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Paläontologie

Fossiler Wald in der Arktis entdeckt

55 Millionen Jahre alte, versteinerte Bäume deuten auf wärmeres Klima hin

Die Camp Managerin Deborah Iqaluk hinter einem der 55 Millionen Jahre alten Baumstämme des tertiären Urwaldes © BGR

Bei einer Expedition in die kanadische Arktis haben Wissenschaftler die Überreste eines fossilen Urwalds entdeckt. Die 55 Millionen Jahre alten versteinerten Bäume sind extrem gut erhalten und deuten auf ein wärmeres Klima dieser Region im Tertiär hin.

Im Rahmen ihrer dreieinhalb Monate dauernden Arktis-Expedition CASE 11 in den Norden Kanadas haben Wissenschaftler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und des Staatlichen Museums für Geologie und Mineralogie Dresden fossile Überreste tertiärer Urwälder entdeckt. Der überraschende Fund gelang den Forschern auf dem letzten Abschnitt ihrer Expedition im Süden von Ellesmere Island.

Jahresringe erhalten

„Einige der versteinerten Baumstümpfe stehen heute noch genauso da wie vor 55 Millionen Jahren, als die Bäume gelebt und einen dichten Urwald gebildet haben“, so Expeditionsleiter Karsten Piepjohn von der BGR. Die Baumreste ragen teilweise noch bis zu 1,5 Meter in die Höhe. Andere, bis zu zehn Meter lange fossile Baumstämme liegen flach auf dem Boden.

„Das fossile Holz ist so gut erhalten, dass die Jahresringe noch zu erkennen sind“, erzählt Martina Dolezych aus Dresden. „Die Holz- und Blattfunde weisen daraufhin, dass die Wälder überwiegend aus Mammut- und Laubbäumen bestanden“, so die Paläobotanikerin.

Indiz für ein wärmeres Klima

Die Wälder bedeckten vor 55 Millionen Jahren Teile der Arktis, als Nordamerika und Nordgrönland noch mit Europa verbunden waren. „Obwohl diese Gebiete damals fast so weit nördlich lagen wie heute, spricht die Existenz dieser ausgedehnten Wälder für ein generell und weltweit sehr viel wärmeres Klima im Tertiär“, so BGR-Geologe Piepjohn. Tatsächlich waren zu dieser Zeit die Polargebiete der Erde vollständig eisfrei und im Süden Deutschlands herrschte ein subtropisches Klima.

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Ziel der Expedition CASE 11 waren geophysikalische und geologische Untersuchungen auf Ellesmere Island, einem der nördlichsten Landgebiete der Erde. An der Forschungsreise nahmen insgesamt 34 Wissenschaftler, Techniker und logistisches Personal teil. Das Basislager lag am Taconite Inlet am 83. Breitengrad, knapp 800 Kilometer vom Nordpol und 650 Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt. Neben der BGR und dem Staatlichen Museum für Geologie und Mineralogie Dresden nahmen an der Expedition Wissenschaftler des Geologischen Dienstes Kanadas, der Universitäten Bremen, Erlangen, Münster und Idaho (USA) sowie des Naturkundemuseums Berlin teil.

(Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), 28.08.2008 – NPO)

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