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Klima

Regenwürmer als Klimahelfer

Würmer verändern Chemie des Waldbodens und verringern die CO2-Freisetzung

Regenwurm © Purdue University/ Cliff Johnston

Wie gut ein Wald als CO2-Senke funktioniert, kann auch von der Regenwurmpopulation im Waldboden abhängen. Denn höhere Populationsdichten der Tiere machen die Streu widerstandsfähiger gegenüber der Zersetzung und hemmen damit die Freisetzung des Treibhausgases CO2. Das berichten amerikanische Forscher in der Fachzeitschrift „Journal of Geophysical Research“.

Regenwürmer im Waldboden ernähren sich von Pflanzenbestandteilen wie heruntergefallenen Blättern, Wurzeln oder anderem organischen Material und tragen damit zur Zersetzung dieser Bestandteile bei. Während bei uns in Europa Regenwürmer in nahezu jedem Boden zu finden sind, waren sie in Nordamerika ursprünglich nicht heimisch und wurden erst aus Europa eingeführt. Forscher der Purdue Universität haben nun untersucht, welche Auswirkungen An- oder Abwesenheit und Menge der Regenwürmer auf den Kohlenstoffhaushalt und speziell die CO2-Freisetzung aus dem Waldboden hat.

Die Wissenschaftler testeten die „Regenwurm-Effekte“ in einem waldigen Versuchsgelände des Smithsonian Environmental Research Center in Maryland. Auf Testflächen mit bekannter Regenwurmdichte veränderten sie Dicke und Zusammensetzung der Streu und ermittelten in regelmäßigen Abständen den Zustand und speziell die Kohlenstoffzusammensetzung des Bodens. „Der Einfluss der Würmer auf das Waldökosystem ist gewaltig, da sie vom Frühjahr bis in den Herbst hinein Streu fressen und es in den Boden einmischen“, erklärt Tim Filley, Umweltchemiker der Purdue Universität und Leiter der Studie. „Am Jahresende bleibt nur noch der blanke Boden übrig.“

Weniger Streu und weniger CO2-Freisetzung

Die Tiere tragen zur Durchmischung des Bodens bei, sie transportieren organisches Material auch in tiefere Bodenschichten und verhindern auch damit eine leichte Freisetzung des Treibhausgases. „Wenn die Streu einfach auf der Oberfläche des Bodens bleibt, dann findet die normale Oxidation des organischen Materials statt und eine Menge seines Kohlenstoffgehalts geht direkt in die Atmosphäre“, erklärt Cliff Johnston, Umweltchemiker an der Purdue Universität. „Wenn aber der Kohlenstoff sich an Bodenpartikel binden kann wie beispielsweise Ton, dann ist dies ein Weg um eine langfristige Stabilisierung des Kohlenstoffs zu erreichen.“

Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass die Streu in Wäldern mit größeren Regenwurmdichten mit Lignin, einem sehr widerstandsfähigen Pflanzenbestandteil angereichert ist. Diese nach dem Regenwurmfraß übrigbleibende Verbindung erschwert Bakterien die Zersetzung der Streu du bremst damit ebenfalls die Freisetzung von Kohlendioxid.

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Zuviele Würmer können schaden

Aber zuviel Regenwürmer sind auch nicht gut: Denn die Streuschicht schützt den Boden auch vor Austrocknung und kann auch das Keimen von Pflanzensamen fördern. Ist sie durch die intensive Tätigkeit der Würmer dezimiert, kann dies das Pflanzenwachstum hemmen: „Die Regenwürmer verändern die Zersetzungsarbeit der Mikroorganismen im Boden auf grundlegende Weise“, so Filley. „Wenn sie Pflanzenwurzeln fressen, betrifft dies auch andere Lebewesen, die normalerweise dazu beitragen, die Nährstoffe zu verteilen. Die Würmer könnten so das Timing der Nährstoffversorgung stören.“

In jedem Fall, so die Ansicht der Forscher, könnte die Präsenz der Regenwürmer die Freisetzung von CO2 aus dem Waldboden deutlich beeinflussen und damit auch die Klimawirkung der Wälder als Ganzes. Wie groß dieser Einfluss ist, dass sollen nun weitere Tests zeigen.

(Purdue University, 29.10.2008 – NPO)

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