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Biologie

Auch Meeresalgen bekommen Sonnenbrand

Reaktion von Meeresalgen auf erhöhte UV-Strahlung wird untersucht

Rotalgen (Devaleraea ramentacea) nach zu starker UV-Bestrahlung © Max Schwanitz / Alfred-Wegener-Institut

Er ist rot, brennt und juckt: Der Sonnenbrand auf unserer Haut. Zuviel Sonne schadet aber nicht nur den Menschen. Auch viele Pflanzen reagieren empfindlich auf erhöhte UV-Bestrahlung. Deutsche Wissenschaftler untersuchen zurzeit auf Spitzbergen, wie Meeresalgen mit einer größeren Strahlendosis klar kommen und welche Strategien sie entwickeln, um sich vor der Sonne zu schützen – mit überraschenden Ergebnissen.

Pflanzen sind auf das Sonnenlicht angewiesen. Mit Hilfe der Sonnenenergie und Licht absorbierenden Farbstoffen erzeugen sie während der Photosynthese, die für sie lebenswichtigen Bausteine. Doch das hat seine Grenzen: zu viel Sonne bedeutet ein Überangebot an Energie und damit die Zerstörung der empfindlichen Farbstoffe. Das Ergebnis sind schwarze Flecken, bleiche Blätter und faule Stellen.

Da Algen sich nicht wie wir mit Sonnencreme einreiben können, entwickeln sie eigene Strategien gegen ein Übermaß an Sonne. „Eine Rotalgenart bildet beispielsweise unter UV-Strahlung weniger rote Lichtsammlerproteine und vermindert so die Strahlungsabsorption. Die typische rote Farbe der Alge verschwindet dann und die Pflanze bekommt weiße Spitzen“, erklärt Professor Christian Wiencke, Meeresbiologe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI).

„Zusätzlich bildet die Alge Substanzen aus, die ganz ähnlich wirken wie das Melanin in der menschlichen Haut: Die Mycosporin-ähnlichen Aminosäuren, MAA’s genannt.“ Melanin absorbiert die UV-Strahlung, schützt so die menschliche Haut und sorgt nebenbei für die natürliche Sonnenbräunung.

Gesunde Rotalgen (Devaleraea ramentacea) © Max Schwanitz / Alfred-Wegener-Institut

Gefährliche Strahlen dringen ins Meerwasser ein

Normalerweise fängt die Ozonschicht einen Großteil der energiereichen, kurzwelligen und schädlichen UV-Strahlung der Sonne ab. Doch durch die Abnahme der stratosphärischen Ozonkonzentration, dringen diese gefährlichen Strahlen vermehrt zur Erdoberfläche und damit auch in das Meerwasser vor.

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An der deutsch-französischen Forschungsstation AWIPEV auf Spitzbergen, werden zurzeit in internationaler Zusammenarbeit umfangreiche biologische Untersuchungen zu dieser Problematik durchgeführt. „Wir untersuchen die schädigende Wirkung der UV-Strahlung auf die Algen und deren Schutzmechanismen“, so Wiencke. Die UV-Strahlung schädigt vor allem die Photosynthese und die Erbsubstanz der Algen. Diese reagieren zu meist mit einer niedrigeren Wachstumsrate oder einer Abnahme des Fortpflanzungserfolgs.

Sporen und Keimzellen besonders empfindlich

Als äußerst empfindlich erwiesen sich die Sporen und Keimzellen der Algen, die als Einzeller im Wasser treiben. Bereits geringe UV-Dosen schädigen sie und verhindern, dass sie auskeimen. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Verbreitung bestimmter Braunalgenarten durch das UV-Strahlungsklima begrenzt wird. Erhöht sich die UV- Strahlung, werden die Algen in tiefere Wasserschichten verdrängt.“

Für Wiencke und seine Kollegen sind die Forschungsbedingungen auf Spitzbergen optimal: „Wir wollen die Entwicklung mariner Küstenökosysteme angesichts globaler Umweltveränderungen beobachten. Dabei spielt nicht nur die erhöhte UV-Strahlung eine Rolle, sondern auch die Wassertemperatur, die durch den Treibhauseffekt erhöht wurde. Diese Temperaturzunahme ist auf Spitzbergen, im atlantischen Sektor der Arktis besonders stark spürbar.“

(idw – Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, 25.08.2008 – DLO)

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