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Neurobiologie

Kuschelhormon nimmt Angst

Oxytocin hemmt Aktivität in Angstareal des Gehirns

Das Hormon Oxytocin gilt als Bindungshormon, es fördert die enge Beziehung zwischen Mutter und Kind, aber auch zwischen Liebenden. Jetzt haben Wissenschaftler eine weitere Funktion des „Kuschelhormons“ entdeckt: Es hemmt Angstgefühle.

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Oxytocin galt lange Zeit als das Mutterschaftshormon schlechthin. Es sorgt während der Geburt dafür, dass die Wehen einsetzen und regt den Milchfluss der Mutter beim Stillen an. Aber auch enger Körperkontakt, Massagen und ausgiebiges Kuscheln zwischen Liebenden fördert die Ausschüttung des Neuropeptids im Gehirn. Hier wirkt es direkt auf die Amygdala, den Mandelkern, eine Gehirnregion, die für soziale Interaktionen, darunter auch das Gefühl der emotionalen Bindung, wichtig ist.

Bei Anblick Schock

Doch das Oxytocin kann noch mehr. Das weisen Wissenschaftler des schwedischen Karolinska Institutet und des Welcome Trust Functional Imaging Laboratory in London jetzt in einer neuen, im Journal of Neuroscience veröffentlichten Studie nach. In Experimenten belegten sie, dass das Hormon auch einen Einfluss auf das Angstgefühl besitzt.

In den Versuchen zeigten die Forscher ihren Probanden jeweils vier unterschiedliche Gesichter. Beim Anblick von zweien davon erhielten diese einen harmlosen aber unangenehmen elektrischen Schock. Wie erwartet stuften die Versuchsteilnehmer die mit dem Schock verbundenen Gesichter als unangenehmer und bedrohlicher ein als die anderen.

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Hormongabe hemmt Angstreaktion

Das Bild wandelte sich jedoch, als die Forscher der Hälfte der Probanden anschließend Oxytocin verabreichten, der anderen Hälfte ein Plazebo. “Als wir der Oxytocin-Gruppe erneut die beiden Gesichter zeigten, die zuvor mit einem Elektroschock assoziiert waren, empfanden sie diese plötzlich nicht mehr unangenehm”, erklärt Predrag Petrovic vom Karolinska Institutet. „Diejenigen jedoch, die das Plazebo erhalten hatten, reagierten noch immer mit Abneigung.“

Mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie analysierten die Wissenschaftler gleichzeitig auch die Aktivitäten im Gehirn ihrer Versuchsteilnehmer. Dabei zeigte sich, dass bei Anblick der unangenehmen Gesichter die Hirnaktivität in zwei Hirnregionen anstieg, der Amygdala und dem so genannten fusiformen Gesichterareal, einem Bereich, der speziell bedrohliche Gesichter verarbeitet. In der Gruppe, die Oxytocin erhalten hatte, sank diese Aktivität jedoch wieder deutlich ab

„Das deutet darauf hin, dass Oxytocin Angst reduzieren kann und auch die Chancen auf sozialen Kontakt für Menschen mit bestimmten psychiatrischen Störungen“, so Petrovic. „Auch einige vorhergehende Studien zeigen den hemmenden Effekt des Oxytocins auf die Amygdala-Aktivität. Das zeigt uns, dass wir dies als Möglichkeit für neuen Formen der Behandlung sehen können.“

(Karolinska Institutet, 22.07.2008 – NPO)

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