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Archäologie

Antiker Statthalterpalast in der Türkei entdeckt

Internationales Archäologenteam sichert außergewöhnliche Funde

Fundsituation des Bronzehorts unter einem Ziegelstein des Hofpflasters © Mit freundlicher Genehmigung des Ziyaret Tepe Archaeological Project

Teile eines neuassyrischen Statthalterpalastes aus dem 9. bis 6. Jahrhundert vor Christus mit außergewöhnlichen Fundstücken hat jetzt ein internationales Archäologenteam im Ruinenhügel Ziyaret Tepe freigelegt. Der Fundort im Südosten der Türkei in der Provinz Diyarbakir ist durch den Bau des Ilisu-Staudamms gefährdet und wird bereits seit mehreren Jahren von Forschern der Universitäten von Akron (Ohio), Cambridge, Mainz, München und Istanbul in einem gemeinsamen Grabungsprojekt untersucht.

Die Region des Oberen Tigris geriet in der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. in den Herrschaftsbereich der Assyrer, die in dem Ort Tuschan ihre Provinzhauptstadt anlegten, das heutige Ziyaret Tepe. Nach historischen Inschriften des assyrischen Herrschers Assurnasirpal II. ist die Errichtung eines Verwaltungspalastes in Tuschan für das Jahr 882 v. Chr. gesichert.

Wandmalereien und geflieste Räume

Der Grabungsbereich der Forscher um Dirk Wicke vom Institut für Ägyptologie und Altorientalistik an der Universität Mainz umfasst den Bereich der Akropolis, der einst von diesem Statthalterpalast eingenommen worden sein muss. Teile des privaten Wohnbereichs und eines Hofes konnten bereits freigelegt und erforscht werden.

Zur reichen Ausstattung der Haupträume gehören dabei nicht nur farbige Wandmalereien, sondern beispielsweise auch eine Einrichtung für einen Herdwagen. Geflieste Räume beweisen den hohen Wohnkomfort am Beginn des ersten vorchristlichen Jahrtausends.

Freilegung des farbigen assyrischen Verputze © Mit freundlicher Genehmigung des Ziyaret Tepe Archaeological Project

Fünf Feuerbestattungen

Zu den ungewöhnlichsten Entdeckungen der Forscher zählen aber insgesamt nunmehr fünf Feuerbestattungen im Bereich eines großen Hofareals, von denen zwei ungestört waren und sehr reiche Beigaben enthielten. In den rund 1,50 Meter mal 2,00 Meter großen rechteckigen Gruben kamen in einer beträchtlichen Schicht aus Asche verbrannte Knochen sowie zahlreiche Bronzegefäße, reiche Stein- und Elfenbeingefäße, gravierte Elfenbeineinlagen, Siegel und Perlen zutage.

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Diese Dinge zeigen den hohen Status der hier bestatteten Personen an, bei denen es sich um Palastbewohner gehandelt haben muss. Nächste Parallelen zu diesen Objekten finden sich in den assyrischen Hauptstädten Assur und Nimrud im heutigen Irak.

Mehr als 20 Bronzegefäße freigelegt

Neben dem diesjährigen Fund der Brandbestattung fanden die Archäologen zusätzlich unter dem Pflasterziegel des Hofes einen seltenen Hortfund von über 20 Bronzegefäßen, darunter ein Kännchen, ein Weinschöpfgefäß, ein Sieb, mehrere Schalen und Becher, zumeist aus getriebener Bronze. Diese warten nun auf einen Restaurator, der ihre reichen Verzierungen freilegt, die unter der Korrosionsschicht bereits sichtbar sind.

(idw – Universität Mainz, 22.10.2008 – DLO)

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