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Biotechnologie

Delphi-Studie bestätigt Stammzellforschung

Arbeitsgruppe fürchtet Abwanderung von Stammzellforschern

Die Forschung mit adulten Stammzellen sollte nach den Ergebnissen der Delphi-Studie verstärkt werden, zurückhaltender beurteilen die Forscher die embryonale Stammzellforschung.

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Sie gehen davon aus, dass in zehn bis 20 Jahren grundlegende Fragen der Forschung mit embryonalen und gewebespezifischen Stammzellen soweit gelöst sind, dass sich die Wissenschaft auf die Entwicklung der medizinisch-therapeutischen Anwendung konzentrieren kann. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Delphi-Umfrage zur „Zukunft der Stammzellforschung in Deutschland“.

Dabei schätzen die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe „Bioethik und Wissenschaftskommunikation“ am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch in Zusammenarbeit mit der Programmgruppe Mensch, Umwelt, Technik (MUT) vom Forschungszentrum Jülich (FZJ) die embryonale Stammzellforschung als „risikoreicher, vor allem für Patienten“ ein. „Als größtes Risiko für Patienten, Forschung und Industrie“ befürchten sie aber die Abwanderung von Stammzellforschern auf Grund „restriktiver Forschungsbedingungen“. Die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass sich dieser Prozess in den kommenden fünf Jahren vollzogen haben wird.

Für die Delphi-Studie wurden 110 Wissenschaftler aus der Grundlagenforschung, der Industrie und der philosophisch-ethischen Begleitforschung sowie Kliniker angeschrieben. Davon hatten sich 49 an der ersten und von diesen 36 an der zweiten Runde beteiligt. Die Namen der Teilnehmer an Delphi-Umfragen werden nicht veröffentlicht, um die Bereitschaft, sich an einer solchen Studie zu beteiligen, zu erhöhen und möglichst offene Stellungnahmen zu erhalten. Die Umfrage ist Teil des Projekts „Diskurs zu den ethischen Fragen der Biomedizin“, das das Bundesforschungsministerium (BMBF) fördert.

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Instrument zur Trenderkennung

Das Delphi-Verfahren dient als Instrument zur vorausschauenden Erkennung längerfristiger Trends in der Entwicklung von Wissenschaft und Technik. Teilnehmer sollen dabei Stellung zu Thesen eines bestimmten Themas nehmen und anschließend auch die Auswertung beurteilen. Die Delphi-Studie zur Stammzellforschung umfasste 57 Thesen aus den Bereichen Grundlagenforschung, Therapie und Anwendung, gesellschaftliche Rahmenbedingungen sowie Auswirkungen auf verwandte Forschungsbereiche. Sie sollten hinsichtlich des zu erwartenden Zeitraums der Realisierung der Entwicklung, Erwünschtheit, Chancen und Risiken für Patienten sowie der wichtigsten Faktoren zur Realisierung in Deutschland bewertet werden.

Die Delphi-Studie ergänzt das „Bürgervotum“ der ersten Bürgerkonferenz zur Stammzellforschung in Deutschland, ebenfalls unter Federführung der MDC-Arbeitsgruppe in Kooperation mit dem FZJ. Dabei hatten sich mehrheitlich 12 durch Zufallsprinzip ausgewählte Bürger für die Verstärkung der Forschung mit adulten Stammzellen ausgesprochen. Das Gutachten, das die Bürger am Ende der sechsmonatigen Konferenz verfasst hatten, überreichten sie Mitte März 2004 in Berlin ihrem Schirmherrn, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

(idw – Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, 18.05.2004 – DLO)

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