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Umwelt

Gefährliche Prise: Pestizide in Kräutern und Gewürzen

Greenpeace warnt vor Paprikapulver

Paprikapulver © Badagnani / GFDL

Bis zu 22 verschiedene Pestizide stecken in einem einzigen Gläschen Paprikagewürz. Drei von 33 getesteten Produkten überschreiten oder erreichen die EU-Grenzwerte für Pestizidbelastung. Das ist das Ergebnis eines aktuellen Tests, in dem Greenpeace fünf der beliebtesten Gewürze und Kräuter unter die Lupe genommen hat.

Greenpeace warnte deshalb gestern vor Paprikagewürz der Marke „Spice Islands“ von Edeka und der Marke „Wagner“ von Kaufhof sowie vor getrockneter Petersilie der Marke „Le Gusto“ von Aldi. Viele der insgesamt 53 gefundenen Pestizide sind nach Angaben der Umweltorganisation gesundheitlich besonders bedenklich. 18 davon sind in der EU nicht zugelassen. Greenpeace erstattete Anzeige bei den zuständigen Lebensmittelüberwachungs-Behörden.

„Mit den Pestiziden aus einer starken Prise Paprika oder Dillspitzen kann man sich das ganze Essen verderben“, sagt Manfred Krautter, Chemieexperte von Greenpeace. „Die Supermärkte dürfen solche Gift-Mischungen nicht verkaufen. Es ist unglaublich, dass die Behörden solche Missstände dulden. Die deutschen Verbraucherminister müssen endlich die Lebensmittelüberwachung verbessern und sich für schärfere EU-Grenzwerte einsetzen.“

Pfeffer, Petersilie und Ingwer nur gering belastet

Stark belastete Ware fand Greenpeace bei Edeka, Aldi, Kaisers-Tengelmann und Kaufhof. Produkte von Rewe und Lidl schnitten dagegen deutlich besser ab. Besonders negativ fallen Paprikapulver, Dill und getrocknete Petersilie auf. Dagegen sind Pfeffer, frische Petersilie und Ingwer meist gering belastet. Greenpeace bewertete nur sechs der 33 Testproben als empfehlenswert. Gekauft wurden die Kräuter und Gewürze Mitte September in Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt am Main und Jena.

Insgesamt fand das von Greenpeace beauftragte Labor 53 verschiedene Pestizide. Im Schnitt vier in jeder Probe. Häufig nachgewiesen wurde das krebserregende Cyproconazol, das die Fortpflanzung beeinträchtigende Carbendazim, und das ins Hormonsystem eingreifende und das Erbgut verändernde Thiabendazol.

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Unerlaubte Pestizide eingesetzt

Mit illegalen Spritzmitteln belastete Ware gelangt zum einen durch Importe aus Übersee auf den EU-Lebensmittelmarkt, so Greenpeace. Zum anderen werden nach Angaben der Umweltorganisation auch in der EU immer wieder unerlaubte Pestizide eingesetzt. Wiederholt hatte Greenpeace in den vergangenen Jahren illegale Spritzmittel auch in Obst und Gemüse nachgewiesen. Greenpeace forderte, dass gefährliche Pestizide von den Handelsketten und Produzenten durch gesundheits- und umweltverträgliche Mittel ersetzt werden.

„Die EU-Verbraucherschutzpolitiker betreiben Grenzwert-Kosmetik, statt endlich wirksam gegen die Pestizidbelastungen vorzugehen“, so Krautter. Durch die neuen, sehr viel laxeren EU-Höchstmengen, kommt es seit Anfang September dieses Jahres zu deutlich weniger Grenzwertüberschreitungen als zuvor. Nach den alten deutschen Höchstmengen aus dem Jahr 2005 hätte es vier Mal mehr Beanstandungen gegeben.

Unterschlägt Greenpeace gute Nachrichten für Verbraucher?

Der Fachverband der Gewürzindustrie wehrte sich in einer ersten Stellungnahme zum Greenpeace-Test gegen die Vorwürfe. Die Behauptung zwei Proben hätten die gesetzlichen Grenzwerte überschritten sei falsch und führe zu Verunsicherung bei Verbrauchern und Handel. Die Fakten sähen anders aus: Keine der untersuchten Proben wies Werte auf die über den gesetzlich zugelassenen Höchstmengen für Pflanzenschutzmittel-Rückstände lagen. Keine der untersuchten Proben überschreite zudem die vom Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR, und der Weltgesundheitsorganisation, WHO, festgelegte Akute Referenzdosis (ARID), so der Fachverband der Gewürzindustrie.

(Greenpeace/Fachverband der Gewürzindustrie, 02.10.2008 – DLO)

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