Anzeige
Biotechnologie

Grünes Licht für die Lego-Biologie?

Forscher ermitteln wichtige Rahmenbedingungen für die Synthetische Biologie

Arzneimitelforschung © USDA

Künstliche Mikroben, die wie in einem Baukasten zusammengesetzt werden und künftig Kunststoffe, Medikamente oder Treibstoff in großen Mengen herstellen: das neue Forschungsgebiet der Synthetischen Biologie verspricht Anwendungen, von denen Forscher und Unternehmen bisher nur träumen. Aber kann diese Vision in Europa auch tatsächlich Wirklichkeit werden? Und wenn ja, welche Anstrengungen sind nötig? Dies haben jetzt deutsche Forscher in einer neuen Studie untersucht.

„Ebenso wichtig wie Fortschritte in der Forschung sind geeignete Rahmenbedingungen“, sagt Sibylle Gaisser vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe und Leiterin des TESSY-Projekts (Towards a European Strategy for Synthetic Biology). Dazu gehörten rechtliche und ethische Standards, die Diskussion von Nutzen und Risiken mit der Bevölkerung oder neue Ausbildungsangebote an den Hochschulen.

Leere Zellhüllen werden mit künstlichem Erbgut bestückt

In der Synthetischen Biologie werden leere Zellhüllen mit künstlichen Erbgut-Bausteinen bestückt. Dann produzieren sie genau die gewünschte Substanz, zum Beispiel Biokraftstoffe für Autos, den Wirkstoff eines Medikaments oder neue Biokunststoffe. Da die Zellen nur ein abgespecktes Erbgut besitzen und von außen mit Nährstoffen versorgt werden müssen, sind sie allein nicht lebensfähig.

Ängste vor außer Kontrolle geratenen Bakterien müsse die Wissenschaft dennoch ernst nehmen, fordert Gaisser. Eine Befragung des Fraunhofer ISI von rund 600 Experten aus diesem neuen Forschungsfeld ergab, dass diese sich dieser Herausforderung bewusst sind.

Erste Produkte bereits in fünf Jahren?

Laut den Interviews rechnen die Experten in etwa fünf Jahren mit ersten Produkten aus der synthetischen Biologie – eine Prognose, die Gaisser für sehr optimistisch hält. Doch schon jetzt gibt es erste Erfolge: So ist es gelungen, mittels künstlicher Zellen das hochwirksame Malaria-Medikament Artemisinin herzustellen. Das wurde bisher aus der Pflanze Artemisia gewonnen, allerdings in viel zu kleinen Mengen.

Anzeige

Gaisser hat in einer Roadmap festgehalten, wann welche Maßnahmen zu ergreifen sind, damit Europa seinen Weg in der Synthetischen Biologie findet und den Vorsprung der USA wettmachen kann. Schließlich lockt ein riesiger Markt: Von heute geschätzten 450 Millionen Euro soll er binnen zehn Jahren auf 2,5 Milliarden Euro wachsen.

(idw – Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), 18.09.2008 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Glas - Ein schwer durchschaubarer Stoff

News des Tages

Bücher zum Thema

Tabletten, Tropfen und Tinkturen - Medizin im Alltag von Cornelia Bartels, Heike Göllner und Jan Koolman

Was treibt das Leben an? - Eine Reise in den Mikrokosmus der Zelle von Stephan Berry

Der Kampf zwischen Mensch und Mikrobe - 2 CDs (Audio CD) von Stefan H. E. Kaufmann (Erzähler), Klaus Sander (Produzent)

Erneuerbare Energien und Alternative Kraftstoffe - Mit neuer Energie in die Zukunft von Sven Geitmann

Die neue Welt der Gene - Visionen - Rätsel - Grenzen von Joachim Bublath

Dolly - Der Aufbruch ins biotechnische Zeitalter von Colin Tudge, Ian Wilmut & Keith Campbell

Die Genomfalle - Versprechungen der Gentechnik, ihre Nebenwirkungen und Folgen von Ursel Fuchs

Ingenieure des Lebens - DNA-Moleküle und Gentechniker von Huub Schellekens und Marian C Horzinek (Übersetzer)

Top-Clicks der Woche