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Botanik

Ahnenforschung bei Petersilie

Zusammensetzung ätherischer Öle verrät Verwandtschaftsverhältnisse

Anbau der Weltkollektion Petersilie auf dem Quedlinburger JKI-Gelände. © Marthe / JKI

219 mal Petersilie – von kraus bis glatt, von Wurzel bis Blatt – so viele Sorten umfasst die Weltkollektion der grünen Gewürzpflanze. Deutsche Wissenschaftler haben sie alle untersucht und dabei eine Verwandtschaftsanalyse von Petroselinum crispum durchgeführt – mit verblüffenden Ergebnissen. So besaß beispielsweise der Urahn der Petersilie vermutlich glatte Blätter und die Wurzel war ungenießbar.

Hauptziel der Forscher war es, Unterschiede in der Zusammensetzung der flüchtigen Inhaltsstoffe, die dem Küchenkraut sein typisches Aroma verleihen, in Relation zu ihren Genen zu bringen. Dabei stellte sich heraus – so die Forscher des Julius Kühn-Instituts (JKI) in Quedlinburg und der Deutschen Genbank des Leibnizinstitutes für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben -, dass sich einerseits äußere Merkmale der Pflanze mit bestimmten Genotypen decken und sich letztlich auch verschiedenen Chemotypen zuordnen lassen.

So ergaben die molekularen Analysen, dass sich alle 219 getesteten Herkünfte, unter ihnen ein hoher Anteil alter Landsorten, klar zwei großen Gruppen zuordnen lassen. Ein Blick auf die Merkmale ergab zudem, dass alle Wurzelpetersilien ausnahmslos zu der nur 87 Genotypen umfassenden Gruppe gehörten. Alle Petersilien mit krausen Blättern tauchten in der größeren Gruppe mit 132 Genotypen auf. Die Arten mit glatten Blättern verteilten sich auf beide Gruppen.

Essbare Wurzel entwickelte sich später

„Auf die Verwandtschaftsverhältnisse übertragen bedeutet dies, dass der Urahn der Petersilie wahrscheinlich glatte Blätter und eine ungenießbare Wurzel hatte. Formen mit rübenartig verdickter, essbarer Wurzel haben sich später herausgebildet. Alle krausblättrigen Typen haben ebenfalls einen jüngeren gemeinsamen Nachfahren“, interpretiert Frank Marthe vom JKI das Ergebnis.

Besonders interessant ist nach Angaben der Forscher, dass beispielsweise alle Petersilien aus Nordafrika (Tunesien und Libyen) zur kleineren Gruppe gehören. „Das zeigt, dass hier unter speziellen klimatischen Bedingungen nur bestimmte Formen überleben konnten, während im Rest der Welt verschiedene Typen weiterkultiviert wurden“, erklärt der Wissenschaftler vom JKI.

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Myristicin- und Apioltypen

Die chemischen Analysen der Zusammensetzung der ätherischen Öle ergaben für vier Bestandteile ebenfalls eine weitgehende Übereinstimmung mit den ermittelten Herkunftsgruppen. Unter den getesteten Petersilien gab es solche, die sich als Myristicin-Typen klassifizieren lassen aber auch solche, die reine Apioltypen sind. So liegen beispielsweise die Apoilgehalte der kleineren Gruppe unter einem Prozent, während in der größeren Gruppe der Gehalt bei durchschnittlich 15 Prozent liegt. Für den geruchsintensiven Stoff Myrcen kehren sich diese Verhältnisse genau um.

Beide Stoffe (Apiol und Myrcen) sind für die krampflösende, mild harntreibende und stark uterusanregende Wirkung von Petersilienfrüchten mitverantwortlich. Myristicin sorgt für eine typisch würzige Muskatnussnote. Der Geschmackseindruck ist scharf.

Die Ergebnisse dieser ersten Verwandtschaftsanalyse von Petroselinum crispum, so der wissenschaftliche Name der Petersilie, sind wichtig für weitere Untersuchungen der Steuerung von Stoffwechselprozessen aber auch für die Züchtungspraxis beispielsweise wenn es um den Zusammenhang zwischen Inhaltsstoffen und bestimmten pflanzlichen Resistenzeigenschaften gegen Schaderreger geht.

Die Forscher haben ihre neuen Erkenntnisse vergangene Woche auf der internationalen Tagung über ätherische Öle in Quedlinburg erstmals vorgestellt.

(idw – Julius Kühn-Institut, 16.09.2008 – DLO)

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