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Biologie

UV-Reflektion verrät Kuckuckseier

Vögel erkennen ihre eigenen Eier an der UV-Signatur

Männliche Mönchgrasmücke © GFDL / G. Holler

Viele Vogeleier reflektieren Licht im UV-Bereich auf ganz spezifische Art und Weise. Und genau diese UV-Signatur ist es auch, die es brütenden Vogeleltern ermöglicht, artfremde Eier, wie beispielweise die eines Kuckucks, zu erkennen und aus dem Nest zu entfernen.

Der Kuckuck hat seine Strategie des Brutschmarotzens nahezu perfektioniert. Seine Eier sind denen der bevorzugten „Pflegeeltern“ oft so ähnlich, dass sie mit bloßem Auge nicht zu unterscheiden sind. Trotzdem aber erkennen viele Vogeleltern das Kuckucksei und werfen es aus dem Nest. Aber wie? Um das herauszufinden versetzte sich der Wissenschaftler Marcel Honza von der tschechischen Akademie der Wissenschaften quasi in die Rolle eines Vogels. Denn deren optisches System kann im Gegensatz zu unserem auch UV-Strahlung als sichtbares Licht wahrnehmen.

Möglicherweise sahen ja die Eier der Kuckucke zwar im sichtbaren Licht gleich aus, verhielten sich aber gegenüber der UV-Strahlung anders als die Eier der Wirtsvögel? Bekannt war bereits, dass viele Vogeleier tatsächlich UV-Wellen reflektieren. Für seinen Versuch nutzte Honza nicht die Kuckuckseier selbst, sondern testete zunächst, ob die UV-Signatur für die Erkennung der eigenen Eier überhaupt eine Rolle spielt.

Eier mit UV-Blocker

Dafür sammelte er verlassene Gelege der Mönchgrasmücke und legte einzelne Eier daraus in die Nester artgleicher Paare. Zuvor hatten er und seine Kollegen einen Teil der Eier mit einem UV-Blocker überzogen, der das von dem Ei ausgehende reflektierte UV-Licht schluckte. Die andere Hälfte der Eier wurde zu Vergleichszwecken nur mit Vaseline behandelt.

Von den 16 nur mit Vaseline überzogenen Eiern akzeptierten die Mönchgrasmückeneltern elf und bebrüteten sie zusammen mit ihrem eigenen Gelege. Anders dagegen sah es für die UV-geblockten Eier aus: Von 28 potenziellen „Pflegeeltern“ kamen elf dem Betrug auf die Schliche, sie pickten solange an dem fremden Ei herum bis sie ihren Schnabel in das entstandene Loch stecken und das Ei aus dem Nest tragen konnten. Immerhin noch 17 Elternpaare jedoch akzeptierten die seltsamen neuen Eier.

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UV-Reflektion wichtiges Erkennungsmerkmal

Aus den Ergebnissen schließen die Forscher, dass die UV-Reflektion der Eier ein wichtiges Erkennungsmerkmal für die brütenden Vögel ist. Einmal erkannt erscheint es logisch, doch bisher hatte es dazu keinerlei Erkenntnisse gegeben. Honza beschreibt in seiner jetzt im Journal of Experimental Biology erschienen Studie seine Überraschung, dass die UV-Reflektivität tatsächlich einen so signifikanten Effekt für die Erkennung von Brutschmarotzern hat.

Als nächsten Schritt wollen die Forscher untersuchen, inwieweit die Kuckucke sich an dieses Verhalten anpassen und möglicherweise ihre Eier nicht nur im sichtbaren Bereich, sondern auch im UV-Bereich dem Aussehen der Wirtseier angeglichen haben.

(The Company of Biologists, 16.07.2008 – NPO)

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