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Technik

Roboter zapfen die Sonne an

Energie soll drahtlos aus dem All übertragen werden

Im Weltraum aufgespanntes Netz © TU Wien

Die drahtlose Energie-Übertragung stellt an und für sich schon eine technische Herausforderung dar. Noch „spaciger“ aber wird es, wenn Sonnenenergie drahtlos aus dem All übertragen werden soll. Roboter, die auf einem im Weltraum aufgespannten Netz krabbeln, sollen beweisen, dass das möglich ist. Die Mission „Robotic Experiment on Japanese Sounding Rocket“ startet voraussichtlich im Sommer 2005 von Japan aus.

Die erste zu bewältigende Testaufgabe: ein Muttersatellit und drei Tochtersatelliten werden mit einer Rakete ins All geschossen. In dem kleinen Muttersatelliten mit einem Durchmesser von 60 cm und 70 cm Höhe müssen – in der Pilotphase – drei Tochtersatelliten, zwei Roboter und das Netz Platz finden. Natürlich dürfen die zu transportierenden Gegenstände auch nur wenig wiegen. Zunächst wird das Netz zwischen den Tochtersatelliten aufgespannt, während die Roboter einige Minuten im schwerelosen Zustand ausharren und sich danach ca. drei Minuten krabbelnd auf dem Netz (20 – 40 Meter Seitenlänge) fortbewegen

Vom Fußballroboter zum krabbelnden Astronauten

Insgesamt werden im Pilotversuch zwei Roboter eingesetzt – einer aus den USA (von NASA JPL) und einer aus Österreich. Während die US-Amerikaner auf Roboter mit Beinen setzen, ist das Wissenschafterteam rund um Prof. Peter Kopacek von der TU Wien von der Qualität ihrer quaderförmigen Roboterfußballer überzeugt. „Unser Ziel ist es, unsere bewährten Fußballroboter so zu modifizieren, dass sie sich problemlos auf dem Netz bewegen können. Wir haben den großen Vorteil, dass wir mit unseren technischen Überlegungen nicht bei Null beginnen müssen.“

Peter Kopaceks neueste Idee: sein Roby Space soll als „Sandwich“ agieren. „Die Roboter müssen über die kleinen Knoten im Netz kommen, dürfen nicht hängen bleiben aber den Kontakt mit dem Netz auch nicht verlieren. Eines Tages sollen die Roboter mit den Solarzellen nämlich selbstständig in der Lage sein, auf ihrem Platz am Netz zu krabbeln, sich nach der Sonne auszurichten und die höchstmögliche Energie-Effizienz zu erreichen. Wir glauben daher, dass sich ‚Sandwich-Roboter‘ am besten dafür eignen. Das Netz ist sozusagen die Wurst, der Roby der Sandwich.“

Mission mit strengen Auflagen

Für die Roboter wäre es im All natürlich vorteilhaft, wenn die Maschen des Netzes, auf dem sie sich bewegen, sehr dicht wären. Die Kehrseite: je mehr Maschen, desto schwerer wird das Netz. Um beiden Anforderungen gerecht zu werden, hat man sich in der Goldenen Mitte getroffen. Die Maschendichte wird voraussichtlich 5 cm x 5 cm betragen. „Wir haben versucht, das 0,3 Millimeter ‚dicke‘ Netz mit aller Gewalt zu zerreißen, es ist uns aber nicht gelungen“, beantwortet Peter Kopacek die Frage nach dem Netz-Material – hochfester, ganz dünner Kunststoff.

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Auch für die Roboter wurde eine erlaubte Maximalgröße von 10 cm x 10 cm x 5 cm festgelegt. Aber nicht nur die Gewichts- und Größenbeschränkungen bereiten Prof. Kopacek etwas Kopfzerbrechen, denn die Roboter werden beim Transport in der Rakete ziemlich durchgeschüttelt. „Die herkömmlichen Tests, die wir bei unseren Roboterfußballern durchführen, reichen hier bei weitem nicht aus,“ ist Kopacek überzeugt. Auch bezüglich der Mechanik müssen entsprechende Überlegungen angestellt werden. Wie reagiert sie im schwerelosen Zustand und wie kann man das im Voraus testen?

Noch viele technische Herausforderungen zu lösen

Die Mission „Robotic Experiment on Japanese Sounding Rocket“ zur drahtlosen Energieübertragung mittels Roboter wird voraussichtlich im Sommer 2005 von Japan starten. Bis dahin müssen noch viele technische Herausforderungen gelöst werden.

Damit der Weltraumausflug gelingt, muss das Netz beispielsweise so aus der Rakete gleiten und sich zwischen den drei Tochtersatelliten aufspannen, dass es sich nicht verknotet.

Kein Problem hingegen stellt die Versorgung des physisch noch nicht vorhandenen Weltraum-Roboters der TU Wien mit der erforderlichen Energie dar. „Unsere Fußballroboter kommen 90 Minuten mit den Batterien über die Runden, das dürfte für die Weltraummission wohl reichen.“

(idw – Technische Universität Wien, 19.05.2004 – DLO)

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