Anzeige
GeoUnion

Gaza-Streifen: Zu viel Nitrat im Grundwasser

Dünger aus der Landwirtschaft und Abwässer als Ursache für die hohe Belastung

Getrockneter Klärschlamm aus einer Abwasserreinigungsanlage, Gaza, Mai 2007. Es gibt in Gaza keine Aufbereitungsanlagen für Klärschlamm. Deshalb wird er an der Sonne getrocknet und anschließend auf Reststoffhalden deponiert. Der Schlamm wird in den Laboren der Universität Heidelberg untersucht um zu prüfen, ob er in der Landwirtschaft wieder genutzt werden kann. © Environment and Information Center at Gaza Governorate, Gaza

Das Grundwasser im Gaza-Streifen ist stark mit Nitrat belastet. Dies haben palästinensische und deutsche Wissenschaftler jetzt in einer neuen Studie heraus gefunden. 90 Prozent ihrer Wasserproben weisen Nitratkonzentrationen auf, die deutlich über den von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Grenzwerten für Trinkwasser liegen. Grundwasser ist für viele Bewohner des Gaza-Streifens die einzige Trinkwasserquelle.

Das gefundene Nitrat kann bei Kleinkindern unter sechs Monaten zum Mangel an roten Blutkörpern, zu Durchfall und zur Übersäuerung führen. Die Forscher der Universität Heidelberg und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) forderten deshalb die Behörden auf, unverzüglich Maßnahmen gegen die überhöhten Nitratwerte zu ergreifen.

Abwässer und Dünger als Nitratquelle

Die neue palästinensisch-deutsche Studie bestätigte frühere Wasseranalysen und gibt erstmals eine Quelle für die Verunreinigungen an. Mit Hilfe von Isotopenuntersuchungen konnten die Forscher nachweisen, dass die Nitratbelastung auf Dünger aus der Landwirtschaft und Abwässer zurückgeht. Langfristig würde ein Qualitätsmanagement für die Grundwasserressourcen den größten Schutz bieten, so die Wissenschaftler im Fachjournal „Science of the Total Environment“.

2.600 Menschen pro Quadratkilometer

Der Gaza-Streifen gehört mit über 2.600 Menschen pro Quadratkilometer zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Erde. Die Bewohner der Region zwischen Mittelmeer, Ägypten und Israel sind durch die Isolation auf Eigenversorgung angewiesen. Die Felder werden hauptsächlich mit Hühner- und Kuhmist gedüngt. Kunstdünger macht lediglich etwa ein Viertel aus. Aufgrund der Geologie und des relativ trockenen Klimas können Verunreinigungen relativ leicht von der Oberfläche in den Grundwasserleiter sickern.

Wie die Wissenschaftler jetzt berichten, sind organischer Dünger und Abwässer die Hauptursache für die Nitratbelastung im Grundwasser, gefolgt von Klärschlamm und Kunstdünger. Das ergaben die Isotopenverhältnisse 15N/14N des Stickstoffs und 18O/16O des Sauerstoffs im untersuchten Nitrat. Isotope sind Variationen des gleichen chemischen Elementes, die sich durch eine unterschiedliche Anzahl an Neutronen im Atomkern unterscheiden. 18O und 15N sind stabile, also nicht radioaktive Isotope, die schwerer als der „normale“ Sauerstoff (16O) oder Stickstoff (14N) sind und dadurch per Massenspektrometer gemessen werden können.

Anzeige
Einer der Grundwasserbrunnen im Khan Younis Gebiet im Gazastreifen, der über das Monitoringprogramm im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojektes der Universität Heidelberg und der Regierungsbehörden von Gaza betrieben wird. Die Wasserproben werden sowohl in Gaza als auch Heidelberg auf Anionen, Kationen, Schwermetalle und organische Schadstoffe untersucht. © Environment and Information Center at Gaza Governorate, Gaza

Kommunale und private Brunnen gleichermaßen betroffen

„Die niedrigeren Werte des Stickstoff-Isotopes 15N in Klärschlamm zeigen an, dass das Nitrat im Grundwasser von Gaza hauptsächlich auf Gülle als Dünger zurückzuführen ist“, erklärt Karsten Osenbrück vom UFZ. Zwischen 2001 und 2007 hatten die Wissenschaftler siebenmal Wasserproben aus 115 kommunalen und 50 privaten Brunnen genommen. Dabei stellten sie Nitratkonzentrationen zwischen 31 und 452 Milligramm pro Liter fest. Die WHO empfiehlt, eine Konzentration von maximal 50 Milligramm pro Liter nicht zu überschreiten.

In lediglich zehn von hundertfünfzehn untersuchten kommunalen Brunnen wurde ein Nitratgehalt unterhalb des Richtwertes der WHO gefunden. Ähnlich dramatisch war die Situation bei den privaten Brunnen: Bis auf drei zeigten alle Nitratwerte, die fünf- bis siebenmal über den WHO-Empfehlungen lagen.

(idw – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, 02.09.2008 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Umweltgifte - Neue Gefahr für die Gesundheit des Menschen?

Bücher zum Thema

Top-Clicks der Woche