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Medizin

Weintrinker leben länger

Neue Meta-Analyse auf dem Europäischen Kardiologenkongress in München vorgestellt

Wer Wein trinkt, hat ein um etwa 30 Prozent geringeres Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen als ein Abstinenzler. Dies gilt aber nur, wenn die konsumierte Weinmenge bei maximal 150 Millilitern pro Tag liegt. Das ist das Ergebnis einer Meta-Analyse von 13 Studien mit insgesamt 209.418 untersuchten Personen, die auf dem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in München vorgestellt wurde.

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Auch in Sachen Gesamtsterblichkeit habe moderater Weinkonsum eine positive Wirkung, so Professor Dr. Giovanni de Gätano, Katholische Universität Campobasso, Italien: Die Auswertung der Gesundheitsdaten von einer Millionen Menschen habe gezeigt, dass maßvoller Weinkonsum die Sterblichkeit gegenüber Alkoholverzicht um 19 Prozent senkt. Diese statistischen Ergebnisse beziehen sich auf einen Weinkonsum von vier Gläsern pro Tag bei Männern und zwei Gläsern pro Tag bei Frauen.

Bier ohne Wirkung?

„Gesunde und Herz-Kreislauf-Patienten, die bereits regelmäßig leichte bis moderat Weintrinker sind, sollten zum Weitertrinken ermuntert werden“, so de Gätanos abschließende Empfehlung auf der Grundlage der heute bekannten wissenschaftlichen Erkenntnisse. „Nichttrinker zum Weinkonsum zu animieren, wäre ethisch problematisch.“

Eine ebenfalls von de Gätano und seinem Team erstellte Auswertung von sieben Studien mit insgesamt 136.382 Teilnehmern zum Thema Bier ergab dagegen keine signifikanten Hinweise auf die für den Herzschutz optimale Biermenge.

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Regelmäßig wenig ist besser als selten viel

Wer selten, aber dann sehr viel Alkohol trinkt, lebt gefährlicher als Menschen mit regelmäßigem Alkoholkonsum, zeigte zudem eine französisch-irische PRIME-Studie. Seit 1991-1993 wurden 10.416 damals gesunde und im Durchschnitt knapp 55 Jahre alte Männer medizinisch beobachtet und untersucht. Die Schlussfolgerung der Forscher: Während regelmäßiger moderater Alkoholkonsum mit einem niedrigen Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Krankheiten assoziiert ist, hatten Studienteilnehmer die gelegentlich, dann aber sehr viel tranken – so genannte „Binge-Drinker“ – ein höheres Risiko. Die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf die

Blutgefäße hängen wohl auch mit den Mustern des Konsums zusammen.

Rolle von Wein in der Prävention untersucht

Auf dem ESC-Kongress wurden aber auch eine Reihe von Untersuchungen präsentiert, die Erklärungen für mögliche günstige Auswirkungen von moderatem Weinkonsum auf das Herz-Kreislauf-System von Patienten liefern könnten, die bereits eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten.

So zeigte eine Auswertung der französischen RICO-Studie mit 920 Teilnehmern, dass Patienten, die einen Herzinfarkt überlebt hatten, bei einem Konsum von einem bis drei Gläsern Wein pro Tag höhere HDL-Cholesterin Werte aufwiesen als solche, die gar nicht oder mehr tranken. Das „gute“ HDL-Cholesterin hat eine gefäßschützende Wirkung. Außerdem hatten sie geringere Konzentrationen von CRP (C-reaktives Protein) im Blut – CRP gibt Hinweise auf Entzündungsprozesse, die auch im Zusammenhang mit Arteriosklerose eine Rolle spielen.

Abstinenzler leben gefährlicher

Eine Studie aus den Niederlanden mit 282 Patienten mit Verschlusskrankheiten der Beine nach operativem Entfernen von Gefäßverstopfungen zeigte drei Jahre nach der Operation, dass Abstinenzler signifikant häufiger schwere Konsequenzen wie Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bypass oder Dehnung eines Herzkranzgefäßes erlitten als moderate Alkoholtrinker. Die arteriosklerotischen Beläge der Gefäßinnenwände enthielten bei Alkohol-Konsumenten zudem signifikant günstigere Blutfett-Zusammensetzungen als bei Nicht-Trinkern.

(idw – Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, 02.09.2008 – DLO)

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