken Produktionskosten und Gewicht des Materials um ein Vielfaches.

Vorteil für Auto- und Flugzeugbauer

Vor allem die Automobil- und Flugzeugbauer profitieren von dieser Entwicklung. Die Scheinwerfergehäuse eines Autos etwa sind aus Kunststoff. Um die Glühlampen zum Leuchten zu bringen, werden bisher gestanzte Bleche eingebaut. Werden die Gehäuse mit Leiterbahnen aus den leitfähigen Kunststoff-Metall-Hybriden ausgestattet, ließen sie sich effizienter und günstiger als bisher herstellen.

Anzeige

Viele Bauteile eines Flugzeugs, wie beispielsweise der Rumpf, werden zum Teil aus kohlenstofffaserverstärkten Verbundstoffen (CFK) gefertigt. Es fehlt ihnen allerdings die Fähigkeit elektrischen Strom zu leiten. Ein Blitzeinschlag hätte fatale Folgen. Ein Kunststoff-Metall-Hybrid wäre eine Alternative für Entladungsstrukturen auf Bauteilen.

(Fraunhofer Gesellschaft, 30.10.2008 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

NAchglühen von GRB 221009A

Rekord-Ausbruch überrascht Astronomen

Neue fossile Riesenschlange entdeckt

Warum Chinas Großstädte absinken

Landschaft unter dem Thwaites-Gletscher kartiert

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Glas - Ein schwer durchschaubarer Stoff

Bücher zum Thema

Irrwitziges aus der Wissenschaft - Von Dunkelbirnen und Leuchtkaninchen von Heinrich Zankl

Das Buch der verrückten Experimente - von Reto U. Schneider

Top-Clicks der Woche